Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR1

 

SWR4

 

Autor*in

 

Archiv

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Das ist Ihre Chance!“. Werbebriefe wie diesen fische ich täglich aus dem Briefkasten.
Ständig will mir da jemand seine Aktienfonds, Wertanlagen, oder Sparpakete verkaufen.
Wer hat, der hat, sagt man. Tja, und das was ich habe, sollte ich natürlich auch noch klug investieren. Damit daraus noch mehr wird: Rendite, Prämien, Zins und Zinseszins.
Ein schlauer Geschäftsmann, macht sich Gedanken über seine Fabrik. Die Produktion läuft wie am Schnürchen, er weiß schon nicht mehr, wie er all die Aufträge schaffen soll. Da beschließt er die alte Fabrik abzureissen und eine neue zu bauen. Doppelt so groß, damit er in Zukunft die Produktion noch steigern kann. Dann will er sich endlich aus der Firma zurückziehen. Nach all den harten Arbeitsjahren will er dann sein Leben noch einmal genießen, reisen, feiern, tanzen, essen, Zeit haben. Da schaltet sich aber plötzlich Gott ein. Er sagt zu ihm: Du Held! Noch heute Nacht wirst Du sterben. Was wird dann aus all deinem Geld, der Firma und den teuren Autos? Diese Story, die Jesus damals den Menschen seiner Zeit erzählt hat, stammt aus der Bibel. Doch der Gedanke ist auch heute Allgemeingut: Das letzte Hemd hat keine Taschen. So wird’s allen gehen sagt die Bibel, die allein das Ziel haben, in diesem Leben reich zu werden. Am Schluss werden sie mit leeren Händen vor Gott stehen. Das klingt hart, doch es geht Jesus nicht darum, die zu verurteilen, die sich durch Fleiß und Erfolg einen gewissen Wohlstand aufgebaut haben. Es geht um das Ziel dahinter. Denn Reichtum wird schnell zum Selbstzweck, aber wirklich glücklich macht er nicht. Aktien für den Himmel gibt es nicht. Investieren kann man trotzdem in den Himmel. Auch mit Geld. Man kann Menschen unterstützen, die in schwierigen Situationen sind, oder solche, die tolle Ideen für soziale Projekte haben, die aber nicht die finanziellen Mittel dazu bekommen. Man kann einem Patenkind in einem armen Land die Schule finanzieren, oder einer Kirchengemeinde helfen, die ohne Spenden ihre Arbeit nicht mehr tun kann. Solche Investitionen verändern nicht nur die Welt, sie machen auch noch Spaß. Investieren Sie was!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2682
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

