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SWR2 Wort zum Tag

21MRZ2023
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Martina Steinbrecher spricht heute den Beitrag von Malte Jericke:

Manchmal steckt sie sich ihren Fuß in den Mund. Einfach so, ohne jegliche Anstrengung. Beeindruckend. Also ich bekomme meinen Fuß nicht in den Mund. Für meine Tochter ist das kein Problem. Sie ist jetzt ein Jahr alt, da hat sie natürlich gewisse anatomische Vorteile.

Vieles andere kann sie nicht selbstständig: Sich Essen beschaffen zum Beispiel. Da ist sie auf ihre Eltern angewiesen. Ohne Menschen, die sich um sie kümmern, hätte sie keine Überlebenschance. Und trotzdem fällt mir immer wieder auf, dass sie mir in manchem deutlich überlegen ist. Sie kann Dinge, die ich nicht hinbekomme. Und das ist nicht immer nur anatomisch bedingt. Ich beobachte zum Beispiel, dass Menschen oft ganz fröhlich und friedlich werden, wenn sie mit Kindern zusammen sind. Eine Wirkung, die ich nicht immer erziele.  

In der Bibel wird behauptet, dass jeder einzelne für Gott etwas Besonderes ist und irgendwas gut kann (z. B. Gal 3,28f). Das klingt vielleicht wie eine Floskel. Aber ich finde, dass es stimmt. Man kann es erkennen, wenn man die Menschen mit all ihren Fähigkeiten wahrnimmt. So wie ich meine Tochter. Aber es gibt auch andere Beispiele.

Heute ist Welt-Down-Syndrom Tag. Das öffentliche Bewusstsein für Menschen mit Down-Syndrom soll dadurch gestärkt werden. Sie sind im Alltag oft auf Hilfe angewiesen. Viele haben Schwierigkeiten mit unseren sogenannten Kulturtechniken: Lesen, Schreiben, Rechnen. Einige bleiben ein Leben lang auf andere angewiesen. Vielen wird aber auch oft nur wenig zugetraut.  

Natürlich muss man vorsichtig sein mit allgemeinen Zuschreibungen. In einer definierten Gruppe von Menschen sind schließlich nie alle gleich oder können alle dasselbe.

Aber ich habe erlebt, dass Menschen mit Down-Syndrom oft sehr gute emotionale Fähigkeiten entwickelt haben. Sie fühlen mit, nehmen stark Anteil an Freud und Leid anderer und können sehr herzlich sein. Viele haben keine Vorbehalte oder Vorurteile und können Menschen sehr gut so annehmen, wie sie sind. Ich finde, das sind ganz wichtige Fähigkeiten. Und mir zumindest gelingt das nicht immer so gut.  

„Jeder ist etwas Besonders und jeder kann etwas gut.“ In den Begegnungen mit den Downies, die ich kenne, werden solche Sätze für mich wahr.  

Dass Menschen im Alltag auf Hilfe angewiesen sind, heißt nicht, dass diejenigen, die ihnen helfen, grundsätzlich überlegen wären oder mehr können. Menschen haben einfach unterschiedliche Fähigkeiten.

Martina Steinbrecher sprach heute den Beitrag von Malte Jericke von der evangelischen Kirche in Stuttgart

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37306
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SWR2 Wort zum Tag

20MRZ2023
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Martina Steinbrecher spricht heute den Beitrag von Malte Jericke:

Ich habe es getan. Ein Kind in die Welt gesetzt. Meine Tochter ist jetzt ungefähr ein Jahr alt. Ich bereue nicht, dass sie auf der Welt ist.

Warum ich das sage? Weil mir in letzter Zeit immer wieder die Frage begegnet, ob man in so eine Welt noch Kinder setzen kann. Im Freundeskreis wird das diskutiert, aber auch in den Medien. Im Radio habe ich vor Kurzem sogar eine Diskussion verfolgt, da ging es nur noch darum, warum man in diese Welt auf gar keinen Fall mehr Kinder setzen kann.

Die Ängste, die hinter dieser Frage stecken, kann ich nachvollziehen. Können wir in 50 oder 100 Jahren überhaupt noch vernünftig auf dieser Welt leben? Wie geht es weiter in der Ukraine, schwappt der Konflikt bis zu uns? Was machen Krieg und Klimawandel mit unserer Welt? Fragen, die wir heute nicht zufriedenstellend beantworten können und die deshalb Angst machen. Mir auch.

