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SWR2 Lied zum Sonntag

11JUL2021
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„We shall overcome“. Das heutige Lied war „der“ Protestsong der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren. „Wir werden überwinden“ wurde gesungen mit der Überzeugung, dass eine neue bessere Welt möglich ist: Ein Stück Reich Gottes.

Das ist lange her. Hat „we shall overcome“ seine Zeit gehabt und nun hört man es als schöne Erinnerung. Ohne Zukunft?

Nein! Man würde das Lied unterschätzen. Lieder können neu klingen. Weil ihre Verheißung noch nicht eingelöst ist. Bruce Springsteen, lange die weiße Rockstimme Amerikas, hat es neu gesungen, inwendiger.

 

Musik 1 we shall overcome  Str 1

 

Springsteens Rocksongs haben Power und sind laut. Darum verwundert es, ihn hier so leise zu hören. Wenn ich den Text richtig verstehe, liegt das nahe. „Darling, deep in my heart. I do believe.“ „Liebe, tief im Herzen glaube ich.“ Das ist neu. Ein Zwiegespräch in Liebe ist „we shall overcome“ textlich zuvor nicht gewesen. Es war eine Botschaft an viele. Mir gefällt diese Stimmlage bei Springsteen. Wir werden überwinden. Und Liebe möge dazu die Kraft geben. Und langen Atem. Den braucht es, hegt das Lied doch auch die Hoffnung auf Frieden.

 

Musik 2: Bruce Springsteen We shall overcome Str. 2

 

Zurück geht das Lied auf einen schwarzen Gospelsong vom Anfang des 20. Jahrhunderts. „We will overcome, one day.“ Die Hoffnung geht hier in die Zukunft, auf Gott.

1945 wurde das Lied in einem Streik politisch adaptiert. Und in diesem Geist: „Wir“ werden überwinden“: Rassismus, unsere Ängste, Unfrieden wurde es auch in den 1960ern gesungen.
In der Version von Bruce Springsteen klingt für mich wieder der Gospelton an. Ein bisschen so, wie er in seiner Autobiographie erzählt: Von dem Tag, als er nach Jahren in die Stadt seiner Kindheit zurückkam: „Als ich so im Schatten des Kirchturms stand und den alten Seelen meines Baumes und meiner Stadt nachspürte, fielen mir alte Gebetsworte wieder ein. (fade in) (0:47)

 

Musik 3 We shall overcome instr

 

Vater unser in Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser täglich Brot gibt uns heute. Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen…uns alle, für alle Zeiten. Amen.

 

Diese Worte umfassen für mich auch die uneingelösten Verheißungen des Liedes: „We shall live in peace“: Friede für Mensch und die ganze Schöpfung. Das ist doch das Beste, wofür man beten kann und da sein mit seiner Kraft.

 

Musik 4 we shall overcome 

 

 

Musik 1-4 “we shall overcome” track 10 aus CD 2 Bruce Springsteen, Live in Dublin  Sony Music  EAN  8 8697- 09582-2     LC 02523

Insgesamt 2:40 min

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SWR1 3vor8

11JUL2021
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2021 sind bis jetzt mehr Kinder geboren worden als in den Jahren zuvor. Ich finde das schön. Und ich wünsche allen Mamas und Papas, dass sie sich immer wieder freuen können an ihren Kindern. Und dass die Nerven halten, wenn es arg anstrengend wird mit den Kindern.

Vermutlich fragen sich Eltern jetzt auch: Sollen wir unser Kind taufen lassen? Es ist ja wieder möglich. Oder greife ich damit zu stark ein in die Selbstbestimmung meines Kindes?

Ich finde nicht. Klar wird ein Kind durch die Taufe Kirchenmitglied. Aber diese Bindung ist keine Fessel. Sondern eine Verbindung. Und wir leben von und in Verbindungen. Ohne verkümmern wir.

Die Verbindungen, die man mit der Taufe bekommen kann, sind kostbar. Ein Geschenk des Himmels sollen sie sein für Täuflinge und alle Beteiligten.

Heute geht es in den evangelischen Kirchen um dieses Geschenk. Auf den Punkt gebracht wird es in einem menschenfreundlichen Wort von Jesus:

„Tauft Menschen. Ladet sie ein, meine Schülerinnen und Schüler zu werden. Werdet Menschenfreunde, wie ich es auch bin. Und seid gewiss. Ich bin bei Euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“

Ich verstehe, wenn Ihnen diese Worte etwas vollmundig vorkommen. Es ist nicht leicht, ganz davon überzeugt zu sein. Matthäus hat in der Bibel erzählt, das ging auch denen schon so, die diese Worte damals als Erste gehört haben. „Einige hatten Zweifel“, hat er festgehalten.

