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SWR4 Abendgedanken

Heute waren die Sternsinger bei mir. Sie haben Lieder gesungen und drei Buchstaben auf die Türe gemalt. Ich warte jedes Jahr auf sie. Lege schon bereit, was ich in die Sammelbüchse stecken will und richte die Schokolade für die Sänger.

Der Längste malt die Buchstaben an die Tür. C M B schreibt er. Manche meinen, das steht für die Namen: Caspar, Melchior und Balthasar. Aber eigentlich ist es die Abkürzung für das lateinische „Christus mansionem benedicat“. Das heißt: Christus segne dieses Haus.

Kinder also bringen den Segensspruch. Keine Würdenträger der Kirche, keine geweihten Priester, sondern Kinder. Die hat Jesus hingestellt und den Erwachsenen gesagt: wenn ihr nicht werdet wie diese Kinder, wird es nichts mit euch und Gottes Reich. Menschen wie sie gehören da hinein.   

Die Sternsinger halten eine wunderbare biblische Geschichte lebendig. Die drei Weisen, die aus dem Osten kamen, brachten dem neugeborenen Jesuskind Geschenke. Sie zeigten ihm ihre Liebe und ihren Respekt. Wegen ihrer kostbaren Geschenke hat man später gemeint, sie seien Könige gewesen.

Die drei Männer haben nicht große Abenteuer gesucht, auch nicht Reichtum. Im Gegenteil, sie bringen etwas. Sie nehmen etwas auf sich und suchen einen König, der anders ist als die anderen. Denen, die Macht haben, gefällt das gar nicht. Als Jesus erwachsen geworden war, passierte das wieder. Er war ein Dorn im Auge der Mächtigen.

Ich finde: Auch heute hat es etwas von Protest, wenn Christen ihre Hoffnung auf Frieden mit Jesus verbinden. Sie folgen seinem Weg, weil sie glauben, dass er Frieden und Gerechtigkeit bringt. Die Mächtigen verhandeln zwar darüber, aber bisher haben sie ihn mit ihren Mitteln nicht wirklich zustande gebracht. Mit vielen Menschen hoffe ich, dass es auf dem Weg gelingt, den Jesus gezeigt hat. Diese Hoffnung will ich nicht aufgeben

Bis heute sind wir nicht am Ziel mit dem Frieden. Aber die Sternsinger erinnern daran: Der ihn bringt, ist schon geboren. Mit einem Kind fängt er an, der Frieden auf Erden.

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SWR4 Abendgedanken

Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Am liebsten würde ich beides machen.
Ich weiß, wie schwer es fallen kann, sich für eine Sache zu entscheiden. Besonders wenn ein zweites Angebot mir auch gefallen würde. Dies oder das? Was ist das Richtige für mich? Mit der Entscheidung für die eine Lösung entscheide ich mich zugleich gegen die andere. Das kann wehtun.

Alles geht nicht. Manches Mal kann ich mich damit trösten, dass ich jetzt das eine und später das andere tue. Dieses Jahr nach Südtirol und nächstes Jahr nach Amrum in Urlaub fahre. Und womöglich kommt es dann doch anders.

Oft bedeutet Entscheidung aber Trennung. Das andere ist damit weg, endgültig ausgeschieden. Deshalb ist es wichtig, dass ich meine Entscheidungen sorgfältig treffe. Was kann mir bei dieser Wahl helfen?

Nichts überstürzen. Besser einmal drüber schlafen. Den Tipp habe ich von meiner Großmutter. Und ich finde: Er ist heute noch aktuell.   

Alle Pros und Kontras genau anschauen. Mir hilft, wenn ich sie aufschreibe.
Wichtig ist auch, dass ich meine  Stärken und meine Schwächen kenne und mich nicht unter- oder überschätze.  

Ich merke auch: Entscheidungen, die andere benachteiligen oder ihnen schaden, belasten mein Gewissen. Solche Entscheidungen sind auch für mich nicht wirklich gut.   

Meine Erfahrung ist: Es ist gut, wenn ich mich für das entscheide, was mir etwas wert ist. Für das, was mir wertvoll ist. Für meine Werte. Vielleicht macht das ein bisschen mehr Mühe, vielleicht bringt es nicht so viel Geld, aber es macht mich zufrieden.

