Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR1

  

SWR4

 

Autor*in

 

Archiv

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

28MRZ2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Woche vor Karfreitag –Tage, in denen Christen sich an die letzten Tage von Jesus erinnern-kurz bevor er am Kreuz gestorben ist. Wer war damals an seiner Seite? Hat ihn begleitet? Und wer hat ihn im Stich gelassen?

Heute möchte ich ihnen Petrus vorstellen. Den felsenfesten Wackelkandidaten unter den Jüngern Jesu. Der Mensch mit dem großen Vorsatz und dem vollen Einsatz und dem großen Entsetzen. Er hat es ja fraglos zu großer Bekanntheit gebracht.

Steht in der Überlieferung wie der berühmte Fels in der Brandung, ist Vorbild und Musterschüler, Hitzeblitz und Draufgänger, voll Wagemut und Übermut. Aber, was sich womöglich weniger herumgesprochen hat, ihm haben wir auch den Hahn auf dem Kirchturm zu verdanken.

Jesus ist verhaftet und abgeführt worden – hinein ins Gerichtshaus: Petrus steht im Hof der Folterknechte und wärmt sich am Feuer, da plötzlich wird ihm eingeheizt von wildfremden Leuten, die ihn sehen und fragen, ob er nicht auch zu diesem Jesus gehört. Er vergisst alle seine Versprechen und hört sich sagen: Den kenne ich nicht. Ich kenne den nicht. Den nicht!

Er stiehlt sich davon, es wird gerade morgen, als für ihn die Welt untergeht als er nämlich unerhört lauthals den Hahn krähen hört. Und da erschrickt er sich zu Tode. Er erinnert sich sofort, dass Jesus am Vorabend gesagt hatte:

„Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!“ Und so ist es gekommen. Jetzt gibt es Tränen und eine gewaltige Scham und eine ganz große Reue, wegen seiner Treue, die keine war.

Und darum sitzt tatsächlich der Hahn auf dem Kirchturm bis heute. Er ist ein unermüdlicher Prediger, der mir ins Gewissen kräht und danach fragt, ob ich in den Höfen und auf den Gassen bekenne oder verleugne  und sage: Den kenne ich nicht!

Bekennen oder verleugnen, darauf kommt es auch heute an. Soll bloß niemand glauben, dass da kein Hahn danach kräht. Christen sind nämlich gefragte Leute!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37365
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

27MRZ2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Woche vor Karfreitag –Tage, in denen Christen sich an die letzten Tage von Jesus erinnern – kurz bevor er am Kreuz gestorben ist. Wer war damals an seiner Seite?  Hat ihn begleitet? Und wer hat ihn sogar verraten?

Heute möchte ich ihnen Judas vorstellen. Der Freund, der zum Feind wird. Er ist darum nicht gerade beliebt. Das Image eines Verräters ist auf ewig beschädigt. Aber er hat nun mal dazugehört, zum engsten Freundeskreis Jesu. Judas hat was. Hat was Besonderes. Hat eben Besonderes erwartet von diesem Heilsbringer Messias.

Er ist womöglich sogar der glühenste Anhänger von Jesus gewesen, hat Weltbewegendes von ihm erwartet: Dass er die römischen Besatzer zum Teufel jagt, Freiheit und Gerechtigkeit erkämpft, für Frieden auf Erden sorgt. Entsprechend nervig muss für ihn diese soft-version Jesu von rechter Backe, linker Backe gewesen sein: Wieso setzt sich Jesus nicht endlich durch? Haut auf den Putz? Stattdessen diese betörende Harmlosigkeit bis zur verrückten Feindesliebe. Da hätte doch politisch mehr drin sein müssen.

Alles, aber doch kein Scheitern. Als hätte er Jesu Durchgreifen erzwingen wollen, setzt er alles auf eine Karte und geht bis zum Verrat. Kuss und Schluss für 30 Silberlinge. Judas will alles oder nichts!

Und wenn er dafür sorgt, dass Jesus angegriffen wird, dann wird er sich eben endlich wehren müssen. Judas sucht was, sucht um Himmels willen das Ende des Elends. Und stürzt doch hinein. Und als alles verloren ist, Jesus zum Opfer wird, da wirft er am Ende alles weg, das Kopfgeld und das eigene Leben.

