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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

Die zwei Buben spielen miteinander. Es geht friedlich zu. Meistens. Aber ab und zu gibt’s Geschrei. Einer hat dem anderen was weggenommen. Oder sie können sich nicht einigen. Sie streiten, sie schreien, rufen manchmal auch einen Erwachsenen, damit der schlichtet. Danach trotzen sie eine Weile und dann spielen sie weiter miteinander. So geht das immer, wenn sie zusammen sind. Die beiden Kinder lieben sich und streiten sich. Als sie klein waren, haben sie sich auch dabei weh getan. Allmählich haben sie gelernt, ihre Konflikte eher mit Worten als mit Fäusten zu lösen. Und als Oma staune ich, wie gut sie das oft schon hinkriegen. Da könnten wir Großen was von ihnen lernen.

 

Mit dem Streiten ist es ja so eine Sache. Seit Menschen leben, gehen sie nicht nur nett miteinander um, sondern streiten sich auch. Schon die Bibel ist voll mit Streit- und Kriegsgeschichten. Und aus gutem Grund ist sie auch voll mit vielen Mahnungen, sich zu mäßigen: „Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Innern.“ lese ich da zum Beispiel im Jakobusbrief (Jak 4,1). Das ist die Erfahrung seit Generationen: Menschen können sehr grausam werden. Jeder Mensch hat in sich Kräfte und Leidenschaften, die nicht immer nur gut sind. Und diese Kräfte und Leidenschaften beschäftigen die Seele sehr. Manchmal toben sie sich darin auch richtig aus. Jedes Kind aber muss lernen, seine leidenschaftlichen Gefühle zu kontrollieren. Und wir Erwachsenen? Wir müssen das auch. Als Erwachsene müssen wir das immer weiter üben. Ein Leben lang. Klar: Ärger und Wut gehören zum Leben dazu. Sie sind sogar sehr wichtig. Ich muss um diese Gefühle wissen und sie auch zulassen – sollte sie aber im Griff haben. Denn das Schlimmste ist immer, wenn starke Gefühle wie Neid, Ärger, Enttäuschung ungebremst auf andere losgelassen werden. Ziel ist vielmehr, dass am Ende die guten Absichten und guten Leidenschaften gewinnen. Ich vermute, dass sich die meisten Menschen dabei wohler fühlen! Und darauf kommt es an!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Komm, wir gehen glücklich sein!“ steht auf der Postkarte. Ich stutze. Grammatikalisch geht der Satz gar nicht: „Komm, wir gehen glücklich sein!“ Aber inhaltlich ist er sehr weise! Deshalb muss ich auch schmunzeln über diese Einladung. Und am liebsten würde ich sofort aufbrechen und losgehen zum glücklich sein. In meinem Inneren höre ich aber schon die Einsprüche: Glücklich sein – ist das nicht so ein großes Gefühl? Ein Ereignis, das vom Himmel fällt und mich ganz und gar aus den Angeln hebt? Und ist Glück nicht eigentlich ein Schicksal? Das manchmal kommt, oft aber auch gar nicht? Wie soll ich also zum Glücklichsein „hingehen“? Geht das überhaupt?

Ja. Und wie! Da muss ich nur Kinder beobachten. Man geht mit ihnen raus, und sie quietschen vor Freude über einen Käfer an der Haustür. Oder wenn sie andere Kinder treffen, oder im Schlamm spielen können. Man geht mit ihnen raus und sie sind glücklich. Weil sie sich ganz hingeben an das, was sie jetzt gerade tun. Weil sie – zumindest wenn sie noch klein sind – überhaupt nichts bewerten. Sie erwarten auch nicht irgendwas Großes. Sie sind einfach. Alles, was sie tun und erleben, ist eine Überraschung.

Und das ist das Geheimnis für Glück: Ich BIN einfach. Ich erwarte nichts Großes, sondern tue das, was ich gerade tue. Ich tue es bewusst. Das macht glücklich. Tomaten essen oder Brot einkaufen. Ein Glas Wasser trinken. Eine schwierige Aufgabe lösen. Mit jemandem sprechen. Einen Konflikt lösen. Im Beruf seine Arbeit tun. Unkraut zupfen. Satt werden. Schubladen aufräumen… Glücklichsein kann ich jeden Tag! Zu all diesen Dingen kann ich immer aufbrechen, oder sie ergeben sich von selbst. Auch in schwierigen Zeiten habe ich glückliche Momente erlebt. Entscheidend ist: Bin ich dafür offen? Bin ich darauf eingestellt? Möchte ich zum Glück hingehen? Am schönsten ist es allerdings, wenn mich jemand dazu einlädt und sagt: Komm, wir gehen glücklich sein!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Wo begegnet dir Gott?“ wurden die Mitglieder der „Netzgemeinde“ im Internet gefragt. Schreibt uns, wo ihr Gott erlebt!