In wichtigen Entscheidungen ist es für mich eine Hilfe zu beten. Beim Beten übe ich mich zu vertrauen, dass es einen Weg gibt, der gut für mich ist. Das ist besonders hilfreich, wenn meine Entscheidung mich nicht dahin bringt, wo ich wünsche. Oder wenn sie mich einsam macht, weil andere etwas anderes von mir erwarten.   

Eine Garantie für richtige Entscheidungen gibt es nicht. Ich bleibe angewiesen auf ein bisschen Glück und viel Segen. Und ich vertraue darauf: Gott wird mich begleiten auf dem Weg, für den ich mich entschieden habe.

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SWR4 Abendgedanken

Was wünschen Sie sich denn? frage ich beim 80. Geburtstag die Jubilarin. Ich bin zufrieden, sagt sie. Ich bin gesund und habe alles, was ich brauche. Dann fügt sie hinzu: Das einzige, was mir manches Mal fehlt, ist Zeit. Wir lächeln. Sie ist pensioniert. Versorgt Haus und Garten, hat Enkelkinder und macht mit bei der Nachbarschaftshilfe.
Es geht ihr wie vielen, die sagen: ich habe keine Zeit.

Genauer betrachtet hat jeder Zeit. 24 Stunden pro Tag. An diesem Punkt ist Gott konsequent. Er gibt jedem gleich, Reichen und Armen, Kindern und Managern. Selbst Mütter müssen mit 24 Stunden auskommen. Gott lässt sich nicht bestechen. Keiner kann sich mehr Stunden kaufen für seinen Tag. 

Wenn ich das bedenke, bin ich ein wenig beschämt, denn auch ich sage ja immer wieder einmal: Ich habe keine Zeit. Wie allen anderen stehen mir jeden Tag  24 Stunden mit je 60 Minuten zur Verfügung. Es kommt also darauf an, was ich mit meiner Zeit anfange.  

Mir hilft, wenn ich mir klar mache:
Ich habe Zeit, weil ich sie bekomme. Geschenkt. Solange ich lebe. Nun kann ich mir überlegen: Wofür habe ich Zeit? Wofür gebe ich meine Zeit? Bei manchem bleibt nicht viel Wahl: Arbeiten oder Schlafen, das muss sein. Spannend wird es ja bei der sogenannten freien Zeit. Die kann ich nach eigenem Belieben ausgeben. Musik hören, joggen, lesen, im Garten arbeiten oder mit der Freundin telefonieren. Bei vielen gehört die freie Zeit nach dem Beruf den Kindern oder den alten Eltern. Und ein Ehrenamt schluckt auch eine Menge von dieser freien Zeit.     

Auch Pausen gehören in meine Zeit hinein. Sie sind wichtig. Sie fallen aber nicht vom Himmel. Ich muss sie machen. Ich kann betrachten und verarbeiten, was ich erlebt habe. Solche Pausen schenkt der Schlaf jede Nacht. Und die Ferien einige Male im Jahr. Auch der Sonntag ist so eine Pause. Da darf ich es machen wie Gott. Ausruhen und anschauen, was gelungen ist.  

‚Ich wünsche dir Zeit‘ mag ein willkommener Wunsch sein. Ich möchte ihn umwandeln und sagen: Ich wünsche dir Weisheit im Umgang mit deiner Zeit.

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SWR4 Abendgedanken

Der hat Erfahrung, sagen wir, wenn einer Bescheid weiß, nicht aus Büchern, sondern weil er etwas gemacht oder erlebt hat.   Erfahrungen macht man. Manches geschieht einfach. Anderes kann ich selber gestalten. Ich spüre, was das „mit mir macht“ und ich kann beeinflussen, wie ich mit dem umgehe, was ich erlebt habe. So entstehen Erfahrungen.

Am Ende eines Praktikums im Kindergarten hat mir eine Praktikantin gesagt: Es war eine gute Zeit für mich. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte mit den  Kindern und den Eltern. Aber jetzt weiß ich auch, dass ich das nicht für immer machen möchte. Als Beruf. Sie hat dann Architektur studiert.