Dabei hat er gebrannt und geliebt und gehofft wie kaum ein anderer. Wenn ich einmal doch in den Himmel kommen sollte, werde ich zuerst nach ihm fragen. Ich gehe davon aus, dass er dort ist. Womöglich hat ihm Gott ja inzwischen hinlänglich erklärt, warum das mit dem Kreuz alles so kommen musste, weil, das wüsste ich ehrlich gesagt auch ganz gern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37364
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

21JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wichtige Dinge kann man uns Menschen nicht oft genug sagen. Uns immer und immer wieder die Liebe und den Frieden zu erklären zum Beispiel, davon können wir gar nicht genug kriegen. Das braucht darum unendlich viele Wiederholungen. Das ist die wirklich wahre erneuerbare Energie für unser Leben. Die unablässige Bestätigung, dass es noch immer gilt, noch immer stimmt, dass wir geliebt, gewollt, geborgen sind. Bestätigt und bestärkt nur können wir aufatmen und weitergehen, wenn dieses neue Jahr begonnen hat. Gott weiß offenbar ganz genau, dass wir nichts dringender brauchen als seine beständige Ermutigung zum Leben.  Darum ist es auch so bemerkenswert, dass es einen Zuspruch gibt, der so oft wie kein anderer in der Bibel steht. Und der heißt: „Fürchte dich nicht!“ Angeblich soll das 366 mal in der Bibel stehen. Das würde bedeuten, dass es ausreicht für ein ganzes Jahr und einen Tag. Trostproviant für das ganze 2023 und mehr. Und das brauchen wir auch. Das kann uns nicht oft genug gesagt werden, weil Angst und Schrecken alltägliche Realität sind. Weil für so viele Menschen Trauer und Leid Lebensthemen sind und bleiben. Erlebtes und Erlittenes mit uns gehen und wie ein Schatten zu uns gehören. „Fürchte Dich nicht!“ Das ist die kleine Dosis Hoffnung für jeden Tag.  Das ist der so nötige Mutmacher aus der Speisekammer des Glaubens, für den kleinen Hunger zwischendurch - mit genug Vorrat für ein ganzes Jahr. Das soll uns begleiten, aufrichten und stark machen. Unsagbar vielversprechend ist darum, gesegnet zu sein mit Furchtlosigkeit für unseren Weg durch das neue Jahr.

In einen Lied von Fritz Baltruweit heißt es:
„Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst, mit der du lebst!
Fürchte dich nicht, getragen von Gottes Wort, von dem du lebst.
Fürchte dich nicht, gesandt in den neuen Tag, für den du lebst!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36913
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

20JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Bleib doch noch ein bisschen!“  So sagen wir zueinander, wenn es gerade so schön ist, beisammen zu sein. Ein Besuch kann so gut tun. Eine Begegnung so wertvoll sein. Gerade wenn es im Leben eher schwierig und schmerzhaft zugeht. Beieinander sein und bleiben, das ist mitunter das Wertvollste, was wir einander schenken können. In guten wie in schweren Zeiten. Wenn wir glücklich sind, tut es gut, wenn wir das teilen können mit Menschen, die bleiben und sich mit uns freuen. Und wenn Trauer und Leid, Krankheit und Angst uns belagern, dann ist es erstrecht vonnöten, dass wir nicht verlassen und verloren sind, ohne ein Gegenüber, das es aushält in unserer Nähe und nicht davonläuft.

Darum sind bleibende Weggefährtenschaft und verlässliche Verbindungen so unermesslich groß und bedeutsam. Je älter ich werde, umso mehr lerne ich es zu schätzen, dass es Beziehungen und Freundschaften gibt, die uns über ganze Jahrzehnte schon verbinden und zusammenhalten. Und wenn wir jetzt so am Anfang eines neuen Jahres stehen, dann wünschen wir uns ebenfalls, dass wir beieinander bleiben dürfen und uns nicht verlieren.

Es gehört darum zu den größten Versprechen der Bibel, dass Jesus beim Abschied von seinen Leuten sagt: „Und siehe, ich bin und bleibe bei Euch alle Tage, bis an das Ende der Welt!“  Christen sollen darauf vertrauen, dass wir einen himmlischen Beistand haben, der uns fest verspricht, zu bleiben. Wenn so Vieles, was uns lieb und wert ist, immer wieder vergeht, abbricht, endet, dann bekommt die Zusage eines bleibenden nahen Gottes einen ganz neuen Wert. Wir Menschen brauchen einen Halt, auf den wir uns verlassen können, wenn wir uns verlassen fühlen. In einem altbewährten Kirchenlied heißt es so: „Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott. Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36912
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

19JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Taufe ist Gottes großes Versprechen. So habe ich das immer empfunden, wenn ich mit Eltern zusammensaß, um anlässlich der Geburt ihrer Kinder, den Taufgottesdienst vor zu besprechen. So auch an dem Abend, an dem ich mit einer jungen Familie verabredet war. Als ich vereinbarungsgemäß kurz nach 8 geklingelt habe, hat mir eine freundliche junge Frau geöffnet. Ihr Mann kucke gerade die Tagesschau. Da wolle er nicht gestört werden. Wir sind in die Küche gegangen. Er ist dann auch kurz darauf vorbeigekommen, hat Hallo! gesagt und dass wir das alles mal schön alleine miteinander besprechen sollten, er sei ein Verfechter von Arbeitsteilung in der Familie und die 3 großen Ks fielen unter die Zuständigkeit seiner Frau, als da wären: Kinder, Küche, Kirche. Sprachs - und zog sich wieder zurück zurück vor den Fernseher, ließ die Tür aber offen.

Wir haben also den Ablauf der Taufe zu zweit besprochen und sind schließlich zu der Frage nach einem Taufspruch gekommen. Da hat sich die Stimme aus dem Wohnzimmer gemeldet: „Den Taufspruch weiß ich schon lange!“ hat er triumphal um die Ecke gerufen. „Für meinen Sohn kommt da nur ein Motto in Frage: Nichts ist unmöglich! Das passt –oder?“   

Zuerst war ich ziemlich verblüfft und habe ein bisschen um Fassung gerungen. Dann habe ich gesagt, dass ich natürlich den Spruch auch kenne, dass der aber nicht etwa für das Auto erfunden wurde, sondern für den Menschen – und dass er deshalb schon lange in der alten Bibel stünde. Da hat er plötzlich in der Tür gestanden. “ Wie bitte?“ „Was haben sie gesagt?“   „Ja“, habe ich gesagt „der Spruch stammt aus der Bibel und heißt: Nichts ist unmöglich für den, der glaubt!“ „Na, dann stimmst ja!“  hat er zufrieden kommentiert. Bei der Taufansprache hat er dann Sonntags drauf feuchte Augen bekommen, als ich gesagt habe, dass Gott mit der Taufe verspricht, dass auch seinem Sohn das Leben gelingen kann, wenn dabei seinen Glauben nicht verliert. Es war dann nur noch ein Grund mehr, sich gut gelaunt vor der Kirchentür zu verabschieden, als der stolze Vater gesehen hat, dass ich tatsächlich auch noch das passende Auto fuhr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36911
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Versprechen sind wie segensreiche Energiespender, Kraftquellen, Lichtblicke. Aber wehe, wenn es sich nicht bewährt, wenn es eben leere Versprechungen bleiben. Dann kippt der ganze Wagemut um in Zagegeist und Resignation. Nichts schlimmer als leere Versprechungen. Die meisten von uns werden das auch schon mehr oder weniger schmerzhaft erlebt haben, wie sich das anfühlt, wenn man so enttäuscht wird.

Mir persönlich ist ein nicht gehaltenes Versprechen ganz genau in Erinnerung, vielleicht weil es die erste ganz große Ernüchterung meines Lebens gewesen ist. Es war mein 11. Geburtstag. Ich war das erste Jahr weg von daheim im Internat, einigermaßen heimwehkrank und mutterseelenallein, wie man so sagt. Man hatte uns gleich zu Beginn des Schuljahres versprochen, dass an alle Geburtstage gedacht wird.

Und das war dann auch so. Ich habe es genau beobachtet. Immer wenn wir morgens zum Frühstück in den Speisesaal kamen, brannten Kerzen an den Plätzen, an denen Geburtstagskinder saßen. Und das blieb dann so den ganzen Tag. Bei allen Mahlzeiten. Ich war deshalb auch ganz arg aufgeregt, als ich am Morgen meines ersten Geburtsages in der Fremde auf dem Weg zum Frühstück daran dachte, dass ich jetzt gleich an meinem Ehrenplatz ankommen und alle Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde. Umso härter traf es mich, als ich beim Betreten des Raumes sofort sah, dass man mich vergessen hatte. Da war keine Kerze. Da war kein Licht. Mein Geburtstag war abgeschafft und ich gleich mit.

Den ganzen Tag habe ich gelitten unter diesem nicht gehaltenen Versprechen. Man kann sich nämlich nicht selbst gratulieren. Zum Glück kamen Abends spät noch meine Eltern mit Oma und Schwester zu Besuch und haben mich gerettet knapp vor dem Weltuntergang. Aber vergessen habe ich es nie, dieses Brennen, diesen bitteren Schmerz. Bis heute brauche ich am Geburtstag unbedingt eine Kerze.

