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SWR3 Worte

17MRZ2020
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Vielleicht führt das Corona-Virus ja auch dazu, dass uns wieder klarer wird worauf es wirklich ankommt in unserem Zusammenleben. Der Dichter Hermann Hesse beschreibt das so:  

Ihr mögt es mit Jesus halten oder mit Plato, mit Schiller oder mit Spinoza überall ist das die letzte Weisheit: dass weder Macht noch Besitz noch Erkenntnis selig macht, sondern allein die Liebe.
Jedes Selbstlossein, jeder Verzicht aus Liebe, jedes tätige Mitleid, jede Selbstentäußerung scheint ein Weggeben, ein Sichberauben, und ist doch ein Reicherwerden und Größerwerden, und ist doch der einzige Weg, der vorwärts und aufwärts führt…

 

Quelle: Hermann Hesse. Weihnachten. Insel Taschenbuch. Frankfurt/Main, Leipzig. 2007. S. 27.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30560
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SWR3 Worte

23AUG2019
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Sommerzeit ist auch Reisezeit. Eine Zeit die aus der Polarität von Heimat und Fremde lebt. Der Dichter Hermann Hesse kannte diese Polarität und hat sie so beschrieben:  

Wie der Tag zwischen Morgen und Abend, so vergeht zwischen Reisetrieb und Heimatwunsch mein Leben. Vielleicht werde ich einmal so weit sein, dass Reise und Ferne mir in der Seele gehören, dass ich ihre Bilder in mir habe, ohne sie mehr verwirklichen zu müssen. Vielleicht auch komme ich noch einmal dahin, dass ich Heimat in mir habe… Heimat in sich haben! Wie wäre da das Leben anders! Es hätte eine Mitte, und von der Mitte aus schwängen alle Kräfte.

 

Quelle: Hermann Hesse „Wanderung“, Suhrkamp Verlag 1977, S. 125/126.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29118
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SWR3 Worte

22AUG2019
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Der Dichter Hermann Hesse war immer wieder von seelischen Tiefs geplagt. In seinem Buch Wanderung beschreibt er wie es für ihn war, aus einem solchen Tief herauszukommen: 

Abklingend verlässt mich die Unlust, Leben ist wieder hübsch, Himmel ist wieder schön, Wandern wieder sinnvoll. An solchen Tagen der Rückkehr fühle ich etwas von Genesungsstimmung: Müdigkeit ohne eigentlichen Schmerz, Ergebung ohne Bitterkeit, Dankbarkeit ohne Selbstverachtung. Langsam beginnt die Lebenslinie wieder zu steigen. Man summt wieder einen Liedvers. Man bricht wieder eine Blume ab. Man spielt wieder mit dem Spazierstock. Man lebt noch. Man hat es wieder überstanden. Man wird es auch nochmals überstehen, und vielleicht noch oft.

 

Quelle: Hermann Hesse „Wanderung“, Suhrkamp Verlag 1977, S. 118.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29117
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SWR3 Worte

20AUG2019
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Der Dichter Hermann Hesse war viel auf Wanderschaft. Auf einer seiner Wanderungen hat er sich Gedanken über die Frömmigkeit gemacht. Er schrieb: 

Frommsein ist nichts anderes als Vertrauen. Vertrauen hat der einfache, gesunde, harmlose Mensch, das Kind…. Unsereiner, der nicht einfach noch harmlos war, musste das Vertrauen auf Umwegen finden. Vertrauen zu Dir selbst ist der Beginn. Nicht mit Abrechnungen, Schuld und bösem Gewissen, nicht mit Kasteiung und Opfern wird der Glaube gewonnen. Alle diese Bemühungen wenden sich an Götter, welche außer uns wohnen. Der Gott, an den wir glauben müssen, ist in uns innen. Wer zu sich selber nein sagt, kann zu Gott nicht ja sagen. 

 

Quelle: Hermann Hesse „Wanderung“, Suhrkamp Verlag 1977, S. 40

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29115
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SWR3 Worte

19AUG2019
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In diesen Hochsommertagen kann es wunderbare Wolkenformationen geben. Für den Dichter Hermann Hesse waren sie Gleichnisse für die Sehnsucht der Menschen. Er schrieb:  

Wolken sind das ewige Sinnbild alles Wanderns, alles Suchens, Verlangens und Heimbegehrens. Und so wie die Wolken zwischen Erde und Himmel zaghaft und sehnend und trotzig hängen, so hängen zaghaft und sehnend und trotzig die Seelen der Menschen zwischen Zeit und Ewigkeit.

