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SWR4 Sonntagsgedanken

04JUL2021
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Was ist für Dich „zuhause“? Diese Frage habe ich übers Internet gestellt, auf Facebook und auf Instagram. Übers Handy oder den Computer haben viele Menschen diese Frage gelesen. Sie konnten dazu auch ein schönes Bild von unserer Terrasse am Abend sehen. Was ist für Dich „zuhause“?

Eine anregende Frage, und ich war erstaunt, wie viele Menschen mir geantwortet haben.

 

Eine Frau schrieb: „Ich fühle mich in den Weinbergen zuhause. Da habe ich schon als Kind viel Zeit verbracht und auch mitgeholfen“. Das kann ich gut verstehen: sonnige Hänge mit einem weiten Ausblick, die bunten Farben, die süßen Trauben und all die schönen Erinnerungen aus Kindertagen. Schön, wenn Kinder sich zuhause geborgen fühlen und umsorgt.

Ein Mann antwortete. „Zuhause ist für mich da, wo ich meine Füße auf den Tisch legen kann.“ Stimmt - das kann man sich wirklich nur da erlauben, wo man selber zu Hause und Herr im eigenen Haus ist. Das braucht glaube ich jeder, einen Ort, wo man sich entspannen kann und nicht von anderen bestimmt wird.

Wiederum eine Frau meinte: „Zuhause ist für mich kein fester Ort. Wir dürfen keine Wurzeln schlagen, aus beruflichen Gründen, aber irgendwie liebe ich die Gegend, wo wir jetzt wohnen und auch die Menschen hier.“ Die Menschen machen einen Ort also erst zur Heimat. Sie sind es, die der Gegend eine Seele geben. Diese Frau fühlt sich zuhause, denn hier weiß sie: Ich bin hier willkommen. Die Leute nehmen mich an.

Für mich ist aus diesen Gründen auch der Glaube ein Zuhause. Zu wissen, ich bin angenommen, wie ich bin. Ich brauche mich nicht zu verstellen. Ich kann denken und aussprechen, was mich bewegt. Auch mal klagen oder weinen. Gott hört geduldig zu und hilft, wenn ich alleine nicht mehr weiterkomme. Hier kann ich entspannen, die Füße auf den Tisch legen, sozusagen. Und wenn es doch einmal knirscht und nicht alles rund läuft, dann kann ich mich darauf verlassen: Gott sorgt wie Vater und Mutter für mein zuhause. Seine Tür steht offen für mich - immer.

Was ist für Dich „zuhause“, habe ich gefragt. Für mich auf jeden Fall auch der Glaube. Da bin ich angenommen, so wie ich bin. Ich bin frei von jedem Druck. Und ich bin geborgen und umsorgt. Da muss ich niemals ausziehen.

 

Teil 2:

 

Dass der Glaube ein Zuhause werden kann, darüber habe ich eben in den SWR4 Sonntagsgedanken gesprochen.

Nikolai Opifanti, ein junger Pfarrkollege, hat einen ähnlichen Gedanken noch einen Schritt weitergedacht. Auch er hat ein schönes Foto ins Internet gestellt, über das ich am Computer gestolpert bin. Da war ein kleines, aber feines und sehr gemütliches Hotel zu sehen. So wünsche er sich die Kirche in dieser Zeit, schrieb er darunter.

Also keine große Kathedrale, auch keine kleine Dorfkirche, sondern etwas zum Erholen und Entspannen von all der Angespanntheit und Nervosität in dieser Zeit.

Vor lauter Sorgen und offenen Fragen fühlt man sich manchmal wie ein Fremder im eigenen Leben - Heimatlos. Wie schön ist da Ein Ort, an dem man willkommen ist und freundlich umsorgt wird. Wo man hinsitzen kann. Wo man nicht einsam bleibt oder abseits sitzen muss. Wo man mit Freunden, einen Kaffee oder Tee trinken oder ein Essen genießen kann. Und es wie zuhause ist. So müsste doch Kirche sein, wie ein kleines, feines Hotel oder wie eine gemütliche, familiäre Pension, wo man seelisch und geistlich auftanken kann. Das ist für mich ein schönes Bild.

Öffnen wir doch die Türen! Schaffen wir in diesen Zeiten des Umbruchs miteinander ein Zuhause. Herzliche Einladung ins kleine und feine Hotel „Kirche“: ein Ort  an dem spürbar wird, wie freundlich Gott ist. Dabei vertrauen wir Gott, dass er uns hilft, dass es gelingt, füreinander da zu sein. Jesus hat es vorgemacht und den Frauen und Männern damals an seiner Seite das Gefühl von Heimat gegeben. Wir helfen einander, in diesem Geist, dass jeder sich zuhause fühlt und sich angenommen erlebt.

Die Idee von Kirche als einer gemütlichen Pension sehe ich nicht nur als Bild oder Ideal, sondern vor allem als Ermutigung, es einfach so zu wagen. Und erste kleine Schritte in diese Richtung zu tun.