Man soll sich auf etwas verlassen, was man nicht sehen kann. Auf Gott. Dass ER da ist und einen begleitet. Und das Kind, das man taufen lässt. Dass ER es begleitet in alle Erfahrungen, auch Gefahren, die das Leben bringt.

Zwei Gedanken dazu: Ich finde, es ist auch gut, wenn man von diesem Vertrauen in Gott vielleicht nur ein Stück fassen kann. Ich glaube, kein Mensch vertraut zu 100 %. Dass Gott mich begleitet in allem, auch über den Tod hinaus, das kann auch wackeln oder nur noch glimmen. Aber besser man hält ein Stück Vertrauen fest. Als es aufzugeben.

Und noch etwas: Eine Taufe ist keine Versicherung. Sie macht ein Kind, das getauft wird, nicht unverletzlich.
Das kann man ja an Jesus sehen. Der war selbst verletzlich und er hatte ein offenes Herz für Menschen und deren Verletzbarkeit. Die Taufe soll uns Menschen nicht abhärten, sondern uns herzlich machen. Menschenfreundlicher. Für so einen Lebensweg gilt das Wort von Jesus: „Ich bin immer bei Euch, bis zum Ende der Welt.“ Ich finde, diese Verbindung kann man eingehen. Auch für Kinder.

Wolf-Dieter Steinmann, Ettlingen evangelische Kirche

 

Bibeltext:  Mt. 28,16-20

 

16Die elf Jünger gingen nach Galiläa. Sie stiegen auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte.17Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Aber einige hatten auch Zweifel.

18Jesus kam zu ihnen und sagte: »Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde.19Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! 20Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss:
Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.«

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SWR2 Wort zum Tag

03JUL2021
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„Einer wird den Ball aus der Hand der furchtbar Spielenden nehmen.“ Nein, es geht hier nicht um den in diesen Tagen so lauten Fußball. Hier spricht eine sehr leise Stimme des Lebens. Und zugleich geht es in diesem Satz um etwas viel Größeres als Fußball. Um den Erdball als Ganzes, der zum Spielball von furchtbar Spielenden geworden ist. Aber: „Einer wird den Ball aus der Hand der furchtbar Spielenden nehmen.“

So beginnt ein Gedicht von Nelly Sachs. Leise, bittend, trotz allem wieder hoffend, visionär. So höre ich diesen Anfang.

Nelly Sachs war eine deutsche Dichterin jüdischen Glaubens. Aus dem Exil in Schweden hat sie versucht, ihre Stimme, die Stimme der Gedichte wieder hören zu lassen. Wie sie finde ich: Es wäre ein furchtbarer Verlust, wenn sie nicht mehr gehört würde: Die Stimme von Poesie und Gedichten. Diese zarten Gewebe aus Worten, die nicht auftrumpfen, sondern leise um unsere Aufmerksamkeit bitten. Gedichte, für die man Zeit braucht, weil sie nicht laut mit der Verständnistür ins Haus fallen. Einem Gedicht muss man sich öffnen: seinen Geist und sein Herz, sein Leben.

„Einer wird den Ball aus der Hand der furchtbar Spielenden nehmen.“ Wenn ich mich diesem Satz öffne, öffne ich mich auch G_TT. ER ist der Eine. Nahezu unglaublich, dass eine jüdische Stimme wenige Jahre nach der Shoah so sprechen konnte. Andere konnten das nicht mehr. Manche hielten Nelly Sachs darum schon damals für „aus der Zeit gefallen, altmodisch“. Ich glaube eher, Stimmen wie ihre dürfen nicht verstummen.

Denn ich frage: Ist diese Diagnose aus der Zeit gefallen, dass die Mächtigen furchtbar mit dem Erdball spielen? Und ich gehöre ja auch zu denen, die ihm mitspielen. Oder ist es aus der Zeit gefallen, wenn sie Hoffnung in ihrem Gedicht auf Frieden setzt:
„Hier ist Amen zu sagen
diese Krönung der Worte
die ins Verborgene zieht

und Frieden
du großes Augenlid das alle Unruhe
verschließt mit deinem himmlischen Wimpernkranz.
Du leiseste aller Geburten.“

Nelly Sachs bittet mich mit der leisen Stimme der Dichterin, Amen zu sagen zum Frieden. Also JA. Anstatt furchtbar mitzuspielen.

Ja, vielleicht können Sie und ich ja auch einer oder eine sein, die den furchtbar Spielenden den Ball aus der Hand nehmen. Zumindest hier und da. Und damit G_TT etwas zur Hand gehen. Es wird wohl nicht morgen gelingen, der Erde Frieden zu gönnen. Aber aufhören, selbst furchtbar zu spielen, das müsste gehen. Und stattdessen der Erde Frieden zu gönnen. Ich glaube, darum dürfen Stimmen wie diese von Nelly Sachs nicht verstummen.