Ich finde Gott in der Natur, hieß es ganz oft. Im Frühsommer ist die Natur ja auch einmalig. Es ist oft noch nicht so heiß und alles leuchtet und blüht in den schönsten Farben. 

Ich finde Gott in kleinen Kindern, schrieben andere, Kinder zeigen etwas vom Himmel, wenn sie spielen, lachen, wachsen und lernen. Sie sind jeden Tag kleine Wunder.

Natürlich finde ich Gott in der Kirche, wurde geschrieben -  beim Singen und Beten, in den Gottesdiensten. Oder in der Stille.

Aber es ging noch weiter: Manche erfahren Gott in der Musik, in Klängen, Liedern, Sinfonien, Freiluftkonzerten oder beim Musik machen.

Wieder andere erleben Gott in der Liebe. In Freundschaft und Vertrauen. In vertrauten Gesprächen miteinander. In gemeinsamen Wegen, und in Treue und Zusammenhalten. Und natürlich zählten viele auch die Bibel auf. Gott begegnet ihnen in den Geschichten der Bibel, in den Psalmen, in den Evangelien...

Es gibt so viele Gelegenheiten, Gott zu begegnen! Mir fallen noch viel mehr ein. Denn ich habe erfahren: Gott begegnet mir immer - je nachdem, was gerade los ist. Ob ich hungrig bin – oder satt. Ob ich mich gerade nicht leiden kann – oder ganz zufrieden bin. Er kann mir in meinem Schlaf begegnen und in meinen Träumen. Er begegnet mir auch im Streit. Und ganz besonders, wenn eine schwierige Situation wieder versöhnt ist. Gott begegnet mir in allem und allen.

Es kommt also vor allem darauf an:  dass ich die Augen und die Ohren öffne - und vor allem das Herz, um Gott zu spüren - oder ihn wenigstens zu erahnen. Denn die Welt ist so voll von Gott. Gerade jetzt im Sommer kann ich das überall spüren.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Müde und vornübergebeugt – so sieht sie aus, die Statue des Bischof Ketteler in Mainz. Ein Bild des Jammers! Dabei hat Emanuel von Ketteler Geschichte geschrieben! Seine Ideen zur sozialen Frage sind in jedem modernen Rechtsstaat umgesetzt. Als er gestorben ist im Jahr 1877, war das  alles noch nicht abzusehen. Da schien er wirklich gescheitert.

Bischof Ketteler war ein starker Charakter. Die erste Karriere als Jurist hatte er aus Gewissensgründen aufgegeben. Er wollte keinem Staat dienen, der das Gewissen eines Menschen missachtet. In seinem zweiten Beruf wurde er Dorfpfarrer. Da hat er gesehen, wie schlecht es den Leuten auf dem Land geht, finanziell, gesundheitlich, arbeitsmäßig. Das kann so nicht bleiben. Also organisiert er Gesundheitsfürsorge, Bildung für Frauen, Mittagessen für Schulkinder, die einen weiten Heimweg haben. Er hat viele Ideen, um Not zu lindern. Und in seinen Predigten nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er wird zum Fürsprecher der „sozialen Frage“: Die Industrialisierung hatte verheerende Folgen für die Arbeiter.  Deshalb wird Emanuel von Ketteler doch noch Politiker. Und kurz darauf Bischof von Mainz. Er entwickelt eine Strategie: Erst die akute Not lindern – und dann die Verhältnisse. Damit die Armen nicht dauerhaft arm bleiben, müssen die Verhältnisse sich ändern, die zutiefst ungerecht sind. Ketteler plädiert für Streikrecht, Krankenkassen und Gewerkschaften. Er entwickelt viele Ideen, die unerhört sind. Heute sind sie selbstverständlich Die wichtigste Idee  sicherlich: „Eigentum verpflichtet“. 

Leider erlebt Bischof Ketteler die Erfolge seines Kampfes um mehr soziale Gerechtigkeit nicht mehr mit. Seine Ideen scheinen gescheitert. Er stirbt müde und gebrochen. Aber das wissen wir heute besser: Er war es, der den Politikern seiner Zeit die soziale Frage mit Nachdruck auf den Tisch gelegt hat. Er hat damit den Weg bereitet für den sozialen Rechtsstaat, den wir heute haben. Aber die Kirche braucht auch weiterhin Männer und Frauen, die für soziale Gerechtigkeit kämpfen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Liebst Du Gott, oder übst Du Religion?“ lese ich bei Paul Coutinho, einem indischen Jesuiten. Diese Frage trifft mich wie ein Blitz. O weh, wie würde ich das beantworten?