Ich knipse die Leuchtreklame über dem Hoteleingang an, z.B., wenn ich einfach mal bei jemandem anrufe, der sich darüber freuen würde. Oder einer anderen Person einen kleinen Gruß vorbeibringe, vielleicht mit einem Segenswort oder einem Mutmachwort der Bibel. So oder auch anders: Öffnen wir die Türen des Hotels „Kirche“. Hier ist jeder und jede willkommen. Hier darf man auftanken. Niemand bleibt allein mit seinen Sorgen, denn hier findet jeder ein offenes Ohr und einen Mitmenschen, der hinhört, wo andere der Lebensschuh drückt oder ihr Zuhause gerade kein Zuhause mehr ist.

So möchte ich meinen Glauben an Jesus leben. Für und mit anderen. Sie vielleicht auch? Wagen wir es doch einfach.

Behüte Sie Gott! Und einen gesegneten Sonntag.

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SWR4 Sonntagsgedanken

03JAN2021
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Ein Gedanke hat mich durch die ganze Weihnachtszeit begleitet und auch jetzt in das neue Jahr hinein. Es ist ein Gedanke von Martin Luther King. Er hat ihn in einer mutmachenden Rede verwendet. Er hat gesagt - mitten in eine ganz andere Krise hinein: Nur wenn es dunkel genug ist, sieht man die Sterne.

Wer einmal in einer klaren Nacht in den Bergen war, oder sonst fernab von der Lichtverschmutzung unserer Städte und Ortschaften, kann das sicher sehr gut verstehen: Nur wenn es dunkel genug ist, sieht man die Sterne.

Wie geht es Ihnen in dieser dunklen Jahreszeit? Welche Sterne haben Sie neu gesehen? Der Ausgang des letzten Jahres, ohne großen und lauten Weihnachtstrubel, ohne Feuerwerk und Kracher hat vielleicht manches neu aufleuchten lassen. Welches Licht hat sie in diesen Tagen erfreut?

Ein gutes Gespräch, auch wenn es nur übers Telefon war? Das Gesicht neben Ihnen, für das sonst im Alltag kaum Zeit bleibt? Ein Gedanke, ein Wunsch, ein Eindruck, der Ihnen persönlich wichtig wurde?

Von Gott heißt es in der Bibel, dass er uns nicht lautstark begegnet, sondern wie ein leises Säuseln, von Jesus heißt es, dass er wie ein Licht in die Finsternis unserer Welt und die Dunkelheit unseres Lebens kommt.

Vielleicht birgt diese besondere Zeit ganz neu die Chance, Gott zu erkennen. Vielleicht kann man Gott neu wahrnehmen, weil man ein bisschen mehr Zeit und Ruhe für diese wichtige Lebensfrage hat. Vielleicht kann man so das neue Jahr geborgen im Glauben und Vertrauen auf Jesus beginnen.

Ich merke, wie ich mehr Zeit zum Beten finde, für das Aussprechen meiner Gedanken und Sorgen, aber auch für das Hinhören, was Gott mir zeigen und sagen möchte.
Und schon wieder klingt dieser Gedanke bei mir an: Nur wenn es dunkel genug ist, sieht man die Sterne.

Sieht man wie weit der Himmel ist, wie groß das Wunder der Natur. Wie viel größer und mächtiger ist dann wohl Gott? Gott, der diesen Himmel geschaffen, aber mitten unter uns gelebt hat. Der wildfremde Menschen an seiner Krippe zusammengeführt hat. Sogar weise Sterndeuter aus dem Osten, die den Himmel nach einem Zeichen Gottes abgesucht haben, sind einem Stern gefolgt. Von ihnen heißt es in der Bibel:

Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er schließlich über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, waren sie überglücklich. Sie gingen in das Haus und fanden dort das Kind und seine Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm nieder und erwiesen ihm Ehre. (Matthäus 2,9-11)
„Nur wenn es dunkel genug ist, sieht man die Sterne“, das hat schon Martin Luther King gesagt.

Noch ist es dunkel, noch sehen wir nicht weit. Für die meisten von uns gab und gibt es tatsächlich viele Einschränkungen, zwar weniger als in anderen Ländern, aber teilweise mit einschneidenden Folgen. Man darf sich nicht mehr so frei besuchen, wie man es gerne getan hätte und es gewohnt ist. Das Reisen wurde eingeschränkt. Große Feiern, aber auch Weihnachtsmärkte, Konzerte und vielerorts sogar die Gottesdienste mussten abgesagt werden. Bei geschlossenen Läden war auch das Einkaufen von Geschenken sehr eingeschränkt. Eine neue Erfahrung. Mich hat interessiert, wie es jüngeren Menschen damit geht.