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SWR2 Wort zum Tag

02JUL2021
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„Am Ende zählen die starken Geschichten.“ Dieses kluge Wort hat Steven Spielberg gesagt. Der Regisseur von ET und „Schindlers Liste“. „Am Ende zählen die starken Geschichten.“

Sein Vertrauen in die Lebenskraft von Geschichten kommt - so glaube ich – auch aus Spielbergs jüdischen Wurzeln.

Das Judentum und seine Religion leben aus erzähltem Leben und gelebtem Glauben. Allen voran die Geschichte von der Befreiung aus der Sklaverei mit Mose als Leader. Oder auch die großen Familiengeschichten von Abraham, Isaak und Jakob.

Wer stattdessen das Judentum als „Verbots- und Staatsreligion“ konnotiert, der hat entweder keine Ahnung oder schlimmer: Er hantiert mit antisemitischen und antijüdischen Ressentiments. Vor kurzem hat ein deutsches Wirtschaftsinstitut das getan in einer großen Zeitungsanzeige: Darauf Annalena Baerbock; dargestellt wie der biblische Mose mit zwei Gesetzestafeln in Händen.

Am Ende zählen die starken Geschichten. Die guten, hoffe ich. Ich möchte darum eine kleine, starke Geschichte aus der Hebräischen Bibel in Erinnerung rufen. Die von Jona. Jona wusste, was er tun sollte. Was not-wendig wäre. Er wusste sogar, dieser Ruf des Lebens ist von G_TT und eigentlich unhintergehbar.

Jona sollte den Menschen in Ninive, der Metropole seiner Zeit, deutlich sagen, dass sie ihre Lebensart ins Chaos führen wird.

Aber Jona hat den Ruf des Lebens bewusst ignoriert. Er ist geflohen, hat versucht, Gott zu hintergehen.

Die Novelle in der Bibel erzählt dann aber zuversichtlich weiter. Sie „glaubt“: auf Dauer ist es keine Möglichkeit, dem Gewissen auszuweichen. Wenn man es gehört hat. Sie und ich wissen vermutlich, wir Menschen sind trotzdem dazu in der Lage, Fluchtwege zu leben. Uns Lebenslügen zu basteln, die es erlauben, das Richtige zu meiden. Wider besseres Wissen.

Vermutlich brauchen wir darum starke Geschichten. Die erinnern. Den Ruf des Lebens zu hintergehen, ist eigentlich eine unmögliche Möglichkeit. Eine die krank machen kann. Oder schuldig.

Am Ende zählen die starken Geschichten. Weil sie helfen können - mit Gottes Hilfe - umzukehren auf gute Wege.

Jona, so erzählt die Geschichte aus der Hebräischen Bibel, ist nach Ninive gegangen. Und hat dort erlebt, dass sogar eine ganze Gesellschaft verbesserlich ist. Die Menschen haben gehört, was er sagen musste, sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und sich geändert.

Viele Geschichten der Hebräischen Bibel halten uns Menschen für verbesserlich. Und der Gott, von dem sie erzählen, glaubt an uns.

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SWR2 Wort zum Tag

01JUL2021
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Wer einen Sohn oder Enkel hat, braucht manchmal gute Nerven. Oder gute Geschichten, die Mut machen. Damit man die Zuversicht behält, dass auch schwierige Phasen bei jungen Männern in einen guten Weg münden.

So eine gute war für mich immer diese Geschichte in der Bibel, die von einem Vater erzählt und seinen zwei Söhnen. Man nennt sie oft die Geschichte vom „verlorenen Sohn“. Ich finde die Überschrift unglücklich.

Zum einen, weil sie den älteren der beiden vernachlässigt.
Und zum anderen, weil sie für den jüngeren und seinen Lebensweg eine dunkle, fast stigmatisierende Deutung prägt.

Ich kann mich an Zeiten erinnern, da schien mir diese Deutung eines „verlorenen“ Sohnes auch plausibel. Es gibt im Leben von manchen jungen Männern Phasen, in denen sie sehr suchen nach einem Platz im Leben. Alles „Normale“ scheint ungangbar. Ein sinnvolles Ziel im Leben nicht in Sicht.

Anscheinend gab es das bei jungen Männern früher schon. Lukas erzählt in seinem Evangelium, wie der jüngere von zwei Brüdern sich sein Erbe auszahlen lässt und geht. In ein eigenes freies Leben. Der Vater gibt ihm was er verlangt.

Dass der Jüngere seinen Weg gehen will, ist nicht das Problem, scheint mir.
Aber er „verliert“ sich in der Freiheit. Seinen eigenen Weg findet er nicht. Sein Geld gibt ihm zwar Möglichkeiten. Aber als es verbraucht ist, wird das Leben bodenlos. Schließlich kämpft er sich heim. Zu seiner Überraschung empfängt man ihn mit einem Freudenfest. Er muss nicht zu Kreuze kriechen. Vor diesem mütterlichen Vater nicht. Schade, dass in der Geschichte eine Mutter unsichtbar bleibt. Es ist ja auch ihr Sohn.

