Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Sparsamkeit ist eine Tugend, dort wo ich herkomme jedenfalls. Auch wenn andere Witze darüber machen: ein echter Schwabe würde sein Geld nie verschleudern.
Er legt es clever an, in Aktien und natürlich das Eigenheim. Und selbst wenn er eigentlich im Geld schwimmt, würde er sich doch nie überflüssigen Luxus gönnen. Sehr bescheiden und bodenständig. Ich mag das. Und im Zeitalter der ständigen Sparmaßnahmen sind die Schwaben natürlich ganz im Sinne des Zeitgeistes.
Das einzige, was mich am Verhalten meiner Landsleute wirklich stört ist, dass sich die Sparsamkeit häufig auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt. Sie kennen bestimmt die Redensart: „Et gschompfa isch au a Lob“. Wer nicht schimpft, lobt schon. Wer bitte kam auf die Idee, dass ausgerechnet an dieser Stelle gespart werden muss? Mit Freundlichkeit und Lob darf meiner Meinung nach nicht gegeizt werden. Gerade in Zeiten in denen Vieles im Umbruch ist, alles immer noch schneller, effektiver und möglichst ohne Pausen funktionieren soll. Wir brauchen alle eine große Dosis Mitmenschlichkeit: Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Alte, Erfolgreiche und Benachteiligte. Jesus ist mir in seinem Verhalten darin ein großes Vorbild. Er war nicht nur zu den Menschen freundlich, die ihm nützten, oder die ihn auch mochten. Er redete auch freundlich mit dem korrupten Zachhäus, oder der ausgegrenzten Maria Magdalena. Er nahm sich Zeit für kleine Kinder und selbst die nervigen Pharisäer, die ihn ständig der Gotteslästerung beschuldigten, schickte er nie überheblich weg. Wer Gott kennen lernt, lernt auch eine neue Art von Großzügigkeit kennen.
Denn Gott schenkt bedenkenlos her, was er hat. Er sitzt nicht selbstherrlich auf seinem Ersparten, der Liebe, Güte, Gnade, Frieden, Trost, Freiheit.
Gott teilt mit vollen Händen an uns aus. Auf diese Schätze gibt’s keine Zinsen.
Sie werden sogar erst dann wirklich wertvoll, wenn man sie weiterschenkt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2680
weiterlesen...