12 DM gab’s für die Stunde. Mein erster Job, als Schülerin in einer Bäckerei. Damals war ich froh, über jeden Pfennig, den ich bekam. Erst später habe ich genauer verglichen: Wie viel bekomme ich hier pro Stunde? Werden wir alle gleich bezahlt? Die Angst zu kurz zu kommen, ist tief in uns Menschen verankert. Noch genauer schauen wir hin, wie viel und wie gut andere arbeiten. Ob sie es überhaupt verdienen, dafür bezahlt zu werden. Stellen Sie sich vor: Da stellt ein Winzer Tagelöhner ein. Frühmorgens stellt er die ersten ein, die auf dem Marktplatz stehen und auf Arbeit warten. Er schickt sie in seinen Weinberg. Er geht mehrmals, bis abends um fünf auch noch die letzten bei ihm Arbeit finden. Als am Ende des Tages der Lohn ausgezahlt wird, beginnt er bei denen, die die kürzeste Zeit mitgearbeitet haben. Sie bekommen, wie vereinbart, den vollen Tagessatz. Bei den anderen steigt die Vorfreude. Denn natürlich gehen sie davon aus, dass ihr Lohn noch viel größer ausfällt. Doch sie irren sich. Auch sie bekommen den ausgemachten, gleichen Lohn. Das gibt natürlich Ärger. „Ungerecht ist das, werfen sie ihrem Chef vor, die anderen haben nur eine Stunde gearbeitet. Wir haben uns doch den ganzen Tag in der Hitze für Dich abgerackert! Der Weinbauer meint dazu aber nur: Reg Dich nicht auf, Dir geschieht doch kein Unrecht. Ärgerst Du dich tatsächlich, weil ich großzügig bin?“ Es ist doch irgendwie komisch: Warum geht es uns Menschen oft nicht gut, wenn es anderen auch gut geht? Stattdessen geht es uns schlecht, wenn es anderen gut geht… So wie dieser Winzer denkt auch Gott, sagt dieses Gleichnis aus der Bibel. Ich bin stolz auf diesen Gott, der auf eine ganz andere Art gerecht und großzügig ist, als wir Menschen es jemals sein werden. Bei ihm kommt keiner zu kurz. Das macht mir Mut, auch mal über meinen Schatten zu springen und darauf zu schauen, dass auch andere nicht benachteiligt werden. Gott sorgt für Gerechtigkeit. Für meine und für die von allen anderen. Gut zu wissen, finde ich.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2681
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Sparsamkeit ist eine Tugend, dort wo ich herkomme jedenfalls. Auch wenn andere Witze darüber machen: ein echter Schwabe würde sein Geld nie verschleudern.
Er legt es clever an, in Aktien und natürlich das Eigenheim. Und selbst wenn er eigentlich im Geld schwimmt, würde er sich doch nie überflüssigen Luxus gönnen. Sehr bescheiden und bodenständig. Ich mag das. Und im Zeitalter der ständigen Sparmaßnahmen sind die Schwaben natürlich ganz im Sinne des Zeitgeistes.
Das einzige, was mich am Verhalten meiner Landsleute wirklich stört ist, dass sich die Sparsamkeit häufig auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt. Sie kennen bestimmt die Redensart: „Et gschompfa isch au a Lob“. Wer nicht schimpft, lobt schon. Wer bitte kam auf die Idee, dass ausgerechnet an dieser Stelle gespart werden muss? Mit Freundlichkeit und Lob darf meiner Meinung nach nicht gegeizt werden. Gerade in Zeiten in denen Vieles im Umbruch ist, alles immer noch schneller, effektiver und möglichst ohne Pausen funktionieren soll. Wir brauchen alle eine große Dosis Mitmenschlichkeit: Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Alte, Erfolgreiche und Benachteiligte. Jesus ist mir in seinem Verhalten darin ein großes Vorbild. Er war nicht nur zu den Menschen freundlich, die ihm nützten, oder die ihn auch mochten. Er redete auch freundlich mit dem korrupten Zachhäus, oder der ausgegrenzten Maria Magdalena. Er nahm sich Zeit für kleine Kinder und selbst die nervigen Pharisäer, die ihn ständig der Gotteslästerung beschuldigten, schickte er nie überheblich weg. Wer Gott kennen lernt, lernt auch eine neue Art von Großzügigkeit kennen.
Denn Gott schenkt bedenkenlos her, was er hat. Er sitzt nicht selbstherrlich auf seinem Ersparten, der Liebe, Güte, Gnade, Frieden, Trost, Freiheit.