Ich habe mich oft gefragt: Was können Eltern tun, wenn ein Sohn scheinbar ziellos einen Weg im Leben sucht. Ein paar Gedanken:

„Bitte, schreibt eure Jungs nicht ab. Nennt sie nicht „verloren“. Diese Zuschreibung verletzt. Euch selbst als Eltern oder Großeltern und die Jungs. Oder auch: Versucht, Brücken zu bauen, die sie erinnern können, dass da ein zuhause ist. Ich glaube: Nichts von dem, was man sich einmal an Liebe gegeben hat, ist verloren. Liebe schlägt Wurzeln. Und dann: Viele Jungs und junge Männer müssen vielleicht suchen, bis sie ihren Weg in eine erwachsene Freiheit finden. Und sie finden ihn.

Ein letzter Gedanke:
In der Bibel erzählt diese Geschichte nicht nur von menschlichen Eltern, sondern davon: so wie dieser Vater ist Gott. Er lässt uns Menschen frei. Und bei ihm kann ich immer wieder ankommen – muss nicht zu Kreuze kriechen. Wie bei einem mütterlichen Vater. Nicht nur Jungs.

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SWR1 3vor8

27JUN2021
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Es ist eine der besten Geschichten in der Bibel. Weil sie erzählt, Menschen können sich versöhnen. Auch wenn sie einander ganz schlimme Dinge angetan haben.

Geschwister können einander schlimme Dinge antun, die sie nicht für möglich gehalten hätten. Zum Guten muss ich manchmal über meinen Schatten springen. Aber Menschen sind Geschwister und können auch so leben.

Wie Josef und seine Brüder in der Geschichte, die heute in den evangelischen Kirchen im Mittelpunkt steht. Eigentlich müsste man diese Geschichte viel öfter erzählen. In Familien, bei Beerdigungen z.B., wenn alte Wunden wieder weh tun und Geschwister sich nicht in die Augen sehen können. Damit man daran denkt, wie gut es tut kann, wenn man die Verletzungen und Wunden spürt und drüber redet, wofür man sich entschuldigen müsste. Und wenn man einander verzeiht. Und manches einfach gut sein lässt.

Aber vielleicht erzähle ich die Geschichte aus der Bibel mal selbst. Wir steigen ein nach der Beerdigung des Vaters. Josef und seine Brüder waren alle erwachsen. Josef sogar mächtig. Minister am Hof in Ägypten. Und darum haben seine Brüder vor ihm gezittert. Er könnte jetzt seine Wut an ihnen auslassen. Grund dazu hätte er. Was haben sie ihm nicht angetan, damals als Jugendlicher. Erst eine Falle gestellt, ihn dann halbtot geschlagen. Und zuletzt als Sklaven verkauft.

Und jetzt hat das Leben sie wieder zusammengebracht. Ihr Vater hätte sich sicher gefreut. Aber der ist gestorben und so standen die 11 Brüder Josef ohne ihn gegenüber. Zum Glück haben sie getan, was sie zur Versöhnung beitragen konnten. Sie haben sich erinnert, was sie getan haben. Haben es nicht verdrängt oder drumherum geredet.

Sie haben auch nicht versucht, Josef die Schuld in die Schuhe zu schieben, obwohl er auch nicht ganz unschuldig war, damals. Josef war so was von arrogant. Wer was Besonderes sein will, muss der nicht damit rechnen, dass ihm die anderen eins draufgeben? Wegen der Gerechtigkeit?

Die biblische Geschichte ist da ganz klar. Josef war nicht schuld. Schuld sind die Täter, nicht die Opfer. Als Täter bitte ich um Verzeihung für das, was ich getan habe.

Und die Versöhnung ist geglückt: Josef hat geheult, steht in der Bibel und dann gesagt: „Habt keine Angst. Steh ich etwa an Gottes Stelle? Ihr gedachtet es mit mir böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“

Könnte es so nicht immer sein zwischen Geschwistern? In Familien und unter uns Menschen. Dass Schlimmes versöhnt wird und wir wie Geschwister leben. Wolf-Dieter Steinmann, Ettlingen evangelische Kirche

 

Bibeltext:  1. Mose 50,15-21

 

Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben.

 16Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: 17So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Josef weinte, als man ihm solches sagte.

18Und seine Brüder gingen selbst hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. 19Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt? 

20Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.21So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.