Die Antwort meines Schwiegersohnes hat mich erstaunt. Er nimmt das Ganze sehr positiv. Er hat mir gesagt: Ja, das mit der Krankheit ist eine harte und fürchterliche Realität, und es ist unabsehbar, was es für viele bedeutet. Aber ich versuche gerade für mich und für meine junge Familie das andere festzuhalten: Mir hat diese Zeit viel Positives gebracht. Jetzt ist alles nicht mehr so überdreht. Es bleibt viel mehr Zeit mit unserem kleinen Kind. Das ist auch anstrengend, aber sehr schön zugleich. Ich musste meine Arbeit umstellen, vieles sogar komplett verändern. Besprechungen, Geschäftsreisen, Absprachen, Büropräsenzen – vieles ist weggefallen. Für uns ist vieles besser geworden. Ohne die Bedrohung durch die Pandemie wäre es aber nie so gekommen. Längst fällige Umstellungen wurden dadurch enorm beschleunigt.

Und ich höre wieder: Nur wenn es dunkel genug ist, sieht man die Sterne. Nur dann orientiert man sich neu, geht man neue Wege. Ich hoffe sehr, dass auch die Menschen neue Wege finden, die diese Pandemie mehr als andere belastet. Die sich jetzt Sorgen machen müssen um ihr Geschäft, die dem Risiko mehr ausgesetzt sind als andere. Ich hoffe, wir können auch denen beistehen, denen die Krankheit viel genommen hat.

Ich will mich deshalb in diesen dunklen Zeiten noch mehr an Jesus orientieren.  Er hat gezeigt, wie man denen helfen und beistehen kann, die im Dunkeln stehen und kein Licht sehen können. Er ist das Licht der Welt. Und ganz gewiss gilt auch im neuen Jahr:
Nur wenn es dunkel genug ist, sieht man die Sterne.

Und so wünsche ich auch Ihnen einen gesegneten Sonntag mit glitzernden Hoffnungssternen. Behüte Sie Gott.

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SWR4 Sonntagsgedanken

19JUL2020
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Enorm viel hat sich verändert in den letzten Wochen und Monaten. Das verunsichert mich. Das fängt schon bei ganz alltäglichen Dingen an. Zum Beispiel bei der einfachen Frage: „Wie geht es Dir?“ Oder „Wie geht es Ihnen?“ Die normale Antwort lautet dann ja: „Gut, und Ihnen?“

Jetzt ist das anders. Nicht wenige stutzen erst einmal, sie atmen durch und zögern kurz, bevor sie antworten. Oder sie sagen: „Eigentlich geht es mir gut.“ Sie fangen dann an aufzuzählen, was tatsächlich gut läuft, aber auch das, was nicht mehr so klar ist.

Singen im Chor, Sport in der Halle: Das geht seit Monaten nicht mehr. Und mal ehrlich: Einkaufen macht mir nicht mehr den gleichen Spaß  wie vor Corona. Auswärts essen gehen oder in einen Gottesdienst mit Sitzabständen und Maske auch nicht wirklich. Und ich spüre auch bei anderen diese Verunsicherung und dieses schale Gefühl. Gerade dann, wenn man sich eigentlich entspannt zurücklehnen will. Verunsicherung. Weil es eben anders geworden ist.

Den meisten geht es trotz Krise noch einigermaßen gut. Aber wer weiß denn, wie es wirklich weitergeht? Bei manchen Firmen sind die Aufträge bis Jahresende zum Großteil weggebrochen. Erreichen unsere Schulen unter diesen Bedingungen wirklich noch alle Schülerinnen und Schüler gleich gut? Manche sind digital ungeschickter oder schlechter ausgestattet. Wer achtet auf sie und begleitet sie?

Verunsicherung. Auch im Bereich der Gefühle und Befindlichkeiten.
Manche werden richtig aggressiv, weil sie sich eingeengt, in ihrer Freiheit beschränkt erleben, anderen verlieren ihren Lebensmut, ihre Freunde, weil ihre Kontakte bewusst oder ungewollt in den letzten Wochen deutlich abgenommen haben.

Mich erinnert das an die Gedanken eines Mannes in der Bibel, der betet (Psalm 73): „Beinahe hätte ich den Boden unter den Füßen verloren.“ Dann zählt er auf, was ihn alles verunsichert hat, wie er diese ganze Entwicklungen und auch Gott nicht mehr verstehen konnte. Aber je mehr er sich das alles vor Augen führt und benennt, da wird ihm klar, was er womöglich davor schon zu wenig beachtet hat. Was waren denn die Sicherheiten, der feste Boden auf dem er davor gestanden hat? War das alles wirklich so tragfähig, so zukunftsfähig, wie er gedacht hatte?

Was gibt wirklich Halt?
Ich kann für mich mitsprechen, was dieser Mann dann gebetet hat: Ich gehöre zu dir, Gott, du hältst meine rechte Hand. Ich halte mich an dich, und setze meine Hoffnung auf dich, den allmächtigen Herrn.

