Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Fastenzeit! Das klingt nach Verzichten, Weglassen, nach schwerem Opfer. Manchmal ist das ja auch so. Das weiß jeder, der schon mal Abnehmen wollte und deshalb versucht hat, viele ungesunde Sachen wirklich wegzulassen. Die christliche Fastenzeit wird auch manchmal so verstanden: als schwere Zeit mit Verzichten, Weglassen, Opfer bringen.

Schon ewig lange gibt es da klare Vorstellungen von einer sinnvollen Fastenzeit. Zum Beispiel lese ich in der Bibel, im Alten Testament beim Propheten Jesaja die provokativen Fragen: Ist das ein Fasten, wie ich es wünsche, ein Tag, an dem sich der Mensch demütigt: wenn man den Kopf hängen lässt wie eine Binse, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten, und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Der Prophet Jesaja bringt seinen Unwillen ziemlich deutlich auf dem Punkt. Und er bringt seine Zuhörer und Zuhörerinnen damit zum Nachdenken. Und gleich darauf, ohne eine Antwort abzuwarten, gibt er selbst eine Antwort und macht einen besseren Vorschlag: Das ist ein Fasten, wie ich es wünsche:Die Fesseln des Unrechts zu lösen,…Unterdrückte freizulassen, …dem Hungrigen dein Brot zu brechen, obdachlose Arme ins Haus aufzunehmen…einen Nackten…bekleiden, und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen.(Jes 58, 5 ff)

Diese Fastenvorschläge klingen allerdings sehr anders. Statt Verzichten und Weglassen ist hier Tun und Machen angesagt. Statt sich zu schwächen: Ärmel hochkrempeln. Erkennen, was Not tut. Und dort zugreifen. Das eigene bequeme Leben in Frage stellen. Sich die Hände schmutzig machen. Gutes tun. Vielleicht sogar eine neue Idee entwickeln. Da kann jeder Mensch selbst nachdenken und sich etwas überlegen.

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