Gott teilt mit vollen Händen an uns aus. Auf diese Schätze gibt’s keine Zinsen.
Sie werden sogar erst dann wirklich wertvoll, wenn man sie weiterschenkt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2680
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich glaub das einfach nicht! Zweifel und Bedenken machen sich in meinem Kopf oft breit. Warum sollte ich gerade diesem Menschen glauben, dass er mich liebt, jenem Shampoo, dass es meine Haare glänzender macht, dem Politiker, dass er ehrlich ist und dann noch einem Gott, den ich nicht sehen kann? Kennen Sie das auch? Wir Menschen suchen immer nach Beweisen, Bestätigungen, Sicherheit.
Bei einem physikalischen Experiment ist das kein großes Problem, aber wie kann Gott bewiesen werden? Einen echten naturwissenschaftlichen Beweis gibt es nicht. Spannend zu sehen ist aber, wie Gott Menschen begegnet, die an ihm Zweifeln, vielleicht sogar verzweifeln, aber trotzdem nach ihm fragen.
Thomas ist so einer. Er gehört zu den Jüngern von Jesus, sozusagen zum persönlichen Mitarbeiterstab. Thomas kann einfach nicht glauben, dass Jesus nach seinem Tod auferstanden und wieder lebendig sein soll. Das ist auch einfach unfassbar! Die anderen Jünger erzählen ihm zwar davon, was sie erlebt haben, aber Thomas ist das nicht genug. „Erst wenn ich die Spuren der Nägel in seinen Händen sehen und die Hand in seine Seitenwunde legen kann, dann glaube ich das. Vorher nicht!“
Ganz schön frech, was er da fordert! Aber Thomas will keine halben Sachen, er glaubt nur, was er sieht. Er zweifelt und grübelt. So wie ich und Sie das vielleicht auch oft tun. Jesus hätte eingeschnappt sein können, dass Thomas nicht an seine Auferstehung geglaubt hat. Oder zu stolz, um ihm noch ein zweites Mal ganz persönlich zu beweisen, was passiert ist. Doch er tut es trotzdem und zeigt Thomas seine Wunden. Warum? Weil er vermutlich ganz genau weiß, wie wichtig dieser sinnliche Eindruck für Thomas ist. Er hat ihn ernst genommen und in seiner ganzen Persönlichkeit respektiert: als einen Verstandesmensch mit allen seinen Zweifeln.
Jesus gibt Thomas die Gelegenheit, seine Zweifel auszuschalten, indem er auf seine ganz persönlichen Bedürfnisse eingeht. Er begegnet ihm gerade mitten in seinem Zweifel. Und er zeigt ihm deutlich: Wir dürfen zweifeln, sogar an Gott. Denn er liebt uns so sehr, dass er auch unsere Skepsis akzeptiert. Gerade der Umgang mit dem zweifelnden Thomas zeigt, wie wichtig Gott die Beziehung zu jedem Einzelnen von uns ist.
Gott gibt uns niemals auf, zweifellos.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=73
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Die Moral ist zurück. Ohne sie, läuft anscheinend gerade gar nichts mehr in Deutschland. Ob in der Politik, in der Kultur, in der Wissenschaft oder der Religion…überall wird die Rückkehr zu Anstand, Disziplin und Rücksicht gefordert.
Viele Deutsche sind z.B. der Meinung, dass straffällig gewordene Ausländer, möglichst schnell aus unserem Land abgeschoben werden sollten. Denn wer sich nicht an die Spielregeln hält, der fliegt raus, heißt die Begründung. Das ist doch gerecht so. Prominente, die Steuern hinterziehen oder von ihrer Frau betrogen werden, sind überall auf den Titelseiten der Klatschblätter. Wir reden doch gerne über Moral….vor allem wenn sie andere und deren Schwächen betrifft.
Was wäre gewesen, frage ich mich dann manchmal…wenn Jesus genauso „gerecht“ gehandelt hätte, wie wir heute. Denn schon zu seinen Zeiten war es mit der Moral nicht so weit her. Da ist z.B. die Ehebrecherin, der er begegnet. Sie wurde beim Seitensprung ertappt, in flagranti. Da war was los! Die Zeugen schleppen die Frau mit viel Getöse zu Jesus. Sie wollen von ihm nur eins hören: Jesus soll sie schuldig sprechen, dann soll sie, wie es das Gesetz fordert, gesteinigt werden.