Das hat mir gerade auch ein Mann erzählt, der unsicher war bei einer Entscheidung. Er hat dann angefangen zu beten. Beten ist ja im übertragenen Sinne, die Hand Gottes ergreifen. Der Mann hat dann weitererzählt: „Es war eigenartig. Plötzlich hat Gott mich auf etwas anderes gestoßen, das ich vorher nicht gesehen habe. Und trotz der Verunsicherung zu Beginn, gingen jetzt plötzlich die nötigen Türen auf und ich habe einen viel besseren Weg gefunden.“

Viele erleben gerade, beruflich oder privat, das sich manches nicht mehr wie geplant verwirklichen lässt. Auch nicht absehbar. Mir ging es so mit einem neuen Aufgabenfeld. Das hat sich verzögert und verzögert. Und jetzt? Ist es überhaupt noch dran? Viele Fragen stellen sich ganz neu wegen Corona. Wird vielleicht jetzt etwas ganz anderes gebraucht? Werde ich jetzt ganz anders gebraucht? Ich will nicht nur stur einen festgetrampelten Pfad weitergehen, sondern auch aufmerksam sein, ob Gott mir nicht etwas ganz anderes zeigen will.

Es ist ja kein Wunder, dass viele im Moment durch Corona und die Begleitumstände verunsichert sind. Wenn echte Bedrohungen der Gesundheit und der Existenz auftauchen, wenn man sogar selbst zur Gefahr für andere werden könnte. Wenn die Umstände sich so stark verändern, wenn man sich nicht einfach auf Erfahrungen stützen kann, wenn man erzwungenermaßen neue Wege gehen muss. Dann rüttelt das jeden durch.

Umso wichtiger ist es, meine ich, auf Gottes Zusagen und seine Möglichkeiten zu vertrauen. Beten ist da eine gute Möglichkeit. Und wer nicht beten kann? Der kann mit anderen reden. Vielleicht beten die dann für ihn. Und es findet sich ein neuer Weg.

In der Bibel lese ich von Paulus. Nach einer schweren Lebenskrise hat er einen ganz neuen Halt und Lebensinhalt gefunden. Paulus zählt im Römerbrief (Kapitel 8) auf, was Menschen verunsichert. Er nennt die Sorgen und Bedrohungen beim Namen. Aber dann zieht er eine Art Schlussstrich darunter. Aus eigener Erfahrung. „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi?“ (Römer 8,35), fragt er. Es gibt doch nichts, was größer und mächtiger ist als Gott. Christus steht mir bei in der Gefahr, sogar bis in den Tod hinein. Aus reiner Liebe. Er hält mich fest. Er lässt niemanden fallen.“

In dieser Gewissheit, dass Gott auch Sie festhält, wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag.

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SWR4 Sonntagsgedanken

26JAN2020
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Vielleicht kennen Sie das auch. Manchmal braucht es einen Schubser von Gott. Vielleicht sogar einen Engel, dass Menschen zueinander finden und dann oft auch zum Glauben. Eine biblische Geschichte erzählt davon.

Sie handelt von einem Mann, der in einer großen Spannung lebte. Er war Soldat der römischen Besatzungsmacht in Israel. Er genoss zwar einen guten Ruf, weil er fair blieb, aber so ganz dazu gehören, das würde er wohl nie. Vor allem nicht in religiöser Hinsicht. Dabei lag dort sogar sein Hauptinteresse. Er suchte nach Gott, meinte gerade hier an der richtigen Adresse zu sein und gab sich alle Mühe. Er spendete viel für Bedürftige, er setzte sich für die ganze Gemeinde ein und betete täglich. Aber er blieb nun mal ein Ungläubiger in den Augen der Einheimischen. Und das schloss ihn aus, egal wie ernst er es meinte.

Aber wo Menschen nur die Unterschiede wahrnehmen und Grenzen ziehen, da hat Gott offenbar eine ganz andere Sicht. In unserer Geschichte jedenfalls war es so. Ich fasse es ganz kurz zusammen.

Es passierte ein kleines Wunder. Mitten im Gebet erschien dem gestandenen Soldaten Cornelius ein Mensch in leuchtenden, glänzenden Kleidern, ein Bote Gottes, ein Engel. Dieser beauftragte den Hauptmann Cornelius, er solle Petrus herholen lassen. Cornelius kannte Petrus nicht, aber der Engel sagte ihm auch, wo er ihn finden würde. Sofort schickte nun Cornelius seinen Boten los zu Petrus. Außerdem versammelte er seine ganze Familie und auch viele Freunde bei sich und wartete, was nun geschehen würde.

Zur gleichen Zeit hatte auch Petrus eine Erscheinung. Gott machte dem früheren Jünger von Jesus auf sehr drastische Weise deutlich, dass kein Mensch unrein genannt werden darf. Kein Mensch soll ausgeschlossen sein. Gott wendet sich jedem zu, jeder soll sich darauf verlassen.

Kaum hat Petrus sich von dieser Erscheinung erholt, kommt der Bote von Cornelius an und will ihn abholen. Eigentlich dürfte Petrus ja nicht mitgehen: zu einem Unreinen! Aber auf einmal begreift er seinen Traum: Kein Mensch ist für Gott unrein! Ohne Zögern geht er mit und erzählt dann dem römischen Hauptmann und allen dort Versammelten, was er mit Jesus erlebt und was Jesus getan hat. Auch dass wirklich jeder Mensch auf Gott vertrauen darf. Gott sieht nicht die Person an. Er macht keinen Unterschied. Jeder und jede wird von ihm voll und ganz angenommen, darf zu Gott gehören, hier im Leben und auch danach.