 

Quelle: Hermann Hesse. Wolken. Betrachtungen und Gedichte. Hrsg. von Volker Michels. Insel Taschenbuch. Frankfurt.2008. S. 18

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SWR3 Worte

02JUL2019
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Heute hätte er Geburtstag: der Schriftsteller und Dichter Hermann Hesse. Wie man heilsam mit den Veränderungen des Lebens umgehen kann, beschreibt er so:

„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht,

blüht jede Lebensstufe […] zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe, bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. […]

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

Hermann Hesse, Stufen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28925
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SWR3 Worte

Wie genießt man Advent und Weihnachten?
Dazu meinte der Schriftsteller und Nobelpreisträger Hermann Hesse:

„Auch früher schon bekam ich vor Weihnachten immer leise Widerstände.
So einen etwas unangenehmen Geschmack auf der Zunge:
wie bei einer Sache, welche zwar hübsch, aber nicht ganz echt ist;
eine Sache, welche zwar allgemein Achtung genießt,
der man aber eigentlich doch ein wenig misstraut.
Darum sage ich jetzt: Betrügt euch nicht mehr länger selbst!
Seid nicht immer wieder zufrieden mit diesen sentimentalen Gefühlen!
Verlangt mehr von euch!
Denn die Liebe und die Freude und dieses geheimnisvolle Ding,
das wir Glück nennen, ist nicht da und dort zu kaufen,
sondern steckt schon längst in uns drin, in uns selbst!“

Hermann Hesse, „Weihnacht“; in:
Walter Jens (Hg.), „Es begibt sich aber zu der Zeit“,
Radius-Verlag-GmbH Stuttgart 1989

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18790
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SWR4 Abendgedanken

„Es kann nicht immer Sommer sein“ – so heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse. An den Wechsel der vier Jahreszeiten in unseren Breiten sind wir natürlich seit Kindertagen gewöhnt. Und manchmal entspricht ein Sommer auch nicht so ganz unseren Vorstellungen. Noch während wir auf Besserung warten – ist es schon wieder Herbst.

„Der Herbst streut weiße Nebel aus,
Es kann nicht immer Sommer sein!
Der Abend lockt mit Lampenschein
Mich aus der Kühle früh ins Haus“.

So hat Hermann Hesse einen Herbstabend beschrieben - für mich sehr gut nachzuempfinden. Wie behaglich kann es im Haus sein, besonders, wenn man zuvor im Freien war, in der Natur. (Wenn ich fröstelnd spüre wie die Luft feucht geworden ist und vom Fluss, ich wohne direkt am Neckar, Nebel aufsteigt.)
„Es kann nicht immer Sommer sein“ - für mich ist es gut so.  
Und „Alles hat seine Zeit…“, dieser weise Spruch aus dem Alten Testament tröstet mich, wenn ich jetzt das alte Laub von unserem Kirschbaum zusammenharke, der uns an heißen Tagen Schatten gespendet und saftig rote Früchte getragen hat. Wenn ich die vertrockneten Blumen abschneide, die mal in so herrlichen Farben geblüht haben.
(Ihre Schönheit ist dahin. Und bald ist im Garten nichts mehr zu tun.)
Die Natur ruht jetzt bis zum Frühling, dann beginnt der Kreislauf des Lebens von Werden und Vergehen wieder von vorn. Das zu wissen ist beruhigend.
Mir tut es gut, auch in der kalten Jahreszeit bei Wind und Wetter mit der Natur zu leben. Raus zu gehen. Meistens fühle ich mich dann nicht nur körperlich erfrischt, auch meine Gedanken sind es.
Besonders dann, wenn mich Dinge sehr beschäftigen, meine Gedanken sich überschlagen. Oder wenn mich etwas bedrückt.

