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SWR3 Worte
Was kann man tun, wenn alles nur noch Mist ist? Der Schauspieler und Autor Samuel Koch meint, dass es möglich ist, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Er erzählt:
Ich hab durchaus die Erfahrung gemacht, dass man das Bewusstsein trainieren kann. Ich muss nicht im Schmerz verharren, sondern kann ihn akzeptieren und nach einer gewissen Zeit der Trauer versuchen, die Wahrnehmung auf das Gute zu lenken: Was ist denn noch schön in all dem Mist? Was könnte mir Freude schenken? Was erfrischt meinen Alltag?
Quelle
https://www.badische-zeitung.de/samuel-koch-im-interview-die-wahrnehmung-auf-das-gute-lenken
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41051SWR3 Worte
Ein Novembergebet von der Autorin Susanne Niemeyer. Sie schreibt:
Hallo Gott
hast du gemerkt
es wird Herbst
Gänse fliegen über die Stadt
und Blätter decken die Autos zu
Wolldecken in den Cafés
der Fluss trägt wieder
sein gedecktes Grau
nachmittags frühe Dämmerung
Denk an das Licht
damit man dich sieht
Quelle
https://www.freudenwort.de/2014/11/02/november
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41050SWR Kultur Lied zum Sonntag

Novemberstimmung.
Regenschwere Tage in grau, fallende Blätter und zum Nachmittagskaffee fängt es bereits an dunkel zu werden.
Der November ist ein Monat, in dem alles ein bisschen stiller wird, ein bisschen ernster und ein bisschen weniger bunt, ein Monat in Molltönen. Diese Stimmung greift auch das heutige Lied zum Sonntag auf. Es wirkt fast schon wehmütig und melancholisch, schmerzlich und schön zugleich.
- Strophe
Noch ehe die Sonne am Himmel stand,
die Nacht ein Ende fand,
noch ehe sich ein Berg erhob,
zu scheiden Meer und Land,
bist du Gott, unser Gott,
die Zuflucht für und für.
Dir leben wir, dir sterben wir,
wir gehen von dir zu dir.
Ja, es gibt sie die Regentage des Lebens voller undurchsichtigem Nebel und matschigem Laub unter den Füßen.
Tage an denen ich einfach scheitere und mich ungenügend fühle. Oder an denen ich mich frage, warum vieles in der Welt so ist, wie es ist?
Eugen Eckert, Stadionpfarrer in Frankfurt, hat 1991 den Text des Liedes verfasst. Als Grundlage dient ihm Psalm 90 aus der Bibel. Dieser Psalm ist ein Klagepsalm. Mir macht das deutlich, dass Zeiten der Krise und des Fragens dazu gehören und sein dürfen. Und der Mensch, damals wie heute, Gott seine Klage vor die Füße werfen darf.
- Strophe
Der du allem Leben den Atem schenkst,
hab mit uns noch Geduld;
wo wir versagen, irre gehn,
vergib uns unsre Schuld.
Du bist Gott, unser Gott, …
Der November ist auch ein Monat, der mich daran erinnert, dass ich endlich bin. Das Lied lässt mich spüren, dass dies kein Grund ist zu verzweifeln.
Im Psalm 90 heißt es:
Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.
Ich verstehe das so, dass jeder Tag zählt. Und zwar nicht als Aufforderung nach dem Motto, also mach jetzt gefälligst was draus, verschwende dein Leben nicht, denn morgen könnte es vielleicht zu spät sein. Nein, es ist vielmehr ein tröstendes Versprechen. Dass Gott da ist. Am Anfang und am Ende und zwischendrin. Wie ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlen darf. Von dem man kommt und wo man jederzeit wieder hin kann.
Jeder Tag zählt, heißt: dein Leben zählt - auch an grauen Novembertagen.
- Strophe
Der du deine Kinder sterben lässt,
gib Weisheit, unserer Zeit
in Lob und Klage zu bestehn,
und sei im Tod nicht weit.
Du bist Gott, unser Gott,
die Zuflucht für und für.
Dir leben wir, dir sterben wir,
wir gehen von dir zu dir.
Komponist
Text: Eugen Eckert 1991 nach Ps 90
Musik: Sergej Andrewitsch Bazuk (1910-1973)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40903SWR3 Worte
Gott ist kein Aufpasser - das sagt die Autorin Susanne Niemeyer. Sie glaubt auch nicht, dass Gottes Blick beschämt, sondern, dass er aufrichtet. Sie schreibt:
Adam und Eva haben viele Nachkommen. Sie sind Allerweltsmenschen und tragen unsere Namen. Adam ist ein Angsthase. Eva will endlich aufhören, ihre Körperhaare zu entfernen. […] Klaus weint, […] wenn er im Stadion die Nationalhymne singt. […] Kemal will der Stärkste sein und dennoch zärtlich. […] Maren liebt Tom und liebt Yasmin.
Und für nichts davon, aber auch für gar nichts davon brauchen sie sich zu schämen.
Weil ein wohlwollender, zutiefst freundlicher Blick auf ihnen ruht, der sagt: Du bist richtig. Dieser Blick gilt jedem Menschen, und wer das vergisst, kann sich erinnern, wenn das Gefühl, falsch zu sein, groß ist: Du bist sehr gut.