Aber ich finde: wir stehen alldem nicht komplett machtlos gegenüber. Klar, was in der Ukraine passiert, das können wir nicht eben mal kurz beenden. Aber Politiker können doch darauf einwirken, dass irgendwann verhandelt und nicht mehr geschossen wird. Sie können vorsorgen, dass keine neuen Kriege ausbrechen. Als Gesellschaft können wir öffentlich debattieren, Meinungen und Handlungen beeinflussen und friedliches Zusammenleben vorleben. Beim Klimawandel scheint es mir noch viel offensichtlicher: Saubere Energie produzieren und nutzen, CO2 einsparen, verzichten, ohne den Wohlstand komplett aufzugeben, neue Technologien entwickeln. Der Weg, den menschengemachten Klimawandel zumindest stark zu verlangsamen, ist eigentlich klar – wir müssen ihn nur gehen.  

Es sind vor allem junge Menschen, die die Klimadiskussion in die breite Öffentlichkeit tragen und sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzen. Ich erlebe auch oft, dass Schülerinnen und Schüler gute Ideen haben, wie man gerechter und friedlicher zusammenleben kann.

Ich jedenfalls habe diese Welt nicht aufgegeben. Ich denke, meine Tochter kann in hundert Jahren noch gut auf dieser Erde leben, wenn wir manches verändern und verbessern. Daran glaube ich und darauf hoffe ich. Zumindest so lange Kinder geboren werden und sich junge Menschen für eine gute Zukunft einsetzen.

Martina Steinbrecher sprach heute den Beitrag von Malte Jericke von der evangelischen Kirche in Stuttgart

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SWR1 3vor8

08JAN2023
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„Wer sich selbst alles zutraut, wird andere übertreffen.“ Ein Lebensmotto -  eine chinesische Weisheit angeblich. Gelesen habe ich das in einem dieser Abrisskalender, die ihre Besitzerjeden Tag mit einem neuen klugen Spruch beglücken. Hier noch ein Beispiel: „Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten – und ich sage: Leben oder gelebt werden.“ Der Schriftsteller Oscar Wilde hat diese Erkenntnis offenbar der Nachwelt hinterlassen. Jeden Tag ein neues Motto, eine neue kluge Einsicht – ich finde das ziemlich anstrengend.

Einen Abrisskalender hatte Martin Luther sicher nicht auf dem Schreibtisch stehen. Aber ein Lebensmotto war da schon: „Ich bin getauft“. Das hat Luther mit Kreide auf seinen Schreibtisch geschrieben. Daran wollte er sich immer erinnern, vor allem dann, wenn er Angst hatte, wenn seine Sorgen ihn zu überwältigen drohten. Dieses Motto hat ihm Mut gegeben, ihn aufgebaut, weil er wusste: Ich bin getauft, ich bin nicht allein. Gott ist bei mir. Er öffnet mir neue Möglichkeiten, auch wenn ich mal einen Fehler gemacht habe.

Diese Zusage gilt für alle Getauften. Also auch für Jesus. Die Bibel erzählt, wie er als erwachsener Mann getauft worden ist; und über dieses Ereignis wird heute in den ev. Kirchen gepredigt.

Jesus wurde getauft von Johannes, dem Täufer. Der wusste, dass er da jemanden ganz besonderen vor sich hat. „Dieser ist Gottes Sohn“, ist Johannes überzeugt. (Johannes 1,29-34).

Johannes hat gemerkt, dass ihm in Jesus Gott selbst begegnet. Jesus ist mit Gott ganz eng verbunden und trotzdem lässt er sich taufen. Er hat offenbar diesen Zuspruch von Gott gebraucht: Ich bin bei dir, du bist nicht allein. Und helfe dir heraus, wenn du in eine Sackgasse gerätst.