 Als ich ein Kind war, liebte ich Gott wie ein Kind das tun kann, ganz und gar und mit heißem Herzen. Alles, was in der Kirche los war, hat mich gefesselt. Zweifel kamen später, viel später in der Pubertät, als Schülerin, Studentin. Dann aber stand alles in Frage, auch alles, was bisher Halt gegeben hatte. Ich selbst, Familie, Gesellschaft, Kirche und Glaube….musste alles erst neu zusammengesetzt werden. Nächtelang haben wir diskutiert unter Freunden und Kollegen, haben uns in ehrenamtliche Arbeit gestürzt. Tatsächlich, in diesen Jahren habe ich eher Religion geübt. Die sozialen Regeln der 10  Gebote, das theologische Wissen, Jesus der Sozialrevolutionär: das war Glauben als intellektuelle Auseinandersetzung. Das braucht es auch, um erwachsen zu werden.  Um im Glauben erwachsen zu werden. So ein bisschen Kinderwissen reicht da nicht aus.

Irgendwann aber merkte ich: das hat ja auf Dauer für mich keine Wurzeln. Da fehlt etwas. Die entscheidende Frage ist doch:  Wie hilft der Glaube dem Leben? Was lässt mich hoffen und lieben? Woher kommt Kraft? Und wie finde ich zu den Quellen? Was hat Gott mit mir vor? Und wieder, fast unbemerkt, begann ein neuer Weg. Ich habe gemerkt, dass mir das Herz aufgeht beim Beten. Dass ich gern zum Gottesdienst gehe, und mich nachher irgendwie froher fühle. Dass es wunderbar ist, mit Gleichgesinnten über den Glauben zu sprechen und  Erfahrungen zu teilen. Die Worte der Bibel höre ich jetzt anders. Sie gelten mir, sie sind Zuspruch - und sie geben mir Aufgaben mit, für mein Leben. Immer wieder kommen auch Fragen auf, und ich zweifle. Hört Gott mich wirklich?  Oder mache ich mir da was vor? Es gibt nicht „die eine Sicherheit“ im Glauben. Am allermeisten habe ich deshalb gelernt beim Zuhören – wie andere glauben, leben, Gott lieben. Wenn miteinander über den Glauben gesprochen wird. Dann  kann ich etwas davon fühlen, wie Gott jeden einzelnen liebt. Und wie die anderen darauf antworten. 

„Liebst du Gott, oder übst du Religion?“ bleibt eine spannende Frage.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Fünfjährige lieben ihre Eltern – und meistens zeigen sie das auch ganz direkt und ungeniert. Mein fünfjähriger Enkel tut das natürlich auch. Aber er hat noch eine weitere Idee. Er findet nämlich ein langes Stück Schnur. Er überlegt kurz - und weil er doch jetzt auch schon Knoten machen kann, knotet er das eine Ende an Mamas Knöchel, und das andere an seinen eigenen Knöchel. Er gehört ja zu seiner Mama. Sagt er. Jetzt kann man das auch sehen! Glücklich sitzt er mit uns am Kaffeetisch. Die lange Schnur ringelt sich irgendwie um den Tisch herum. Wir trinken Kaffee, essen Kuchen und  das Kind ist ganz aufgeregt über seine Erfindung.  Nur -  es dauert nicht lange, da muss er mal ins Bad gehen. Jetzt aber wird es kompliziert. Die Mama muss mit aufstehen, wegen der Schnur, und sie muss vor der Tür warten, und die Schnur verklemmt sich auch noch unter der Tür. Die ist überhaupt nicht praktisch, diese Schnur, mit der sie verbunden sind. Was nun?

Da hat die Mama eine Idee. „Weißt du“, sagt sie. „Eigentlich brauchen wir doch die Schnur gar nicht. Ich hab dich ja immer lieb. Und du hast mich auch immer lieb. Und das wissen wir doch auch so. Und wir spüren es.“  Das Kind denkt nach und nickt. Und strahlt. Weil die Oma daneben steht, wird sie auch mit einbezogen. Die Oma hat ihn ja auch immer lieb. Und obwohl der Papa gerade gar nicht da ist, hat auch er sein Kind immer lieb – und so sind alle miteinander verbunden.