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SWR2 Lied zum Sonntag

27JUN2021
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Sie könnten mich für naiv halten. Weil ich dieses Lied mag: „Harre meine Seele, harre des Herrn.“ Nur zu, Sie dürfen, mich für naiv halten. Denn, das Lied ist theologisch eher einfach. Es ist nicht modern und auch sprachlich nicht besonders ambitioniert. Aber ich mag es und glaube daran. Weil ich weiß, dass es Kraft geben kann in harten Momenten des Lebens. Dass es wie ein Strohhalm sein kann, der rettet, wenn ein Mensch vielleicht nah am Verzweifeln ist. Ein Lied, das Lebensmut und Zuversicht schenken kann, wird gebraucht und hat recht. Geschrieben hat es der Kaufmann Johann Friedrich Raeber. Als ihm das Wasser bis zum Halse stand.

 

Musik 1 Sarah Wegener

 

Harre, meine Seele, harre des Herrn!
Alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Sei unverzagt, bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.
In allen Stürmen, in aller Not
wird er dich beschirmen, der treue Gott.

 

Wir Menschen können mit uns selbst ins Gespräch gehen. Uns quasi mit uns selbst beraten. Oder uns austauschen, mit Stimmen, die uns ermutigen. Manchmal drängen sich aber auch dunkle Stimmen als Gesprächspartner auf. Liegen einem im Ohr, wie schlimm es um einen steht oder um die Welt. Sie können eine äußerlich schon schwierige Lage noch dunkler machen. In so eine Situation hinein spricht das Lied „Harre meine Seele“.

Versucht die dunklen Stimmen zu unterbrechen. Oder ihnen zumindest das alleinige Rederecht zu entziehen. Das allein ist schon etwas Rettendes. Wieder anderes denken können.

„Harre, warte Seele, du kannst den Stimmen der Angst etwas entgegensetzen.“

 

Musik 2 min  Instrumental

 

„harre meine Seele, harre des Herrn.
Sei unverzagt, bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.“

 

„Sei unverzagt.“ Kann man sich selbst ermuntern, aus Verzagtheit herausreden? Wobei hier geschieht mehr als nur sich umzustimmen. Das Lied erinnert daran, dass jede Nacht ein Ende hat. Das ist eine Erfahrung, auf die Verlass ist. Auch lange Nächte lichten sich. Das ist dem Leben eingeschrieben. Wir tragen das auch im kollektiven Gedächtnis nach Katastrophen.

In der biblischen Tradition öffnet sich diese Erfahrung hin zu Gott. Es folgt da nicht Tag auf Nacht und Nacht auf Tag wie in einem ewigen Schicksalsrad. Das Ende aller Wege des Lebens ist Licht. Es geht auf Gott zu. Diese Vertrauensstimme versucht das Lied in mir zu beleben: „Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht.“ Es rettet, wenn man so eine Stimme im richtigen Moment in sich hört.

 

Musik 3  G. Schnitter und Ensemble

 

Harre, meine Seele, harre des Herrn!
Alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht;
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.
Ewige Treue, Retter in Not,
rett auch unsre Seele, du treuer Gott!

 

 

Musik 01
„Harre meine Seele“  track 5 aus CD 3 Aus meines Herzens Grunde. Die schönsten Kirchenlieder; Johansen/Wegener; Carus Verlag

 

Musik 02

„Harre meine Seele“ track 4 aus CD: Jay Alexander, Geh aus mein Herz
AP Musik  

 

Musik 03

Harre meine Seele, track 8 aus CD Gerhard Schnitter, Auf Adlers Flügelgetragen Hänssler 1999  

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SWR1 3vor8

13JUN2021
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„Wir haben uns committed, dass die Deadline für den Pitch noch vor Quartalsende liegen muss.“ Diesen Satz hab ich gehört in einer Sitzung, und kaum verstanden. Vielleicht wäre es Ihnen auch so gegangen. Trotzdem, vermute ich, solche Sätze fallen in Firmen, Behörden und auch in Kirchen immer öfter.

Die Sprache wird aufgeladen, heute oft mit englisch klingenden Wörtern: Sie klingt nach Marketing, Wissen und Zukunft. Wer sie beherrscht, die Sprache, scheint wichtig und kompetent. Die einen schweben sprachlich in höheren Sphären und die anderen raffen nichts. So bestimmt Sprache, wer drinnen ist und wer draußen. Wer oben ist und wer unten.

Verstehen Sie mich nicht falsch:
Klar Sprache verändert sich, fremde Wörter machen sie lebendig und reicher. Wörter wie Fairness zum Beispiel oder Internet. Ich mag auch nicht verzichten auf schöne, klare Wörter wie Zenit oder flanieren, Pasta oder Grazie, Evangelium finde ich auch schön oder heaven.

Aber ich finde auch bedenkenswert, was Paulus schon beobachtet hat. Sprache kann Menschen zusammenbringen und sie kann ausgrenzen. In der Passage in der Bibel, die heute in den evangelischen Kirchen gelesen wird, meint Paulus: Sprache kann liebevoll sein, aber auch selbstverliebt und narzisstisch.