Erfahrungen machen – er-fahren, darin steckt fahren. Einen Weg gehen, unterwegs sein. Auf dem Weg, den ich gehe, er-fahre ich, sammle ich Wissen über das, was ich mache und Kenntnisse über mich und andere Menschen.  

Natürlich habe ich nicht alles in der Hand. Ich kann mich nicht selbst programmieren – und die anderen schon zweimal nicht. Dann nur noch den Knopf drücken und die Maschine Leben spuckt lauter gute Erfahrungen aus. So geht es nicht, das wissen Sie und ich auch. Aber es kommt darauf an, wie ich bewerte, was ich erlebt habe. Erst das ist dann meine Erfahrung.   

Eine Frau hat mir erzählt: Ich hatte mir angewöhnt zu sagen, ich muss bügeln, ich muss die Kinder abholen, ich muss zum Friseur. Mit der Zeit habe ich erkannt: Schon wie ich davon spreche, macht so einen Druck. Es fühlt sich an, wie wenn da einer sitzt, der Befehle ausgibt und mich zwingt, sie zu befolgen. Dabei genieße ich es, wieder einmal einen neuen Haarschnitt zu tragen. Warum sage ich dann, ich muss zum Friseur.

Wir haben die Erfahrungen, die wir machen. Es kommt darauf an, ob ich als sinnvoll oder als sinnlos bewerte, was ich erlebe. Es geht nicht immer nach Wunsch.  Manches Mal strenge ich mich an, ohne Erfolg. Aber ich sammle doch Wissen und Erfahrung. Nicht nur aus dem, was gelungen ist, sondern auch aus meinen Fehlern. Beides trägt dazu bei, dass ich Erfahrungen mache und weiß, wie Leben geht, nicht aus Büchern, sondern aus dem gelebten Leben.    

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SWR4 Abendgedanken

Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch, verspricht  Gott seinen Leuten (Hes.36, 26). Vor langer Zeit hat das ein Prophet den Menschen ausgerichtet. Heute noch schließen wir Christen daraus: Gott scheint zu wissen, was wir Menschen uns so sehr wünschen: neu anfangen und Neues erleben im neuen Jahr.  

Ich war ein Kind, als in Südafrika zum ersten Mal einem Patienten ein neues Herz eingepflanzt wurde. Das war eine Sensation. Alle Zeitungen waren voll davon. Der Chirurg Bernard wurde gefeiert. Der Patient beglückwünscht. Ein großartiger Erfolg. Leider hat er nicht lange angehalten.   

Heute gehört es zum medizinischen Alltag, neue Organe einzupflanzen. Vielleicht nicht gerade ein neues Herz. Aber ein neues Knie oder eine neue Hüfte.
Neue Organe retten Leben. Zumindest kann man wieder aktiver leben. Ohne oder mit weniger Schmerzen. Das verbessert die Lebensqualität. 

Das neue Herz und der neue Geist, die Gott verspricht, die tun das auch. Sie machen das Leben neu. Man kann mit einem anderen Blick ins Leben schauen, der dem Leben gut tut und das Miteinander stärkt. Das ist aber nicht durch eine OP zu haben. Das neue Herz kommt als ein Geschenk zu uns, gratis. Aus Gnade, wie die Bibel sagt. Ich muss mich aber darauf einlassen können. Gott machen lassen und ihm vertrauen. Ein neues Herz kann nicht gegen meinen Willen funktionieren. Aber durch meine Sehnsucht kann es wachsen.

Wie ich mir das mit dem neuen Herzen vorstelle? Ich glaube, so ein neues Herz ist weit. Es hat Platz, für Träume und für neue Ideen. Nicht nur meine eigenen Sorgen wohnen darin, auch fremde Not hat Zutritt. Großzügig stelle ich mir das neue Herz vor. Es kann geben und lässt sich bitten, um Hilfe und um Verzeihung. Das neue Herz ist nicht hartherzig. Sondern mitfühlend. 