Sowohl bei Cornelius als auch bei Petrus war ein Schubser Gottes nötig. Nur so haben damals Menschen zu Gott und zueinander gefunden. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass Gott auch heute Menschen anstößt oder ihnen manchmal einen kleinen Schubs gibt. So kann dann Glaube und Vertrauen zu Gott wachsen. Dann geschieht Heilsames und im tiefsten Sinne Erfreuliches in einem Leben.

Vielleicht hat es das ja in Ihrem Leben auch schon einmal gegeben. Ein besonderes Erlebnis mit Gott oder einen sanften Schubs, der Ihr Leben voran gebracht hat. Einen Anstoß, der ihr Vertrauen gestärkt und sie mit Menschen zusammen geführt hat, die Ihnen gut getan haben. Oder denen Sie gut tun konnten.

Es passieren ja manchmal Dinge, die kann man zuerst nicht so richtig verstehen. Aber dann hat man plötzlich den Eindruck, das kam von Gott oder es musste so kommen, damit mir etwas Wichtiges für mein Leben nicht entgeht. Es war Gott, der meine Vorurteile oder Bedenken überwunden hat, der mich in Verbindung zu Menschen gebracht hat, wie ich es nie gedacht hätte. Auch Schubser, die mich daran erinnern, den solltest Du mal besuchen. Oder diese Frau solltest Du mal ansprechen oder einer anderen Person mal richtig und mit genügend Zeit zuhören. Vielleicht sehe ich dann anders und neu was um mich herum vorgeht.

Vielleicht gab es aber auch einen sehr starken Schubs Gottes in Ihrem Leben, der Sie schmerzhaft aufhorchen ließ. Manche Krankheit, manche Enttäuschung war im Nachhinein so ein Fingerzeig Gottes.

Lassen Sie das alles nicht wieder leichtfertig verfliegen. Man vergisst ja so schnell auch wirklich Wichtiges, wenn die Tage völlig überfüllt sind.

Dabei ist es so wichtig, über das eigene Leben und die Beziehung zu Gott nachzudenken. Beten ist oft der erste und sehr hilfreiche Schritt, so wie der Hauptmann Cornelius sich täglich im Gebet an Gott gewandt hat. Dann war irgendwann die Antwort da und Petrus konnte hm weiterhelfen. Vielleicht haben Sie aber auch schon längst jemanden im Blick, mit dem Sie gerne einmal über bestimmte Dinge sprechen möchten. Sie getrauen es sich aber nicht. Als Cornelius und Petrus damals erfasst haben, dass Gott sie angestupst hat, da haben sie sofort alles Mögliche unternommen.

Und das Wichtigste in dieser Geschichte: Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Da ist Cornelius so wichtig wie Petrus. Da sind auch Sie Gott so wichtig wie diese beiden Männer. Egal welche Voraussetzungen Sie haben oder nicht zu haben glauben. Das hat auch Jesus immer gesagt und sehr deutlich gezeigt.

Gott hat jeden Menschen im Blick, mit großem Interesse, mit unerschütterlicher Liebe. Er kennt mich, auch meine Ängste und Sorgen, meine Vorbehalte und meine Unsicherheit. Er weiß, was ich jetzt gerade brauche.

Manchmal schickt Gott auch sehr menschliche Engel, ohne leuchtend glänzende Gewänder. Aber im richtigen Moment oder mit einem Wort, das gut tut, das mich freut, das mir Vertrauen und neuen Glauben schenkt. Mich und andere weiterbringt.

Deshalb wünsche ich Ihnen, dass Gott sie immer wieder anstupst und Ihnen Vertrauen und Lebensfreude schenkt und für heute: einen gesegneten Sonntag.

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SWR4 Sonntagsgedanken

Haben Sie schon einmal eine Hiobsbotschaft erhalten? Eine schreckliche Mitteilung, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Eine echte Hiobsbotschaft.

Der Ausdruck Hiobsbotschaft kommt vom biblischen Hiob, einem sehr frommen und ursprünglich auch sehr wohlhabenden Mann. Hintereinander wurden ihm von seinen Mitarbeitern mehrere schreckliche Nachrichten überbracht. Hiobsbotschaften eben. Sozusagen über Nacht hatte Hiob seinen ganzen  Besitz, sein ganzes Vermögen verloren. Und dann musste er auch noch hören, dass seine Kinder umgekommen sind. Darauf – eigentlich kein Wunder – wurde Hiob schwer krank. Das war nicht mehr auszuhalten.

Seine Frau hat ihn gefragt: Wie kannst Du jetzt noch an Gott glauben. Aber Hiob hat geantwortet: Der Allmächtige selbst hat mich erschüttert. Das war nicht irgendein Zufall. An Gott geht nichts vorbei, was geschieht. Ihm will ich meine Not klagen.