Jesus hat sich nicht zugetraut alles alleine zu schaffen. In der Taufe wird zugesichert: Es gibt jemand, der mir hilft. Das finde ich ein schönes Lebensmotto. Weil es mich von dem Druck befreit alles alleine schaffen und regeln zu müssen. Und wenn ich mich doch mal verlassen und einsam fühle, taucht da hoffentlich irgendwo in meinem Kopf ein Kalenderblatt auf: Ich bin getauft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36760
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

24DEZ2022
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Ich gehe gleich Fußball spielen. Das ist bei mir so Tradition am Morgen des Heiligen Abends. Ich treffe mich mit Freunden aus der Schule, aus meiner Jugend und dann machen wir uns einen schönen Vormittag. Viele, mit denen ich mich treffe, sind nicht oder nicht mehr in der Kirche. Einige sind auch richtige Kirchenkritiker. Da ist es natürlich schon interessant, dass ich Pfarrer bin. In meinem Alter ist das doch eher ein exotischer Beruf. Aber nach einer halben Stunde und ein paar Fragen ist es dann auch schon wieder egal. Dann ist alles wie früher. Und früher war ich auch kein Pfarrer…

Alles ist wie früher – und ich bin darüber froh! Denn diese Begegnungen machen Weihnachten für mich aus. Man trifft sich. Menschen reisen durch die Republik. Ob sie nun in der Kirche sind oder nicht, on ihnen das Christentum wichtig ist oder nicht– das ist in diesem Moment nicht so relevant. Weihnachten, die Geburt Jesu, entfaltet so oder so seine Anziehungskraft. Das Begegnungs- und Beziehungsfest Weihnachten strahlt über das alles hinweg und bringt Menschen zusammen.

Das ist nur logisch. Denn was wir an Weihnachten feiern, ist eine – im positivsten Sinne – Beziehungstat. Gott kommt als Mensch auf die Erde. Er tritt so mit den Menschen in Beziehung und zeigt: Was auch immer passiert, ich lass euch nicht allein.

Und dieses weihnachtliche Motto können wir alle weitertragen.

Mir kommen heute auch diejenigen in den Sinn, für die heute und in den kommenden Tagen keine Begegnungen und Treffen möglich sind. Klar, Einige feiern sicher auch gerne allein. Aber es gibt auch Einsame. Menschen, die isoliert sind, niemanden haben, aber gerne jemanden hätten. Es gibt Menschen, die krank sind und deshalb niemanden treffen können.

Vielleicht kennen Sie ja so jemanden. Womöglich ist da noch eine spontane Einladung drin, für jemanden, der sich darüber freut. Oder ein Anruf oder eine Nachricht: Ich wünsch dir einen schönen Abend! Oft reicht es ja schon, wenn man weiß: Da denkt jemand an mich. Das kann diesen Abend schon zu einem schönen Abend machen. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen, vergnüglichen und friedlichen Heiligen Abend!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36771
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

24DEZ2022
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Ich gehe gleich Fußball spielen. Das ist bei mir so Tradition am Morgen des Heiligen Abends. Ich treffe mich mit Freunden aus der Schule, aus meiner Jugend und dann machen wir uns einen schönen Vormittag. Viele, mit denen ich mich treffe, sind nicht oder nicht mehr in der Kirche. Einige sind auch richtige Kirchenkritiker. Da ist es natürlich schon interessant, dass ich Pfarrer bin. In meinem Alter ist das doch eher ein exotischer Beruf. Aber nach einer halben Stunde und ein paar Fragen ist es dann auch schon wieder egal. Dann ist alles wie früher. Und früher war ich auch kein Pfarrer…

Alles ist wie früher – und ich bin darüber froh! Denn diese Begegnungen machen Weihnachten für mich aus. Man trifft sich. Menschen reisen durch die Republik. Ob sie nun in der Kirche sind oder nicht, on ihnen das Christentum wichtig ist oder nicht– das ist in diesem Moment nicht so relevant. Weihnachten, die Geburt Jesu, entfaltet so oder so seine Anziehungskraft. Das Begegnungs- und Beziehungsfest Weihnachten strahlt über das alles hinweg und bringt Menschen zusammen.

Das ist nur logisch. Denn was wir an Weihnachten feiern, ist eine – im positivsten Sinne – Beziehungstat. Gott kommt als Mensch auf die Erde. Er tritt so mit den Menschen in Beziehung und zeigt: Was auch immer passiert, ich lass euch nicht allein.

Und dieses weihnachtliche Motto können wir alle weitertragen.

Mir kommen heute auch diejenigen in den Sinn, für die heute und in den kommenden Tagen keine Begegnungen und Treffen möglich sind. Klar, Einige feiern sicher auch gerne allein. Aber es gibt auch Einsame. Menschen, die isoliert sind, niemanden haben, aber gerne jemanden hätten. Es gibt Menschen, die krank sind und deshalb niemanden treffen können.