Und deshalb, weil das einfach so funktioniert und man dafür gar nichts braucht als ein liebendes Herz, kann das Kind die Schnur jetzt abschneiden.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

In neun Monaten ungefähr ist Weihnachten. Klingt seltsam, wenn gerade erst Ostern war.  Aber weil an Weihnachten die Geburt von Jesus gefeiert wird, wird in den katholischen Kirchen neun Monate vorher an die „Verkündigung des Herrn“ gedacht, normalerweise am 25. März – Da war aber in diesem Jahr der Palmsonntag, deshalb wurde das Fest der Verkündigung ein wenig verschoben. Verkündigung des Herrn:  Das ist der Moment, wenn die junge Maria erfährt, dass sie schwanger und die Mutter von Jesus werden soll.  Niemand weiß, wie es wirklich war. Aber diese Szene regt alle Phantasie an. Vor allem die der Maler. Die Künstler stellten sich das meistens schön vor: Wie eine schöne junge Frau in ihrem Zimmer sitzt. Ein schöner großer Engel ist bei ihr und überbringt ihr die Nachricht. Alles ist schön. Und ganz ruhig.

Ob das wirklich alles so „schön und ruhig“ war? In der Bibel beginnt die Verkündigung mit dem Gruß des Engels. „Sei begrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit Dir.“ (Lk 1,28) Und die junge Frau erschrickt darüber. Das ist auch naheliegend. Wie soll sie das einordnen? Und was will Gott von ihr, sie ist doch eine ganz normale junge Frau?  Und die muss das alles erst einmal verstehen und  den Schreck verdauen. Aber es geht gleich weiter. Der Engel, der da plötzlich bei ihr im Raum steht, sagt:  „Du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.“ (Lk 1,31.32) Bei einer solchen Nachricht bleibt einem doch fast das Herz stehen.

Maria, die junge Frau, wird von Gott ausgewählt. Sie ist die Richtige, die Mutter von Jesus zu werden. Und würdig genug, eine so große Aufgabe zu übernehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie abwinkt. Dass sie an die Folgen denkt. Nein, ihr guter Ruf, und überhaupt….diese Ehre ist zu groß. Das soll jemand anderes übernehmen. Aber - Gott hat offensichtlich die Richtige gefunden.  Denn nach einigen Schreckmomenten sagt Maria Ja zu dem Plan Gottes, sie zur Mutter Jesu zu machen: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du gesagt hast“.

Danke, Maria, dass Du dazu bereit gewesen bist!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Was kann ich für Sie tun?“ begrüßt mich meine Hausärztin. Sie schaut mich an, setzt sich, und dann sage ich, was los ist. Sie hört zu, notiert sich manchmal etwas, fischt die Laborwerte der vorigen Untersuchungen aus den Unterlagen, fragt weiter. Bei ihr ist die Sprechstunde wirklich noch eine Sprechstunde.

 

„Was kann ich für Sie tun?“ – allein diese Frage wirkt schon heilsam. Ich werde angeschaut. Ich werde ernstgenommen. Ich darf sagen, was mir weh tut, oder auch sagen, dass es mir besser geht. Ich darf wirklich sprechen, die Ärztin hört zu und entscheidet dann, was sie mir verordnet. Mit dieser Hausärztin habe ich großes Glück, ich weiß.

Sicherlich meinte auch Jesus einen solchen Arzt, wenn er zu seinen Jüngern sagt: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. (Lk 5,31). Er meint sich selbst, er arbeitet wie ein guter Arzt für alle, die zu ihm kommen und bei ihm Hilfe suchen. Manchmal sind es tatsächlich körperlich Kranke, aber zu Jesus kommen auch Leute, denen es aus anderen Gründen schlecht geht. Solche, die am Rand der Gesellschaft leben. Und die mit einem wenig vorzeigbaren Lebenswandel. Für sie alle war Jesus der „Arzt“. Und er ist der Arzt auch für die, die andere Hilfe suchen, weil sie von Zweifeln geplagt sind, oder nicht so recht wissen, ob sie an Gott glauben können oder wollen. Für sie alle hat Jesus damals Sprechstunde gehalten – ohne Versicherungskarte. Einfach so, aus Liebe. Aus Mitgefühl. Weil er helfen wollte. Die Bibel ist voll von solchen Erzählungen, wie Jesus die hilfesuchenden Leute gefragt hat: „Was kann ich für dich tun“.                                                                                            

Und heute – heute hält er immer noch Sprechstunde. 24 Stunden am Tag kann ich mit Jesus sprechen. Kann mein Leid klagen oder meine Fragen stellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich alles sagen kann. Auch zum hundertsten Mal kann ich mit derselben Klage kommen. Bin ich froh, dass Jesus so viel Geduld hat und das aushält. Nicht immer werden meine Wünsche erfüllt. So einfach ist das nicht mit dem Beten. Aber ich werde gehört! Das spüre ich. Ich kriege neuen Mut. Und fühle mich schon viel besser.