Was man verspricht, das muss man halten. Das gehört sich so. Alles andere ist unerhört gottlos, weil es lieblos ist. Das hat was mit Vertrauen und Verlässlichkeit zu tun. Und ohne das, kann niemand aufstehen und seinen Tag begrüßen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36910
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

17JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ob das Neue Jahr 2023 ein vielversprechendes Jahr werden kann? Schön wärs! Aber wer wagt es in diesen Tagen, optimistisch zu sein? Wo sind die Leute, die zuversichtlich in die Zukunft schauen? Es könnten die Christinnen und Christen sein. Die könnten das doch riskieren, diesen positiven Blick nach vorne. Schließlich glauben sie doch an einen Gott, der Zukunft und Hoffnung verspricht. Und das macht er nicht nur mit Worten, er zeigt es uns auch. Er zeichnet es uns an den Himmel, weil er der Meistermaler überhaupt ist. Und das schon seit ewigen Zeiten. Genauer gesagt, seit er den Regenbogen erfunden hat, mit dem er seiner Welt farbenfrohe Grüße schickt, immer wieder, wenn Regen und Sonne sich küssen. Die Bibel erzählt, dass Gott eines Tages nach schrecklichen Zeiten der Sintflut und einer Weltuntergangsstimmung weit und breit, dass er da seinen Menschen für die Zukunft ein ganz großes Versprechen gibt. Da lässt er ihnen allen nämlich Folgendes ausrichten:

„Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören. Saat und Ernte, Frost und Hutze, Sommer und Winter, Tag und Nacht!“ So soll es in der Zukunft immer sein: alles kommt und geht seinen Gang, hat Rhythmus und Ordnung, zirkuliert und existiert, hat von allem Etwas, hat etwas von Allem und hat seine Zeit. Und damit dass niemand vergisst, erinnert er uns an dieses große Versprechen mit seinen himmlischen Autogrammstunden, wenn er den Regenbogen sich über uns wölben lässt, wie ein Obdach aus Licht und Farbenspiel. So sollen wir geborgen sein auch im Neuen Jahr, das so vielversprechend werden kann.

In einem Lied von Martin Gotthard Schneider heißt es so. „Mal Gottes Regenbogen an den dunklen Himmel. Schreib Gottes Handschrift in das Grau in Grau der Welt. Lass andre Zeichen sehn, dass sie es neu verstehn, wie Gottes Liebe um uns ist und trägt und hält.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36909
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

16JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Von diesem neuen Jahr versprechen sich Viele nicht viel Gutes. Dafür gab es 2022 einfach zu viel Schlechtes. Das belastet und das ist mit dem Jahreswechsel nicht einfach weg. Der Krieg, das Klima, die Preise …  Die Stimmung im Land nehme ich eher als bedrückt und zumindest nachdenklich wahr. Schließlich haben alle auch noch ihre ganz persönlichen Baustellen und Belastungen.

Da passt die Losung des Jahres ganz gut. Dieser Bibelvers, den die Evangelische Kirche als Leitmotiv und Motto für das Neue Jahr 2023 ausgesucht hat. Es ist ein kurzer Satz nur aus dem ersten Buch Mose und er heißt: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“

Auf das Sehen kommt es also an. Sehen und gesehen werden. Das ist wichtig. Nicht übersehen werden. Das ist göttlich, denn es bedeutet: Gott schaut nicht weg, er schaut nach uns, hat uns im Blick zum Glück. Mir gefällt in diesem Zusammenhang eine Besonderheit in der afrikanischen Landessprache Zulu so gut. Da gibt es nämlich eine besondere Form der Begrüßung, die wir so gar nicht kennen. Denn da sagen die Leute, wenn sie sich begegnen, nicht einfach“ HALLO!“ oder „Guten Tag!“, sie sagen SAWUBONA! Das heißt: „Ich sehe Dich!“  Und die so Angesprochenen antworten dann: „Ich sehe dich auch!“ JEWO SAWUBONA!  Darauf kommt es also an, wenn wir zusammen leben, glauben, lieben und hoffen, dass wir unser Ansehen genießen, uns wahrgenommen fühlen.

Das könnte also doch ein vielversprechendes Neues Jahr für uns alle werden, wenn wir daran denken, dass wir einen GOTT haben, der nach uns schaut. Die Losung des Jahres könnte die Lösung sein: Da ist ein Gott, der uns sieht, der vielleicht auch ein Nachsehen mit uns hat, wer weiß, der jedenfalls nicht wegschaut, wenn uns Angst und bange wird. Keinen Augenblick sollen wir ohne diesen liebevollen Gottesblick unterwegs sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36908
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

12NOV2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Glaube ist nicht nur Privatsache. Christsein ist zwar ganz schön persönlich, aber es bleibt nicht allein für sich im stillen Kämmerlein.  Es geht aus sich heraus und auf andere zu. Da trifft es sich gut, wenn dann aus dem Ich ein WIR wird und aus der Vereinzelung eine Gemeinschaft. Jesus hat das genau gewusst und gefördert. Und er hat dazu nachhaltig Sprechhilfen eingebaut. Zum Beispiel in das Gebet, das wir ihm verdanken. Seine Leute hatten ihn ja einmal gefragt, wie man das macht, mit Gott reden. Und da hat er sich ein Gebet einfallen lassen, das seither um die ganze Welt geht.