Vielleicht kennen Sie ja so jemanden. Womöglich ist da noch eine spontane Einladung drin, für jemanden, der sich darüber freut. Oder ein Anruf oder eine Nachricht: Ich wünsch dir einen schönen Abend! Oft reicht es ja schon, wenn man weiß: Da denkt jemand an mich. Das kann diesen Abend schon zu einem schönen Abend machen. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen, vergnüglichen und friedlichen Heiligen Abend!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

23DEZ2022
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Was haben Maria und Josef wohl heute vor über 2000 Jahren gemacht? Sie waren wohl noch unterwegs, kurz vor ihrem Ziel. Oder doch schon auf der Suche. Denn –  so wird es in der Weihnachtsgeschichte erzählt – es war für sie ganz schön schwierig eine Unterkunft zu finden. Wir haben keinen Platz mehr“, haben sie überall zu hören bekommen. Für die schwangere Maria kurz vor der Geburt eine sehr bescheidene Situation!

Aber irgendwann gab es zum Glück eine Lösung für die Reisenden, die so dringend eine Bleibe gebraucht haben. Jemand hat sich was überlegt und Maria und Josef geholfen. Sie konnten in einen Stall, nicht optimal, sicher keine Luxusunterkunft, aber immerhin ein Dach über dem Kopf.

Die Erzählung, die morgen in den Gottesdiensten zu hören sein wird, erinnert mich daran, wie wichtig es ist, dass Menschen in Not einen sicheren Ort finden, wo sie hinkönnen.

Ein Dach über dem Kopf suchen in unseren Tagen Millionen von Menschen überall auf der Welt. Menschen, die in Armut leben, Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Tun wir genug, dass sie einen sicheren Ort finden? Zu uns übers Mittelmeer oder aus der Ukraine kommen auch Schwangere, Kinder und Familien, Frauen und Männer. Sie brauchen Hilfe.

In den Tagesthemen habe ich vor zwei Wochen einen Bericht gesehen, in dem Hinweise präsentiert wurden, dass an einer Grenze auf Flüchtlingen geschossen wurde, die in die Europäische Union wollten. Menschen, die einen sicheren Ort gesuchte haben wurden wohl beschossen. So oder so tun wir vieles, dass die Menschen auf der Flucht nicht bis nach Europa oder Deutschland kommen. 

Ich finde, die Weihnachtgeschichte lädt da zum Umdenken ein: Weniger darüber nachdenken, wie man Menschen fernhält, sondern sich zu überlegen, wo man einen Platz für Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen findet, die auf Hilfe angewiesen sind, weil ihre Heimat zerstört, gefährlich oder nicht mehr gut bewohnbar ist. Da geht es auch nicht um ganz oder gar nicht. Alle können kommen oder keiner. Natürlich wären mehr als hundert Millionen Menschen, die laut der Hilfsorganisation Brot für die Welt auf der Flucht sind, für Deutschland zu viel. Aber unsere Möglichkeiten ausschöpfen und uns intensiv darum bemühen bei uns sichere und lebenswerte Räume zu schaffen und anzubieten, das können wir allemal tun.    

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36770
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

23DEZ2022
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Was haben Maria und Josef wohl heute vor über 2000 Jahren gemacht? Sie waren wohl noch unterwegs, kurz vor ihrem Ziel. Oder doch schon auf der Suche. Denn –  so wird es in der Weihnachtsgeschichte erzählt – es war für sie ganz schön schwierig eine Unterkunft zu finden. Wir haben keinen Platz mehr“, haben sie überall zu hören bekommen. Für die schwangere Maria kurz vor der Geburt eine sehr bescheidene Situation!

Aber irgendwann gab es zum Glück eine Lösung für die Reisenden, die so dringend eine Bleibe gebraucht haben. Jemand hat sich was überlegt und Maria und Josef geholfen. Sie konnten in einen Stall, nicht optimal, sicher keine Luxusunterkunft, aber immerhin ein Dach über dem Kopf.

Die Erzählung, die morgen in den Gottesdiensten zu hören sein wird, erinnert mich daran, wie wichtig es ist, dass Menschen in Not einen sicheren Ort finden, wo sie hinkönnen.

Ein Dach über dem Kopf suchen in unseren Tagen Millionen von Menschen überall auf der Welt. Menschen, die in Armut leben, Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Tun wir genug, dass sie einen sicheren Ort finden? Zu uns übers Mittelmeer oder aus der Ukraine kommen auch Schwangere, Kinder und Familien, Frauen und Männer. Sie brauchen Hilfe.