Menschen reagieren ja sehr unterschiedlich auf schlimme Nachrichten. Manche ziehen sich komplett in sich zurück und verbittern still. Wollen von nichts mehr etwas wissen. Andere hadern laut und offen mit ihrem Schicksal und brechen mit allem, was ihnen bisher wichtig und heilig war. Mit ihren Mitmenschen und mit Gott. Wieder andere gehen in sich. Sie suchen ganz neu nach Gott. Sie klagen ihm ihre Not – wie Hiob. Sie möchten irgendeine Antwort, irgendeinen Sinn oder Ausweg in ihrem Schicksal erkennen.

Wer selbst schon einmal so erschüttert wurde, kann solche Verhaltensweisen sehr gut verstehen. Oft schwankt man sogar von der einen zur anderen Haltung.

Warum ich? Warum jetzt? Und wieso?

Eine ältere Frau hat mir einmal gesagt: „Ich verstehe das nicht. Wie kann es sein. Ich habe doch immer anständig gelebt und auf meine Gesundheit geachtet?“ Aber es gibt keine Garantie für ein gutes Leben. Nirgendwo. Leid, Verlust und Krankheit nehmen niemanden aus. Sie sind ein fester Teil des menschlichen Lebens.

Im biblischen Buch Hiob werden unterschiedliche Haltungen zum Unglück und zum Leid in dieser Welt angesprochen. Da hört man die kritischen Stimmen, die sagen, wie kannst Du jetzt noch an Gott festhalten. Aber man liest auch von Hiobs Freunden, die den Kranken besuchen, die mit ihm sprechen, mit ihm schweigen, die das Unaussprechliche aushalten, die mit dem Betroffenen leiden. Die ihn auf der Suche nach dem Sinn und nach Gott begleiten wollen.

Und über Hiob kann man nur staunen. Er ist verzweifelt, er klagt laut, aber in aller Verzweiflung gibt er seine Hoffnung, gibt er Gott nicht auf. Wenn man dieser Spur folgt, erkennt man, wie etwas Größeres, Wichtigeres heranwächst. Ein Glaube übers Leben hinaus.

Ich weiß, dass viele andere auch große Lasten oder schreckliche Verluste ertragen müssen. Wieder andere gehen mit Menschen um, die unter solchen Verlusten oder gesundheitlichen Lasten leiden. Womöglich kennen Sie das auch.

Da kann man nichts schön reden. Die Sache nicht einfach lösen. Man muss jeden einzelnen Tag erst einmal durchstehen und damit leben.

Da kann die Geschichte von Hiob helfen, die keinen Helden vorführt, sondern einen vom Leid Geplagten. Die keinen glücklichen, sondern einen verzweifelt suchenden und mit seinem Schicksal und mit Gott ringenden Menschen beschreibt. Aber sie schildert auch einen Menschen, der Entdeckungen macht, der zu Einsichten kommt, zu denen man in sonnigen Zeiten nicht so leicht gelangt.

Eine davon ist, wie wichtig Freunde sind, selbst dann, wenn Gespräche hart und schmerzhaft werden. Das Zuhören, das Mitleiden, das gemeinsame Aushalten hat allen letztlich doch geholfen und viele wichtige Gedanken und Erkenntnisse reifen lassen. Auch einen neuen Blick auf das Leben und auf Gott haben sie bekommen. Das geht einher mit der Einsicht, dass Gott nicht einfach so verfügbar ist, aber dass er jeden einzelnen Menschen immer im Blick behält. Man kann von Gott nichts erzwingen – wer sind wir denn ihm gegenüber –, aber man kann ihm alles vertrauensvoll klagen. Denn Gott hört und schaut hin. Leid und Schmerzen gehören zu dieser Welt, leider. Hiob hat das für sich erkannt. Und im Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus sehe ich das auch. Von Jesus lerne ich: Gott ist größer, als ich mir das vorstellen kann. Wo mein Denken und Glauben zu Ende ist, da kann doch neues Leben beginnen.

Es mag im ersten Moment billig klingen, aber Hiob ist durch das Unglück und in diesen Gesprächen zusammen mit seinen Freunden und seiner Frau wirklich gereift. Sie haben begriffen wie labil und verletzlich das Leben ist. Dass man Gott nicht einfach so fassen und begreifen kann, aber dass Gott keinen loslässt – auch nicht im Leid oder im Schmerz.

Das wünsche ich allen, denen es gerade wie Hiob geht. Dass die langen und schwierigen Nächte, die schmerzvollen Tage, sogar die Verzweiflung, die wie ein schwarzer Tunnel die Sicht versperrt, bald enden. Und dass sie zu Erfahrungen werden, die einen größeren und weiteren Blick reifen lassen. Und ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen für diesen Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29343
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SWR4 Sonntagsgedanken

Das kennen Sie vielleicht auch. Da gibt es plötzlich Schwierigkeiten, eine Aufgabe, die einem über den Kopf wächst oder ein Kollege, der einem so zusetzt, dass man einfach nicht mehr kann. Plötzlich ist alle Sicherheit weg. Schaffe ich meine Aufgaben überhaupt noch? Oder gehe ich unter? So etwas haben auch die Jünger von Jesus mal erlebt. Die Bibel erzählt das so (Mk 4, 35ff):

 

Nach einem langen anstrengenden Tag stiegen sie in ein Boot. Sie waren müde und erschöpft, aber es soll ja auch nur eine kurze Überfahrt zur nächsten Stadt am anderen Ufer des Sees Genezareth werden. Keine große Sache. Auch für die anderen Boote, die sie begleiteten. Einige Jünger waren Fischer, also gut vertraut mit dem See. Doch dann kam alles anders. Ein Sturm zog auf mit bösen Fallwinden vom nahen Bergland. Wind und Wasser peitschten ihnen ins Gesicht, die Wellen und die Gischt gingen hoch und schließlich auch in die Boote. Sie waren dem Wetter ausgeliefert und wussten sich nicht mehr zu helfen.