Ich glaube, so ein neues Herz und eine neue Einstellung bringen eine neue Stimmung in mein Leben. Das geht nicht von null auf 100. Es braucht Zeit. Und Training, wie alle neuen Organe. Jeden Tag neu kann ich mich darauf einlassen und Gott machen lassen.     

Ein neues Herz für das neue Jahr – Tag für Tag. Ich finde: Das sind gute Aussichten für 2017.

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SWR4 Abendgedanken

Barmherzigkeit verwandelt euer Herz. Dieser Satz stammt von Papst Franziskus. Er steht an der Wand einer Kirche in meiner Stadt. Kein Befehl, so muss es sein, sondern eher eine Bitte. Lasst euer Herz verwandeln, nicht von Angst oder Enttäuschung, sondern durch Barmherzigkeit.

Barmherzigkeit. An diesem Wort bin ich hängen geblieben. Für Jesus war es keine Frage, dass Gott barmherzig ist, geduldig und großzügig. Das hat er aus seinem Religionsbuch gelernt. Später hat er zu seinen Freunden gesagt: Seid auch ihr barmherzig, so wie euer Vater im Himmel barmherzig ist. Jesus zeigt den Weg zur Quelle der Barmherzigkeit. Von Gott kommt, was ich brauche, für mich selbst und für andere.

Spuren dieser Barmherzigkeit entdecke ich auch in meinem Leben: Jahr um Jahr gehe ich weiter. Darf erleben, dass Menschen zu mir halten, mir etwas anvertrauen oder zutrauen. Ich genieße es, bei jeder Jahreszeit draußen zu sein. Die Treue der Freunde erfahre ich als eine Kostbarkeit.  Immer wieder kann ich Neues beginnen und fremden Menschen begegnen. Mich an kleinen Dingen freuen und herzlich lachen- auch über mich selbst. Das hält mich lebendig.

Und dazu das Versprechen, das Gott gibt: Hab keine Angst, ich bin an deiner Seite. Und erst recht sein Verzeihen: all die kleinen und großen Fehler, die ich mache, einfach weggewischt. So zieht sich  Gottes Barmherzigkeit durch mein Leben. Seine Art mit mir umzugehen geht mir zu Herzen. Ich erkenne sie immer mehr als Grundlage, die mein Leben trägt und erträglich macht. Und ich erlebe, wie auch ich barmherzig sein kann und damit mir selbst und anderen gut tue.

Barmherzigkeit verwandelt euer Herz. Für mich sind diese Worte eine Einladung: Vertraue darauf, dass sich etwas ändern kann. Lass die Barmherzigkeit dein Herz verändern. Fang einfach an. Wo immer du kannst. Verzeih dem anderen und verzeih auch dir selbst. Sei barmherzig, weil du längst von der Barmherzigkeit lebst.  

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SWR4 Abendgedanken

Heute in einem Monat feiern wir Weihnachten. Eine Woche später ist der letzte Tag im Jahr 2016. Das sage ich nicht, um Ihnen Stress zu machen. Eher weil ich  empfinde, wie es in einem Lied heißt: Die Zeit sie eilt dahin…

Schnell vergeht sie. Ich merke es, wenn der Zahnarzt sagt, im Februar waren Sie zum letzten Mal da. Und ich hatte gedacht, das war vor ein paar Wochen. Die Zeit sie eilt dahin…

Im November spüre ich deutlicher als sonst, wie das Jahr vergeht und auch, wie das Leben vergeht. Ich denke an Menschen, von denen ich Abschied genommen habe für immer. Der Gang auf den Friedhof gehört dazu. Ich besuche die Gräber. Ich zünde Kerzen an oder lege ein Gesteck ab. Es tröstet mich, wenn ich mir dabei vorstelle, dass Gott die Zeit und alle Lebenszeiten in seinen Händen hält.

Wenn ich in diesen Wochen das Vergehen der Zeit so stark empfinde, glaube ich dennoch, dass mir das Jahr nicht einfach durch die Finger rinnt: alles was ich bisher in diesem Jahr erlebt habe, was ich geschafft und was ich durchgestanden habe. Alles auch was andere für mich getan haben. Das ist nicht wenig. Es ist da. Nichts ist verloren.