Das VATER UNSER macht aus den Christen die wirklich wahren global prayer. Das habe ich eindrucksvoll auf einer Reise zu unserer Partnerkirche in Ghana erlebt. Wo wir auch hingekommen sind, ob zu Gottesdiensten oder Besuchen bei von uns geförderten Projekten, überall wurde viel und heftig gebetet. Und zum Abschluss kam immer das gemeinsame Vater Unser. Das haben dann alle in ihren jeweiligen Landes bzw. Stammessprachen gesprochen. Es ist dann immer sehr beeindruckend gewesen, wie wir doch alle auf den Punkt zum gemeinsamen Ende fanden und schließlich wie aus einem Mund zusammen AMEN sagten. Bezeichnend finde ich, dass uns Jesus nicht eine Anrede Gottes in den Mund gelegt hat, die etwa „Mein Vater!“ sagt oder“ Du mein Gott!“, sondern dass wir IHN nach seiner Sprachregelung immer als Unser aller Vater ansprechen.  Der größte gemeinsame Nenner aller Gläubigen weltweit ist UNSER Vater im Himmel.  Das gemeinsame weltumspannende Gebet der Christenheit setzt immer auf das WIR.  Das gemeinsame Glaubenshaus, in dem wir wohnen, mag viele einzelne Zimmer haben, aber alle Räume sind durchflutet von dem einen Gottesnamen.  Damit wir es nie vergessen. Wer betet sucht immer das WIR. Gott ist nicht nur mein, sondern Unser Vater! Das hält uns zusammen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36465
weiterlesen...

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

11NOV2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wir sind nicht immer einer Meinung. In unserer Gesellschaft nicht und in den Kirchen schon gar nicht. Diese Vielfalt als Gewinn und Stärke anzusehen, das fällt vielen zunehmend schwer.

Ob Pandemie oder Krieg, Inflation oder Klima, immer öfter kommt es vor, dass Menschen nicht mehr zusammenfinden. Streiten wäre ja halb so schlimm. Sich die Köpfe heiß reden, diskutieren, warum nicht. Aber irgendwie ist das zurzeit nicht so gefragt. Da stehen sich Meinung gegen Meinung unerbittlich gegenüber. Und solange man nicht Recht bekommt, sind die andern im Irrtum.

Und es gerät ganz aus dem Blick, dass der Fehler ja auch bei mir liegen könnte.  Diese Option wird gerade nicht so gerne in Erwägung gezogen.  Dabei ist sie biblisch getestet und für machbar und brauchbar befunden. Und das von Jesus Christus höchst selbst.  Und das kam so: Jesus ist mit seinen Leuten unterwegs.  Außerhalb des jüdischen Hoheitsgebietes, auf einem fremden Territorium. Es kommt zu einer brenzligen Situation, als eine Frau Jesus um Hilfe für ihre kranke Tochter bittet. Unverschämt und lautstark tut sie das. Aber Jesus ist sich sicher, dass die ihn nichts angeht. Weil sie eben nicht zu dem erlauchten Kreis des erwählten Gottesvolkes gehört. Aber die Frau schafft es, Jesus immerhin in ein Gespräch zu verwickeln. Doch Jesus beharrt auf seiner Meinung, man nehme nicht den Kindern das Brot weg und werfe es vor die Hunde sagt er. Aber die Frau kontert selbstbewusst und kess:  Die Hunde, sagt sie, lebten aber doch von den Brosamen, die von der Herren Tische fielen.  Jesus ist so dermaßen beeindruckt Von dieser unverdrossenen Beharrlichkeit, dass er zu ihr sagt: „Frau, Dein Glaube ist groß!“   Und da ist es passiert.  Jesus erlebt, dass sein Gegenüber recht hat – und nicht er selbst. Seitdem gilt für uns als Christen: In jeder Auseinandersetzung könnte es uns gehen, wie Jesus.  Es könnte sich am Ende herausstellen, dass der unfassbare Fall eintritt, und wir Unrecht haben.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36464
weiterlesen...