Der Wind bläst einem kalt ins Gesicht, das Boot läuft voll Wasser und man hat nichts dagegen zu setzen. Nirgends ist Hilfe in Sicht. Nicht nur bei der Arbeit kann man so etwas erleben, das passiert leider auch privat. Es knallt mit den erwachsenen Kindern, mit dem Partner oder mit Freunden. Man findet nicht mehr zueinander. Aus der kalten Brise wird ein Sturm, ein Unwetter. Alles wird plötzlich falsch verstanden und immer noch schlimmer. Unerträglich. Das Wasser steht hoch im Boot. Wer kann da noch helfen? So gesehen kennt jeder den Sturm auf dem See. Was aber haben die Jünger gemacht, als sie nicht mehr weiter wussten?

Sie haben Jesus gesucht, an den sie in dieser Lage zuerst gar nicht gedacht hatten. Sie hatten ja alle Hände voll zu tun. Aber Jesus schlief. Er lag einfach so da in einem geschützten Winkel des Bootes. Vielleicht noch erschöpfter als sie – wegen der vielen Menschen und Gespräche. Sie konnten es nicht fassen. Sie schüttelten ihn und weckten ihn auf. Dann fragten sie ihn: „Kümmert es dich nicht, dass wir hier umkommen?“

Ich höre da Unverständnis, Wut und Verzweiflung. Merkst Du denn gar nichts? Du lieber Gott! Warum greifst Du nicht ein? Es ist fast wie ein Gebet. Auch das kennen viele. Wenn gar nichts mehr hilft… dann ein Stoßgebet, oft ebenso verzweifelt, so wütend, wie die Jünger. Weil man einfach nicht mehr weiter weiß.

Jesus aber stand auf, bedrohte den Wind und sprach in das tosende Wasser hinein: „Schweig und verstumme!“ Da legte sich der Wind und es breitete sich eine große Stille aus. Gott hatte eingegriffen. Wenn ich die Umstände nicht mehr ändern kann und mit meiner Kraft am Ende bin, dann kann er immer noch alles wenden. Mit seinen unfassbaren Möglichkeiten.

Aber damit ist die Geschichte ja noch nicht zu Ende. Sie beginnt jetzt erst richtig. Eine große Stille hatte sich ausgebreitet, als der Sturm sich gelegt hat, heißt es in der Bibel. Jesus aber schaute nun hin zu den Jüngern und fragt: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

Na ja, ist es denn nicht normal, dass man sich fürchtet, wenn man gerade noch mit beiden Händen Wasser aus dem Boot schöpfen musste, wenn einer der Kollegen noch mühsam das Steuer festgehalten hat und jeder Einzelne gleichzeitig aufpassen musste bei der nächsten Welle nicht über Bord zu gehen? Und ist es nicht genauso normal, dass man zuerst einmal alle seine eigenen Möglichkeiten auslotet, bis man nach Gott ruft. Selbst ist der Mann oder die Frau heißt es doch so schön.

Aber genau das sieht Jesus anders. Er ist ja mitten in das Leben seiner Mitmenschen hineingetreten, um ihnen auch dort Gott nahe zu bringen. Er hat keine Sonntagsreden gehalten, sondern ist ihnen im Alltag begegnet und hat ihnen beigestanden. Und das sogar in höchster Not. Es gehört ja zum Leben, dass der Wind einem immer wieder kräftig ins Gesicht bläst. Es gehört dazu, dass man manchmal ziemlich hilflos  und an die Grenzen der eigenen Kräfte stößt. Aber immer ist Gott da und nahe.

In dieser Geschichte und ihrer Frage finde ich eine Hilfestellung für die bedrohlichen Stürme meines Lebens. „Habt ihr noch keinen Glauben?“ Wie oft lasse ich mich tagtäglich ablenken von der wichtigsten Beziehung meines Lebens, von der zu Gott. Und sogar dann, wenn ich unter Druck gerate. Alles setze ich dann ein, was ich selbst aufzubieten habe und was vielleicht doch nicht hilft. Statt den liebenden und nahen Gott mit in den Blick zu nehmen, der einen Weg weiß. Er hat Möglichkeiten, die alles übersteigen, was ich aufbieten kann. Er kann in der Verzweiflung Hilfe und Geborgenheit schenken.

Das war den Jüngern damals noch fremd. Deshalb hat sie dann erst recht der Schrecken gepackt und sie haben sich untereinander gefragt: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?