Als meine Mutter vor Jahren an einem Herbsttag gestorben war, hielt ich es eines Abends nicht mehr im Haus aus, ich war nicht in der Lage irgendwas Vernünftiges zu tun. Draußen im Garten und dann beim Gang durch die Weinberge und die Streuobstwiesen habe ich erlebt, wie mich gerade diese verwelkende Natur, auf die die letzten Abendsonnenstrahlen fielen, getröstet hat. Dieses Bild habe ich als geradezu schmerzlich schön empfunden: glühendes Licht hat die abgestorbenen Blätter in wunderbaren Farben erstrahlen lassen. Wie sehr wir Menschen doch ein Teil der Natur sind, das ist mir da bewusst geworden. Auch wir wachsen und vergehen wieder. Unser Leben kann kein ewiger Sommer sein, irgendwann - bei einem früher, beim anderen später- lässt die Lebenskraft nach und schließlich müssen wir sterben, so ist der Lauf der Natur.
Warum soll es für uns Menschen nach dem Tod nicht doch in irgendeiner Weise weitergehen? So wie die Natur nach der Kälte und Dunkelheit des Winters wieder zu neuem Leben erwacht?
Mich jedenfalls hat der Blick auf die herbstliche Natur mit Hoffnung erfüllt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18503
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SWR3 Worte

Wie kann man mit Todestrauer umgehen?
Dazu der Schriftsteller und Nobelpreisträger Hermann Hesse:

„Schmerz und Klage sind unsere erste und natürliche Antwort
auf den Verlust eines geliebten Menschen.
Sie helfen uns durch die erste Trauer und Not,
aber sie genügen nicht, um uns mit dem Toten zu verbinden.
Dazu muss der Tot in unsere Seele kommen dürfen:
durch genaueste Erinnerung,
durch Wiederaufbau des geliebten Wesens in unserem Innern.
Wenn uns das gelingt, dann lebt der Tote sozusagen weiter mit uns;
dann wird die Todestrauer fruchtbar für unser Leben.“

Hermann Hesse, „Mit der Reife wird man immer jünger“,
Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 142014

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18357
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Wenn ich ein Ende ertragen muss, tröstet es mich, wenn dadurch etwas Neues anfängt.
Die Sommerferien gehen morgen zu Ende, aber am Montag beginnt was Neues. Der Sommer geht zu Ende, aber auch der Herbst kann wirklich zauberhaft sein. Hermann Hesse hat in seinem Gedicht „Stufen“ den Trost ausgedrückt, der im Wechselspiel von Ende und Anfang steckt.
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der uns beschützt und
der uns hilft, zu leben.“
Fast könnte man meinen, dieses Wechselspiel geht immer weiter. Als würden wir leben wie auf einer ewigen Kreisbahn. Auf ein Ende folgt der Anfangszauber, immer neu.
Aber das Leben ist anders: Keine unendliche Kreisbahn von Neuanfängen. Vor kurzem habe ich das deutlich gespürt. In einer befreundeten Familie. Der alte Vater wird bald 89. Die Kinder waren da und man ist auf den Geburtstag zu sprechen gekommen. Alle schauen ihn an und warten auf seine Geburtstagsvorfreude. Aber der alte Herr sagt nur: „Ach ja.“
Und alle um den Tisch ahnen, was das bedeutet:
Das Leben geht nicht immer so weiter. Wenn ein Jahr zu Ende geht, dann fängt man halt ein neues an, in alter Frische. So ist es nicht, schon gar nicht, wenn man 89 wird. Mit 89 ist mehr Ende als Anfang. Das wollte er wohl sagen, mit diesem „Ach, ja.“
Und man hatte das Gefühl, er findet es auch gut, dass das so ist.
Wenn die Kräfte abnehmen, ist es gut, wenn man irgendwann nicht mehr
neu anfangen muss.
Dieses „ach ja“ ist mir noch eine ganze Weile nachgegangen.
Und der alte Simeon ist mir eingefallen, von dem die Bibel erzählt. Früher war er regelmäßig in den Tempel gegangen. Aber dann konnte er nicht mehr. Bis zu dem Tag, an dem er gespürt hat. Heute muss er noch mal hin. Im Tempel trifft der alte Simeon Maria und Joseph mit dem neugeborenen Jesus. Und der alte Mann hat sofort gesehen, dieses Kind ist ein neuer Anfang. Gott fängt neu an mit den Menschen, die fürchten, dass alles zu Ende ist. Simeon, erzählt die Bibel weiter, war glücklich, dass er das noch erleben konnte. ‚Ich muss nicht mehr neu anfangen. Mein Leben kann in Frieden zu Ende gehen.‘
Tröstlich diese Geschichte. Wir müssen nicht immer weiter und weiter. Aber ich glaube, dass der Tod ein Neuanfang Gottes mit mir ist.
Oder wie Hermann Hesse in seinem Gedicht sagt:
„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden.“ Ich wünsche mir, der alte Herr verlässt sich darauf.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18246
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