Ich lese Ihnen mal vor, was Paulus den Christenmenschen in Korinth ans Herz gelegt hat. Bleibt mit Eurer Sprache unbeirrt auf dem Weg der Liebe! …Wer in Geheimsprachen redet, der spricht nicht zu den Menschen, sondern allein, zu ‚seinem‘ Gott. Denn niemand versteht ihn.

Und wie wird Sprache nach Paulus liebevoll? Er hat ein Wort dafür, das ein bisschen erstaunt. „Prophetisch“ soll man sprechen und so ausdrücken, dass man andere achtet, schätzt, ja liebt.

Reden wie ein Prophet, eine Prophetin? Ich verstehe das so, was Paulus mir und Ihnen ans Herz legt: Klar reden, verständlich. Propheten sind ja Boten Gottes für die Menschen. Sie sollen nicht sprachlich abheben in höhere Sphären. Sie sollen normalen Menschen Gott übersetzen, nahebringen und zeigen, wie gutes Leben sein kann. Oder wie Paulus auch gesagt hat:  Wer als Prophet redet ….baut die Gemeinde auf, er ermutigt die Menschen und tröstet sie.

Aufbauen, ermutigen, trösten. Das ist „liebevoll“. Nicht andere mit Sprache klein machen und selbst abheben. Am Boden bleiben. Menschen mit Sprache verbinden. Möglichmachen, dass Menschen am guten Leben teilhaben können. Dann wird Sprache sozial, liebevoll und bringt Gott näher.

 

Bibeltext:   1. Kor. 14, 1-12

141Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe! Strebt nach den Gaben, die der Heilige Geist schenkt –vor allem aber danach, als Prophet zu reden.2Wer in unbekannten Sprachen redet, spricht nicht zu den Menschen, sondern zu Gott. Denn niemand versteht ihn. Was er unter dem Einfluss des Geistes sagt, bleibt vielmehr ein Geheimnis.3Wer dagegen als Prophet redet, spricht zu den Menschen. Er baut die Gemeinde auf, er ermutigt die Menschen und tröstet sie.4Wer in unbekannten Sprachen redet, baut damit nur sich selbst auf. Wer aber als Prophet redet, baut die Gemeinde auf .5Ich wünschte mir, dass ihr alle in unbekannten Sprachen reden könntet. Noch lieber wäre es mir, wenn ihr als Propheten reden könntet. Wer als Prophet redet, ist bedeutender als derjenige, der in unbekannten Sprachen redet –es sei denn, er deutet seine Rede auch. Das hilft dann mit, die Gemeinde aufzubauen.
6Was wäre, Brüder und Schwestern, wenn ich zu euch komme und  in unbekannten Sprachen rede. Was habt ihr davon, wenn ich euch nichts Verständliches vermittle? Das kann eine Vision sein oder eine Erkenntnis, eine  prophetische Botschaft oder eine Lehre.7So ist es ja auch bei den Musikinstrumenten, zum Beispiel bei einer Flöte oder  Leier: Nur wenn sich die Töne unterscheiden, kann man die Melodie der Flöte oder Leier erkennen.8Oder wenn die Trompete kein klares Signal gibt, wer rüstet sich dann zum Kampf?9Genauso wirkt es, wenn ihr in unbekannten Sprachen redet. Wenn ihr keine verständlichen Worte gebraucht, wie soll man das Gesagte verstehen können? Ihr werdet in den Wind reden!10Niemand weiß, wie viele Sprachen es auf der Welt gibt. Und kein Volk ist ohne Sprache.11Wenn ich eine Sprache nicht verstehe, werde ich für den ein Fremder sein, der sie spricht. Und wer sie spricht, ist umgekehrt ein Fremder für mich. Das gilt auch für Euch, ihr strebt nach den Gaben des Heiligen Geistes. Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen. Davon könnt ihr nicht genug haben.

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SWR1 Begegnungen

06JUN2021
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Bernd Struck

Wolf-Dieter Steinmann trifft Bernd Struck, Förster für die Karlsruher Stadtwälder

Gestalten, bewirtschaften, pflegen

Die Begegnung mit ihm hat mir die Augen geöffnet. Auf einmal sehe ich wieder diese Vielfalt von Bäumen neben der Straße. Bernd Struck ist Förster für den Karlsruher Stadtwald. Mit Freude und Herzblut, dass er ihn gestalten und bewirtschaften darf. Und pflegen. Das braucht der Wald. Sogar im „Bergwald“, auf guten Böden, sterben Bäume.

Es macht mir schon Sorgen, dass eben auch hier oben viel passiert. Wir haben den Vorteil, dass wir einen bunt gemischten Wald haben, und wenn in einem Waldstück mit 5 Baumarten einer ausfällt, stehen immer noch vier andere da. Da, wo viel Monokulturen sind, da sieht es ganz anders aus.