In den Tagesthemen habe ich vor zwei Wochen einen Bericht gesehen, in dem Hinweise präsentiert wurden, dass an einer Grenze auf Flüchtlingen geschossen wurde, die in die Europäische Union wollten. Menschen, die einen sicheren Ort gesuchte haben wurden wohl beschossen. So oder so tun wir vieles, dass die Menschen auf der Flucht nicht bis nach Europa oder Deutschland kommen. 

Ich finde, die Weihnachtgeschichte lädt da zum Umdenken ein: Weniger darüber nachdenken, wie man Menschen fernhält, sondern sich zu überlegen, wo man einen Platz für Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen findet, die auf Hilfe angewiesen sind, weil ihre Heimat zerstört, gefährlich oder nicht mehr gut bewohnbar ist. Da geht es auch nicht um ganz oder gar nicht. Alle können kommen oder keiner. Natürlich wären mehr als hundert Millionen Menschen, die laut der Hilfsorganisation Brot für die Welt auf der Flucht sind, für Deutschland zu viel. Aber unsere Möglichkeiten ausschöpfen und uns intensiv darum bemühen bei uns sichere und lebenswerte Räume zu schaffen und anzubieten, das können wir allemal tun.    

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

22DEZ2022
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Wer auf überfüllte Züge steht, für den ist heute ein Glückstag. Es ist Reisezeit. Viele Menschen machen sich auf den Weg, nach Hause, zu ihren Familien oder zu Freunden. An Weihnachten will man bei seinen Liebsten sein, da nimmt man die Zeit in einem gut gefüllten Zug oder auf einer vollen Autobahn doch gerne in Kauf. Zumindest dann, wenn man sich auf fröhliche und unbeschwerte Begegnungen freuen kann. Das ist leider nicht immer der Fall.

Immer wieder erzählt mir jemand, dass er gar nicht so richtig Lust darauf hat, an Weihnachten die Familie zu treffen. Viele Menschen haben Angst, dass es Streit geben könnte. Gerade an Weihnachten kann das besonders schlimm sein: Alte Konflikte brechen auf. Unterm Weihnachtsbaum kommen die Erinnerungen an früher wieder hoch. Man fällt in alte Rollen zurück. Denn alles soll ja so sein wie immer, wie früher. Aber war da alles gut?

Beeindruckend finde ich, dass viele, die schon im Vorhinein wissen, dass es schwierig wird, sich trotzdem auf den Weg machen, Autobahnen fülle und Züge bevölkern. Warum tun sie sich das an?

Ich glaube: Weihnachten hat da irgendwie eine besondere Kraft. Das Fest schenkt Hoffnung heißt es ja immer. Und wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann braucht es Hoffnung, dass dieses Jahr vielleicht alles anders, das Fest harmonisch wird und es nicht wie in den vergangenen Jahren nur Streit gibt.

Für mich ist das weihnachtliche Hoffnungsbild schlechthin die Krippe. Es gibt Krippenfiguren aus Holz und aus Plastik, modern oder klassisch – aber egal wie: eins haben alle Krippendarstellungen gemein: es geht friedlich zu. Und das ist nicht selbstverständlich. Denn da kommen doch ganz Unterschiedliche zusammen. Menschen und Tiere, Könige und bettelarme Hirten, Schafe, Kamele, Ochs und Esel. Es gibt da ja ganz unterschiedliche Darstellungen. Aber alle vereint, dass sie in Harmonie zusammenstehen, vereint in dem Frieden, der von der Geburt Jesu ausgeht.

Für mich sind Krippen deshalb Erinnerung und Anregung zugleich. Auf so ein friedliches Bild zu schauen berührt mich, regt mich selbst zum Frieden an. Und es erinnert mich daran Frieden zu suchen, ihr dorthin zu bringen, wo noch gestritten wird. Vielleicht hilft Ihnen dieses Bild der Krippe ja auch, dieses Jahr ein harmonisches Weihnachtsfest zu feiern. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36769
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

22DEZ2022
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Wer auf überfüllte Züge steht, für den ist heute ein Glückstag. Es ist Reisezeit. Viele Menschen machen sich auf den Weg, nach Hause, zu ihren Familien oder zu Freunden. An Weihnachten will man bei seinen Liebsten sein, da nimmt man die Zeit in einem gut gefüllten Zug oder auf einer vollen Autobahn doch gerne in Kauf. Zumindest dann, wenn man sich auf fröhliche und unbeschwerte Begegnungen freuen kann. Das ist leider nicht immer der Fall.