Quelle:
https://www.freudenwort.de/engelimbiss
SWR3 Worte
Kann man den Regenwolken des Lebens mit einem sonnigen Gemüt begegnen? Selbst wenn es um etwas so Ernstes wie den Tod geht? Der Schriftsteller Axel Hacke meint ja. Er sagt:
Heiterkeit hat in der Tat viel mit dem Tod zu tun. Ich meine damit ja nicht Witze-erzählen und Lustig sein. Wenn wir uns bei einem im Leben sicher sein können, dann darin, dass es irgendwann endet, und daraus kann man viel lernen: Ich weiß, dass ich sterben muss, was soll ich mich darüber groß aufregen. Es liegt nicht in meiner Macht. Und das ist doch ein sehr entspannender Gedanke. Das ist Gelassenheit. Das ist Heiterkeit.
Quelle:
Axel Hacke: Sowohl heiter als auch wolkig, in: in: Alverde. Dm-Magazin, dm-drogerie markt GmbH + Co. KG, Arthen Kommunikation GmbH, August 2024, Karlsruhe, S. 96.
SWR3 Worte
Die Schauspielerin Annette Frier ist überzeugt: In der Krise hilft Humor. Sie sagt:
Humor ist meine Hauptwaffe – und das von einer, die überzeugt ist, dass wir die Waffen niederlegen müssen. Also sagen Sie es bitte keinem. Doch, sagen Sie's allen: Humor schafft Platz, wenn es in einem Raum zu eng wird und man kaum noch atmen kann. Er lüftet und bereinigt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40887SWR3 Worte
Wann hilft Beten? Alexia hat mit zwei Freundinnen zu Fuß die Alpen überquert. Es war ein Abenteuer und ein Kraftakt. In den härtesten Momenten hat Alexia ausgerechnet das Beten geholfen. Sie erzählt:
Auf dem Weg ins Tal nach Zams bin ich wirklich auf dem Zahnfleisch gegangen – und da habe ich angefangen zu beten. Nach dreieinhalb Stunden, unten im Tal, hatte ich wahrscheinlich so viel gebetet wie in den letzten fünf Jahren zusammen nicht. […] Es war nicht schön strukturiert, aber etwas zum Festhalten.
Quelle:
Linda Giering: „Was du alles kannst!“, in: ANDERS HANDELN. Kraft schöpfen, Ausgabe 1.2024, Andere Zeiten e.V., Hamburg, S. 16.
SWR3 Worte
Im Film „Fack Ju Göthe“ spielt Jella Haase eine naive Schülerin. Im echten Leben macht sie sich tiefgreifende Gedanken um die Frage, was sie sich für das Jahr 2050 wünscht. Sie sagt:
Ich wünsche mir, dass es ein gesellschaftliches Umdenken gibt. Zum Beispiel, dass es nicht mehr cool ist, sich im Internet hinter einer anonymen Masse zu verstecken. Ich wünsche mir, […] dass dieser schmale Korridor, der immer enger wird, wieder aufbricht und wir es schaffen, diesen Planeten zu retten. Ich wünsche mir mehr Wahrheit, und dass man einen Konsens schafft, in dem sich wirklich alle finden können. Eine Gesellschaft, die frei ist, liberal ist – und dass es einfach normal ist, mit Natur und nah daran aufzuwachsen. Dass man es gar nicht anders kennt.
Quelle:
https://www.2050.de/gesellschaft/jella-haase-im-interview-die-revolution-sind-wir
SWR3 Worte
Warum noch glauben? Die Pastorin Mira Ungewitter antwortet:
Für mich ist Glaube Vertrauen. Er trägt uns, auch wenn nicht alles eitel Sonnenschein ist. Er ist eine Art Resonanzraum, der meine Gedanken und Gefühle aufnimmt. Wo ich auch einmal reinbrüllen kann, dass alles Mist ist. Glaube ist auch eine Form von Sicherheit, die wiederum zu einer Freiheit und größeren Abenteuerbereitschaft führt. Glaube gibt uns Zuversicht: Es wird sich schon irgendwie alles ausgehen.
Quelle:
https://www.zeit.de/2023/40/mira-ungewitter-pastorin-feminismus-kirche-glaube/seite-2
SWR3 Worte
Warum freuen Sie sich auf den Sonntag? Die Autorin Susanne Niemeyer schreibt:
Lieber Sonntag,
jede Woche freue ich mich auf deinen Besuch. Du bringst Brötchen mit oder Kuchen, und immer nimmst du dir einen ganzen Tag Zeit. […] Mit dir kann man Pläne schmieden, auf dem Sofa lümmeln, in dicken Büchern versinken, die Zukunft rosa färben, eine geheime Sprache erfinden, mit dir kann man den Himmel stürmen. Du bist zwecklos, und das entspannt mich. […] Ich mag auch deine Fürsorge. Du hast ein Auge auf mich. Siehst, wenn ich müde bin, und dann machen wir einen Mittagsschlaf. Wenn ich Wind um die Nase brauche, ziehst du mich raus. Manchmal redest du mir ins Gewissen: "Mach mal was, das du nicht musst. Heute gehörst du mir - und ich gebe dir frei."
Quelle:
https://www.freudenwort.de/engelimbiss