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Fastenzeit! Das klingt nach Verzichten, Weglassen, nach schwerem Opfer. Manchmal ist das ja auch so. Das weiß jeder, der schon mal Abnehmen wollte und deshalb versucht hat, viele ungesunde Sachen wirklich wegzulassen. Die christliche Fastenzeit wird auch manchmal so verstanden: als schwere Zeit mit Verzichten, Weglassen, Opfer bringen.

Schon ewig lange gibt es da klare Vorstellungen von einer sinnvollen Fastenzeit. Zum Beispiel lese ich in der Bibel, im Alten Testament beim Propheten Jesaja die provokativen Fragen: Ist das ein Fasten, wie ich es wünsche, ein Tag, an dem sich der Mensch demütigt: wenn man den Kopf hängen lässt wie eine Binse, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten, und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Der Prophet Jesaja bringt seinen Unwillen ziemlich deutlich auf dem Punkt. Und er bringt seine Zuhörer und Zuhörerinnen damit zum Nachdenken. Und gleich darauf, ohne eine Antwort abzuwarten, gibt er selbst eine Antwort und macht einen besseren Vorschlag: Das ist ein Fasten, wie ich es wünsche:Die Fesseln des Unrechts zu lösen,…Unterdrückte freizulassen, …dem Hungrigen dein Brot zu brechen, obdachlose Arme ins Haus aufzunehmen…einen Nackten…bekleiden, und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen.(Jes 58, 5 ff)

Diese Fastenvorschläge klingen allerdings sehr anders. Statt Verzichten und Weglassen ist hier Tun und Machen angesagt. Statt sich zu schwächen: Ärmel hochkrempeln. Erkennen, was Not tut. Und dort zugreifen. Das eigene bequeme Leben in Frage stellen. Sich die Hände schmutzig machen. Gutes tun. Vielleicht sogar eine neue Idee entwickeln. Da kann jeder Mensch selbst nachdenken und sich etwas überlegen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Leben hat viele Möglichkeiten. Ich kann mein Leben sinnvoll nutzen, es aber auch vertrödeln - kann es in die Hand nehmen oder daran vorbei leben – vielleicht kommt mir mein Leben überwiegend sinnvoll vor, oder fürchterlich sinnlos. Das ist bei jedem anders, und keine zwei Vorstellungen von Leben gleichen sich. Wahrscheinlich aber wünscht sich jeder ein sinnvolles Leben – nur was ist das? Und wo finde ich Antworten? Das fragt sich wohl jeder immer wieder. Was ist überhaupt sinnvolles Leben? Und was ist für mich sinnvolles Leben?

 

Mir fallen  Gespräche mit einem Mann ein, der sehr darum kämpft, ob er wirklich leben will und kann. Irgendwas in ihm ist da in ständigem Kampf: Darf ich – oder darf ich nicht? Und er grübelt und sucht nach Antworten und plagt sich damit. Das hat ihn schon ein paar Mal sehr krank gemacht. Aber seit einiger Zeit geht es leichter. Weil er ein neues Ziel für sich gefunden hat: Noch ohne richtig zu wissen, wie das gehen soll, hat er irgendwann gespürt: Ja, ich will leben! Jetzt endlich hat er das Leben gewählt. Und die Frage fallenlassen. Dieses ewige Nachdenken über den Sinn seines Lebens bringt ihn doch überhaupt nicht weiter. Es geht ihm viel besser, wenn er einfach lebt. Was für die meisten Menschen einfach normal ist, muss er sich noch einige Zeitlang jeden Morgen neu sagen. Seine neue Überschrift  über den ganzen Tag heißt: Ich will jetzt leben! Und das wirkt, und belebt ihn wirklich. Für ihn ist diese Frage mit Gott verbunden. Er sagt: „Mein Leben kommt von Gott. Also will Gott, dass ich lebe? – Das ist ein überraschend schöner Gedanke. Dann aber könnte ich probieren, dieses Leben auch zu wollen“. Mit diesem Gedanken hat er sich an die tägliche Frage herangetastet. Und stellt fest: es geht. Es geht sogar immer besser.

Gott will, dass ich lebe – ist auch für mich ein klares Wort für jeden Tag. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich morgens aufwache: wie schön, ich lebe noch. Gott gibt mir auch heute mein Leben. Also schau ich mal, wie es heute wird.

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