Ein Bündel von Problemen setzt den Bäumen zu. Vor allem zu wenig Wasser. Aber hat es denn nicht langsam genug geregnet?

Nein, wir hatten viel Niederschlag im Mai, aber viel bleibt natürlich oben in der Vegetation hängen, verdunstet sofort wieder. Wir haben grade ausreichend Wasser in den oberen Bodenschichten, aber in den Tiefen fehlt das Wasser nach wie vor.
2015-20 hat uns ein kompletter Jahresniederschlag gefehlt. Dazu kommt eben die Hitze, dass Insekten davon profitieren, wenn es warm und trocken ist, bestimmte Pilze, und dieses Sammelsurium hat zur Folge, dass viele Baumarten ausfallen.

Auch Buchen und Eichen kränkeln, Ahorn und Kiefern eh. Bernd Struck liebt Wald. Hat dort schon viel Leben verbracht. Mit Kindern, Enkeln, dem Hund. Und er sieht nicht nur Wald, er sieht jeden Baum.

Wenn ich vor `ner alten Eiche stehe, die 200 Jahre auf dem Buckel hat, was die alles erlebt hat, das finde ich einfach faszinierend.

Gerade stadtnahe Wälder tun gut. Geben Ruhe, gerade in der Pandemie, gleichen das Klima aus, Raum für ganz viel Leben. Für viele Menschen sind sie Bezugspunkt, sogar Identitätsstifter. Wie für diese Kinder in einer Wald-Kita. Bernd Struck musste einen Baum fällen, die Kinder waren darüber traurig.

„Unser Baum, da haben wir uns immer getroffen und jetzt ist dieser Baum weg.“ Ein 10-jähriger Baum - für ein drei- oder fünfjähriges Kind, stand der Baum schon immer da. Und so geht’s uns mit den alten Bäumen.

Noch was wird mir bewusst: Wald macht lange Zeiträume lebendig. Zeigt: Wir leben von dem, was wir bekommen. Und sie erinnern: Wir bestimmen über Zukunft und sind Teil von Gottes Schöpfung.

Was haben denn die Vor-Vor-Vorgänger gemacht und gedacht. Ja und natürlich auch eine Verpflichtung, was machen wir draus für unsere Nach-Nach-Nachfolger. Ich sehe, dass Gott uns diese Schöpfung anvertraut hat. Es gilt, sie zu bewahren und zu pflegen.

Er ist aber auch Forstwirt. Entscheidet, ob z.B. eine 120 Jahre alte Buche „geerntet“ wird.  Also gefällt. Tut das weh? Ein wenig: Aber es ist der Kreislauf des Lebens. Ein „guter“ Baum existiert auch weiter und nützt.

Er wird nicht verheizt, es wird ein Möbel draus gebaut. Dieser dicke Baum, wenn der weg ist, können wieder viele junge wachsen. Wenn man diesen Kreislauf sieht, kann man gut mit dem Schmerz umgehen.

Der Wald der Zukunft wird anders, weiß Bernd Struck. Wie entscheidet man da heute richtig?

Am Wald der Zukunft arbeiten

Es wird `ne Verschiebung der Baumarten geben. Wir haben jetzt ganz viele Buchen, wir werden wahrscheinlich zukünftig mehr Eichen haben. Wir werden neue Mischbaumarten einbringen, die mit den klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen. Der Wald wird bunter.

Was sie als Forstleute dafür tun ist das eine. Und wie kommen Bäume selbst mit mehr Hitze und weniger Wasser klar? Können sich Wälder in gewissem Rahmen auch anpassen? Sie sind ja lebendige Geschöpfe.

Im Alter sich auf etwas Neues einstellen, das fällt uns Menschen schwer und das fällt den Bäumen auch schwer.
Die neue Waldgeneration, die jetzt heranwächst, die wird unter diesen Voraussetzungen groß. Dh. Sie lernt, damit zu leben, die Bäume werden vielleicht nicht mehr so hoch. Aber ich glaube schon, dass die sich anpassen können.

Bernd Struck klingt zuversichtlich. Obwohl das ja auch ein Wagnis ist: Wer einen Wald gestaltet und neu pflanzt, der trifft heute Entscheidungen drei Generationen weit in die Zukunft. Viele Kriterien muss er dafür vereinen.

Dann, denke ich, ist es wichtig, einen bunt gemischten Wald aufzubauen. Wir müssen die Ökologie im Blick haben. Vielleicht spielt in 100 Jahren das Holz als Rohstoff wieder eine ganz andere Rolle als das heute der Fall ist. Wenn ich heute einen dicken Baum ernte, dann aus der Weitsicht der Menschen damals und genauso müssen wir eben gucken, dass wir ein großes Portfolio von Wäldern zur Verfügung stellen.