Immer wieder erzählt mir jemand,, dass er gar nicht so richtig Lust darauf hat, an Weihnachten die Familie zu treffen. Viele Menschen haben Angst, dass es Streit geben könnte. Gerade an Weihnachten kann das besonders schlimm sein: Alte Konflikte brechen auf. Unterm Weihnachtsbaum kommen die Erinnerungen an früher wieder hoch. Man fällt in alte Rollen zurück. Denn alles soll ja so sein wie immer, wie früher. Aber war da alles gut?

Beeindruckend finde ich, dass viele, die schon im Vorhinein wissen, dass es schwierig wird, sich trotzdem auf den Weg machen, Autobahnen fülle und Züge bevölkern. Warum tun sie sich das an?

Ich glaube: Weihnachten hat da irgendwie eine besondere Kraft. Das Fest schenkt Hoffnung heißt es ja immer. Und wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann braucht es Hoffnung, dass dieses Jahr vielleicht alles anders, das Fest harmonisch wird und es nicht wie in den vergangenen Jahren nur Streit gibt.

Für mich ist das weihnachtliche Hoffnungsbild schlechthin die Krippe. Es gibt Krippenfiguren aus Holz und aus Plastik, modern oder klassisch – aber egal wie: eins haben alle Krippendarstellungen gemein: es geht friedlich zu. Und das ist nicht selbstverständlich. Denn da kommen doch ganz Unterschiedliche zusammen. Menschen und Tiere, Könige und bettelarme Hirten, Schafe, Kamele, Ochs und Esel. Es gibt da ja ganz unterschiedliche Darstellungen. Aber alle vereint, dass sie in Harmonie zusammenstehen, vereint in dem Frieden, der von der Geburt Jesu ausgeht.

Für mich sind Krippen deshalb Erinnerung und Anregung zugleich. Auf so ein friedliches Bild zu schauen berührt mich, regt mich selbst zum Frieden an. Und es erinnert mich daran Frieden zu suchen, ihr dorthin zu bringen, wo noch gestritten wird. Vielleicht hilft Ihnen dieses Bild der Krippe ja auch, dieses Jahr ein harmonisches Weihnachtsfest zu feiern. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36756
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

21DEZ2022
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Geschenke nerven. Diese ganze Konsumwut vor Weihnachten ist doch übertrieben und verdeckt, worum es beim Fest eigentlich geht: um Besinnlichkeit, um Familie, und natürlich um die Geburt Jesu.

Bedenken dieser Art höre ich immer wieder. Und wenn sich unter dem Weihnachtsbaum Spielkonsolen und Mobiltelefone meterhoch stapeln, dann kann man das sicher übertrieben finden. Man kann es aber auch einfach auf sich beruhen lassen und die Menschen mit ihren Geschenken glücklich werden lassen. Denn wie fast immer macht es - finde ich - wenig Sinn mit den Extremen zu argumentieren und gerade diese herauszustellen.

Denn grundsätzlich ist Schenken doch etwas sehr Schönes. Ich mache mir Gedanken, was anderen gefällt. Ich investiere Zeit in Menschen, die mir wichtig sind. Und selber bekomme ich Geschenke einfach so, weil jemand anderes mir zeigen möchte: ich mag dich, du bist mir wichtig, du bist ein Geschenk. Das kann ich mir nicht verdienen, sonst wäre es kein Geschenk mehr, sondern eine Gegenleistung.

Und damit passen Geschenke sehr gut zu Weihnachten. Denn Weihnachten beginnt mit einem Geschenk. Gott kommt als Mensch in die Welt. Das ist ein Geschenk. Da investiert Gott seine Zeit hinein, weil er wissen will, wie sich unser Leben anfühlt. Er will selbst erleben, was wir brauchen und was uns guttut. Gott ist damit keiner, der in anderen Sphären unterwegs ist, sondern hier auf der Erde das Leben der Menschen besser machen will.

Auch deshalb finde ich es schön, sich an Weihnachten etwas zu schenken. Weil es an das Geschenk erinnert, das Gott uns an Weihnachten macht.

Der Philosoph und Theologe Albert Schweitzer hat es so formuliert: „Weihnachten ist das schönste Fest der Welt. Die Geschenke, die man sich überall gibt, sind Bilder der Güte Gottes, seiner Güte für uns.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36768
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