Das Volk fordert Gerechtigkeit, menschliche Gerechtigkeit und eine saftige Strafe zu seiner Genugtuung. Aber was tut Jesus? Er dreht den Spieß komplett um. Es ist ihm nicht wichtig, diese Frau bloßzustellen, denn sie hat längst erkannt, dass sie Fehler gemacht hat. Aber die, die sie für ihren Seitensprung verurteilen wollen, halten sich für perfekt und makellos. Ihnen hält Jesus den Spiegel vor, als er sagt: „Wer frei von Sünden ist, der soll den ersten Stein werfen“. Kein einziger wagt es. Jesus verurteilt die Frau nicht. Er bestraft sie nicht. Trotzdem begreift sie, dass sie falsch gehandelt hat.
Jesus ist nicht in diese Welt gekommen, um uns zu zeigen, wie schlecht und unfähig wir sind. Im Gegenteil, er will uns helfen, das Beste aus uns herauszuholen und uns von dem zu trennen, was uns und anderen schadet. In der Geschichte begegnet er der Frau auf eine sehr ermutigende und positive Weise. Auch uns traut er zu, dass wir unser Leben verändern können und verdammt uns nicht, für das, was bisher war. Gerade mit unseren größten Problemen und Nöten dürfen wir zu Gott kommen und ihn um Hilfe bitten. Denn eins ist sicher: Bei ihm fliegen wir nicht gleich wieder raus.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=72
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Das war knapp! Was wäre gewesen, wenn… nach brenzligen Situationen schwirren diese Gedanken in meinem Kopf herum. „Gott sei Dank“, sagen dann manche. Ehrlich gesagt, in Extremsituationen fehlt es mir oft an Gottvertrauen. Denn gerade wenn es hart auf hart kommt, werde ich zum Einzelkämpfer. Statt um Hilfe zu rufen, beiße ich die Zähne zusammen und will alles alleine schaffen. Ein Stoßgebet schicke ich meist erst dann los, wenn die Lage schon aussichtslos ist. Gott wirklich vertrauen, dass ist gar nicht so einfach.
Selbst den Jüngern, also den 12 Männern, die Jesus jahrelang auf seinen Reisen begleitet haben, fiel es schwer ihm zu vertrauen. Einmal gerieten sie auf einem See in ein heftiges Unwetter. Die Männer waren wirklich keine Angsthasen, aber der grünlich-schwarze Himmel über ihnen wurde immer dunkler, eisige Sturmböen peitschten ihnen ins Gesicht und die Wellen schleuderten das Boot so heftig hin und her, dass sie sich nur noch mit Mühe an Bord halten konnten. An Jesus dachte niemand. Was sollte er auch damit zu tun haben? Schließlich fand ihn ein Jünger, selig schlafend! Dass sie gerade um das nackte Überleben kämpften, schien Jesus nicht zu interessieren. Die Jünger weckten ihn; wütend, verwirrt und sicherlich auch enttäuscht. Sie schrien ihm zu: „Herr, wir gehen unter, tu doch was!“
Aber Jesus fragte nur: „Warum habt ihr solche Angst, wo ist euer Vertrauen?“ Dann sprach er etwas in Richtung Wind und Wellen und urplötzlich wurde es still. Dass Jesus sogar der Sturm und das Meer gehorchen, damit hatten die Jünger nicht gerechnet. Ein Happy End.
Trotzdem frage ich mich: „Was wäre gewesen….wenn“ die Jünger Jesus nicht geweckt hätten? Wären sie alle gestorben, oder hätte Gott noch rechtzeitig eingegriffen? Jesus hat mehr Vertrauen von ihnen gefordert, aber kann man Gott vertrauen, wenn man in Lebensgefahr ist? Vielleicht ging es den Jüngern da genau wie mir, sie kamen gar nicht auf die Idee, Jesus gleich um Hilfe zu bitten, denn die Situation erschien ihnen einfach unlösbar, eben übermenschlich.
Trotzdem war ihnen klar, dass hier nur noch einer helfen kann. Da hatten sie schon viel von Gott verstanden. Denn er gibt uns keine Garantie, dass wir vor allen Schwierigkeiten des Lebens verschont bleiben. Aber Gott hat versprochen immer bei uns zu sein und die Stürme und Wellen unseres Lebens zu beruhigen, wenn wir ihm vertrauen. Natürlich klappt das nur, wenn wir ihn auch ans Ruder lassen. An welchem Ufer unser Schiff später landen wird, bleibt dann zwar eine Überraschung, aber in einem können wir uns sicher sein: kentern lässt Gott uns nicht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=71
weiterlesen...