Ihm ist bewusst, so eine Verantwortung für die Zukunft ist auch ein Risiko. Da ist Demut angebracht. Aber die Hände in den Schoß legen, das geht gar nicht. Vertrauen gibt ihm sein Erfahrungswissen. Als Forstleute kennen sie ihren Wald, die Böden. Und er weiß, die Vorgänger haben auch schon Zukunft gewagt.

Und dann ist ein gewisses Vertrauen schon da in die Zukunft. Wir brauchen den Wald, der Wald ist ja nicht nur Klimaopfer, sondern auch Klimaretter. Walderhalt ist unser wichtigstes Ziel, das wir haben und nach bestem Wissen und Gewissen schauen wir, dass auch nach 100 Jahren auch noch ein Wald dasteht.

Ich finde das schön und ermutigend, wenn man das in seinem Beruf verbinden kann: Können, Wissen, Demut und auch Stolz. Weil man darauf vertrauen kann wie er, dass man mitarbeitet in und an Gottes Schöpfung.

Weiterzuarbeiten, nach bestem Wissen und Gewissen, mit der Verantwortung für Gottes Schöpfung, für den Wald, für die Bäume, für nachfolgende Generationen. Also daraus schöpfe ich auch meine Kraft.

Aus allem was Bernd Struck sagt, spür ich die Liebe zum Wald. Und ein Stück wünscht er auch Ihnen und mir:

Dass sie vielleicht auch ein bissel Vertrauen haben in die Fertigkeiten der Forstleute. Gehen Sie in den Wald, genießen Sie den Wald, gehen Sie achtsam und passen Sie auf auf den Wald.

Wolf-Dieter Steinmann trifft Bernd Struck, Förster für die Stadtwälder in Karlsruhe. Wald zu gestalten bedeutet, weit in die Zukunft zu denken. Dazu helfen ihm Demut und Wissen, Vertrauen und Stolz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33296
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15MAI2021
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Ja, das wünsche ich Ihnen jetzt ganz ausdrücklich: Einen guten Morgen. Und dazu gebe ich Ihnen gern weiter, was mir eine Freundin erzählt hat. Von einem besonderen Morgen, den Sie erlebt hat. Es hat mich angerührt. Und vielleicht tut es Ihnen auch gut, und macht Ihnen Mut für Ihren Tag heute. Was immer er bringt.

Eigentlich hatte ihr Morgen gar nicht so gut angefangen.
Sie ist früh wach geworden. „Da bin ich aufgestanden“, hat sie erzählt, „aufstehen war besser, als mich noch eine Stunde unruhig im Bett hin- und herzuwälzen. Ich bin hinaus gegangen in den Wald. Das war so eine Ruhe. Die mich umgeben hat. Und dann habe ich zwei Rehe gesehen. So schöne Tiere. Grazil, kraftvoll. Ganz wachsam und doch so ganz bei sich. In diese Stille hinein ist die Sonne aufgegangen. Und, hat sie gesagt: In diesem Morgenlicht, das mich umgeben hat, habe ich gespürt: Ich bin nicht allein. Irgendwie war dieser Spaziergang ein einziges Gebet.“

Ich glaube, ich ahne, was sie gespürt hat. Obwohl ich es ja nicht selbst erlebt habe. Das ist schon besonders, dass wir Menschen ein Erlebnis in Worte fassen können und es weitergeben. Es wird teilbar und lebendig für andere. Obwohl es doch so einmalig war.

Und ein Erlebnis, das man so in Worte gefasst hat, das bewahrt man auch in sich auf. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Morgen mit seinem Licht für sie lebendig bleibt. „Ein Spaziergang wie ein Gebet.“ Und solche Erinnerungen können wir brauchen. Weil ja nicht jeder Morgen so besonders ist. Aber wenn man sich daran erinnern kann, dann kann man sein Licht vielleicht auch später erneut spüren. Und es kann einem einen weniger guten Morgen auch erhellen.

Mich erinnert das an ein Lied, das Sie vielleicht auch kennen. Cat Stevens hat es in meiner Jugend berühmt gemacht. „Morning has broken, like the first morning.“ Auf Deutsch gibt es das Lied auch im Gesangbuch. Es erzählt davon, dass jeder Morgen etwas besonderes sein kann. Ein bisschen wird die Welt neu und Gott zeigt sich. Da Lied geht so:

1) Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang.
Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt.
Dank für die Lieder, Dank für den Morgen,
Dank für das Wort, dem beides entspringt.

3) Mein ist die Sonne, mein ist der Morgen,
Glanz, der zu mir aus Eden aufbricht!
Dank überschwenglich, Dank Gott am Morgen!
Wiedererschaffen grüßt uns sein Licht!“
In diesem Sinn, einen guten Morgen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33104
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