Manches Mal frage ich mich: Wo ist die Zeit hingekommen? Was habe ich heute geschafft? Wie schnell ist dieser Monat vergangen? Gerade in Zeiten, in denen ich Geduld brauche, weil es nicht so läuft  wie geplant, wenn ich keinen Sinn sehe in  endlosen Sitzungen. Dann habe ich das Gefühl, es ist verlorene Zeit.

Trotzdem finde ich: diese unfreiwilligen Unterbrechungen gehören in meine Zeit hinein. Vielleicht kann ich lernen, sie als heilsame Auszeiten anzusehen. Sie geben mir Zeit. Sie laden mich ein, dass ich Atem schöpfe. Sie erlauben mir, dass ich zu mir selbst komme und auf mein Leben schaue. Und oft werde ich dankbar für das, was trotz allem glücklich verlaufen ist oder gut überstanden.    

Die Zeit sie eilt dahin. Gerade deshalb will ich mein Leben Gottes Händen anvertrauen. Er hält meine Zeit, die aktive und gesunde und auch die einsame und schwere in seinen guten Händen.

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SWR4 Abendgedanken

Willst du gesund werden? Hat Jesus einen Kranken gefragt. Der Patient hatte schon seit vielen Jahren sein Lager am Rand eines Teiches aufgeschlagen. Und wartet immer noch, dass das Wasser ihm Heilung bringt.

Willst du gesund werden? Was für eine Frage. Natürlich will er gesund werden. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle gedacht, der will mich auf den Arm nehmen. Ich wäre ja nicht mehr hier, wenn ich nicht tief drinnen immer noch auf eine Änderung hoffen würde.

Willst du gesund werden? Der Kranke hat gar nicht Antwort gegeben auf diese Frage. Er hat gleich die Erklärung geliefert, warum das bisher nicht geklappt hat mit seiner Heilung.

Ich habe keinen Menschen, bricht es aus ihm heraus. Das ist sein Problem. Das tut ihm weh, mindestens so viel wie seine Krankheit, mit der er seit 38 Jahren lebt. Ich habe keinen Menschen. Dieser Satz geht mir unter die Haut. Keinen Menschen haben, das ist kein Leben. Krank und ausgeschlossen von dem, was zum Leben gehört: miteinander arbeiten und schlafen, essen und trinken, sich streiten und sich vertragen. Niemanden haben, der mitgeht und mitfühlt.  

Wer lange krank ist oder einen Angehörigen pflegt, der kann erleben, dass mit der Zeit die Freunde immer rarer werden und die Kontakte seltener.  Soweit war  es auch bei dem Mann dort am Teich gekommen. Keiner war da.  

Dieser Kranke brauchte wie so viele einen Menschen. Und mit Jesus war er dem Richtigen begegnet. Jesus will sich nicht abfinden, dass Menschen umsonst hoffen. Sie sollen zu essen bekommen, sie sollen sehen können, sie sollen beim Leben mitmachen können.

Jesus, wird für diesen Menschen zum Retter. Er verändert seine Lage. Er holt den Kranken heraus aus diesem Loch, in dem er sagt: Ich habe keinen Menschen.

Die Geschichte fragt mich: Für wen kannst du der Mensch sein? So, dass der andere nicht mehr sagen muss: ich habe keinen Menschen.

Ich weiß: Das wird nicht immer und für alle möglich sein. Krankheit und Sorgen werden nicht einfach verschwinden. Aber vielleicht kann ich es leichter machen, sie zu ertragen.  

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SWR4 Abendgedanken

Mensch mach doch. Das dauert ja eine Ewigkeit bis du fertig bist. So ruft ein Freund durch die Umkleidekabine der Schwimmhalle. Das dauert ja eine Ewigkeit. Und wie lange dauert die?

Viele Menschen verstehen unter Ewigkeit eine lange, eine sehr lange Zeit. Irgendwann einmal hat sie angefangen. Das Ende liegt irgendwo, da vorne,  unvorstellbar weit weg. So weit, dass manche finden, dass das für ihr Leben keine Rolle mehr spielt.

Wir Christen hoffen auf ewiges Leben über den Tod hinaus. Nicht für alle ist das eine schöne Vorstellung, ewig zu leben. Manche meinen, das würde ja doch irgendwann langweilig.

Aber kann denn Ewigkeit überhaupt eine Grenze haben? Kann sie irgendwann zu Ende sein? So wie ein Film oder eine lange Reise irgendwann zu Ende gehen. 

Vielleicht kennen sie die Geschichte von Johann Peter Hebel. Wie lange dauert die Ewigkeit. Sie erzählt, wie ein Vogel mit seinem kleinen Schnabel den hohen Berg abwetzen soll. Und wenn der Berg abgetragen ist, dann ist von der Ewigkeit eine Sekunde vergangen. 

Mir leuchtet eher ein, wenn einer sagt: Ewigkeit ist die immer fortwährende Gegenwart Gottes. Das verstehe ich so, dass Gott jeden Augenblick bei mir ist und immer im Augenblick, im Jetzt, erfahren wird. Mitten im Alltag. Wenn ich mich angenommen fühle, so wie ich bin. Wenn mein Vertrauen stärker ist als meine Angst. So erfahre ich, Gott ist da.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber Ewigkeit, das kann ich mir schwer vorstellen.  Augenblick schon eher. Für einen Augenblick geborgen, glücklich, ganz bei mir.

Wenn ein Fremder unter vielen mir ein Lächeln schenkt und ich spüre, wir sind Verbündete für das Leben. Wenn ich spät abends die Schläge der Glocken zähle, und ich empfinde: Danke für diesen Augenblick. Danke, dass du da bist, Gott, bei Tag und in der Nacht. Dann erlebe ich ein Stück Ewigkeit.  

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SWR4 Abendgedanken

Ich bin glücklich und fühle mich frei, hat mir eine Frau erzählt. Ich habe mich getraut und endlich getan, was ich lange aufgeschoben hatte. Ich habe angepackt, wovor ich Angst hatte.  
Ihr Partner hatte zu ihr gesagt: Dann mach es doch endlich. Du sprichst schon so lange davon. Fass dir ein Herz und fahr los.

Da bin ich bin aus dem Zimmer gelaufen, hat die Frau erzählt, und habe geweint vor Aufregung. Doch dann habe ich nachgedacht und gemerkt: Es stimmt. Ich habe immer wieder davon gesprochen, Pläne gemacht und mir vorgestellt, wie es sein würde. Ich habe mir sogar die Sätze ausgedacht, die ich endlich sagen wollte.
Aber ich habe alles immer nur gedacht und geplant. Aber in diesem Augenblick habe ich gespürt: ich werde nicht mehr davon reden. Ich werde es tun.

Die Frau hatte mit ihrer Tochter Streit gehabt. Der Kontakt war abgebrochen. Bisher hat sie sich nicht dazu durchringen können, mit ihrer Tochter zu reden, anzurufen oder zu ihr zu fahren. Ihre Angst hatte sie abgehalten, ihr Vorhaben in die Tat
umzusetzen.
Sie hatte sich gefragt, ob ihre Tochter sie anhören würde. Oder würde sie das Gespräch verweigern. Und dann – der Stolz. Als Mutter hat sie darauf gewartet, dass die Tochter den ersten Schritt macht.    

Aber auf einmal hat sie gemerkt: es stimmt. Ich rede nur davon. Aber erledigt wird die Sache nur, wenn ich sie tue. Dieses Mal gibt es kein Zurück. Später hat mir die Frau erzählt: Ich habe es getan und ich bin so glücklich. Wir haben miteinander gesprochen. Es ist gut. Ich bin richtig erleichtert.

Vielleicht müssen Sie nicht zu Ihrer Tochter fahren, um eine Funkstille zu beenden. Aber vielleicht einmal wieder bei der Nachbarin vorbeischauen oder bei einem Kaffee mit der Kollegin ein Missverständnis klären.   

Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ich Dinge immer nur vor mir herschiebe. Ich weiß aber auch, wie befreit ich mich fühle, wenn ich eine Sache anpacke. Sie dann nicht länger vor mir, sondern hinter mir habe. Etwas tun und nicht nur davon reden. Das macht mich glücklich.

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