Erst allmählich und durch weitere Herausforderungen haben sie gelernt, dass Gott, sich ganz dicht an ihre Seite stellt, gerade, wenn es schwierig wird. Dass er sie durch alle Stürme hindurchträgt, so wie ein liebender Vater sich um seine Kinder kümmert.
Deshalb: Egal, was Sie heute beschäftigt oder bestürmt. Ich wünsche Ihnen dieses tiefe Vertrauen, diesen Glauben und einen gesegneten Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28095
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SWR4 Sonntagsgedanken

 Teil 1

Jedes Jahr hat seine Sommerhits. Sie werden im Radio rauf und runter gespielt und nach kurzem kann man sie mitsingen. Sommerhits machen fröhlich. Mein Sommerhit in diesem Jahr kommt nicht im Radio. Aber das Lied gibt einen Rat, wie man fröhlich werden kann. Es ist ein Kirchenlied und heißt „Geh aus mein Herz und suche Freud…“ Vielleicht kennen Sie es ja.  

Als junger Mensch habe ich mich oft gefragt, warum man sich denn aufmachen soll, um fröhlich zu werden. Ich bin doch schon von Natur aus eher fröhlich und zufrieden. Und selbst wenn ein Tag mal richtig stressig und schlimm war, am nächsten Morgen sieht doch alles wieder ganz anders und neu aus. 

Aber mit den Jahren muss man auch mit Veränderungen fertig werden, die – realistisch gesehen – nicht besser werden. Energie und Kraft lassen einfach nach. Ich denke an meine Eltern, die weit über 80 sind. An ihnen sehe ich, dass man vor allem ältere Menschen manchmal richtiggehend mitnehmen muss, damit sie wieder etwas sehen oder erleben, das sie fröhlich und zuversichtlicher macht.  

Für manche Menschen ist jeder Schritt beschwerlich, viele Orte sind praktisch unerreichbar, aber zuhause fällt ihnen die Decke auf den Kopf. Die eigenen Kreise werden kleiner. Vieles wird unüberschaubar und deshalb bedrohlicher.  

Wie kommt man da wieder raus? Mir hilft da oft Musik, weil sie den ganzen Menschen anspricht, auch die Gefühle, die Seele. 

Besonders das kirchliche Sommerlied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ macht Mut, sich innerlich neu aufzumachen. Auch dann, wenn man sich kraftlos fühlt, kann man die ersten Schritte mitgehen. Ja, etwas Bewegung gehört dazu, aber nur so viel, wie gerade möglich ist. Ein Spaziergang durch den Ort oder in den Wald wie im Lied muss es nicht einmal sein. Aber vielleicht ein paar Schritte auf die Veranda, den Balkon oder um die Fenster zu öffnen, damit die Augen spazieren gehen können, damit die Ohren andere Klänge hören, damit die Nase all die Düfte aufnehmen kann, die jetzt verströmt werden. Freude kann man suchen und finden.  

Ich kann dabei auch Gott suchen und wahrnehmen, heißt es in diesem Lied. Ich kann aus einem Spaziergang, aus einigen wenigen Schritten nämlich auch ein Gebet machen. Denn Bewegung wird zum Gebet, wenn ich dabei Gott mit in den Blick nehme. Dann wird die Natur wie im Lied besungen zu „Gottes Gabe“, dann verstehe ich ein bisschen mehr, dass Gott jedes Wesen und damit auch jeder einzelne Mensch unendlich wichtig ist. Mehr noch, dass dieser Gott uns mit Christus noch viel Größeres versprochen hat als die schönsten Parks, Gärten und Naturschutzgebiete dieser Welt. All das beschreibt das Lied: „Geh aus mein Herz…“ 

Teil 2

Manchmal muss man ja wirklich sein Herz, also sich selbst anhalten, das Schöne und Gute und Heilsame wieder neu zu sehen. Das Lied sagt: Blumen und Pflanzen, Bäume, Vögel, Tiere: all das sind Geschenke Gottes. Und ich finde: Ja, so ist es. Das alles hat Gott uns geschenkt, damit wir mit Freude leben und staunen können.

Allein schon zu sehen, dass etwas wächst und gedeiht, tut einem gut. Das Zusammenspiel der Farben der Blumen, der Wiesen, der Wälder, die verschiedenen Gerüche, das Gezwitscher der Vögel, das alles lässt die Seele aufleben und neuen Mut schöpfen.  

Meine Frau und ich probieren das gerade auch. Und wir erleben dabei immer wieder kleine Überraschungen, die der Seele gut tun. 

Wie erst vor wenigen Tagen. Völlig erschlagen von der großen Hitze haben wir uns abends nach dem langen Arbeitstag in die Gartenstühle auf der Veranda gesetzt. Uns tut das gut, nach all den Anforderungen des Tages, nochmals kurz hinaus, entweder ein paar Schritte auf die Felder oder wie diesmal einfach zusammen hinsitzen und einen Espresso genießen, über die Wiese zu schauen und dem abendlichen Konzert der Grillen und Vögel zuzuhören. Da können wir ohne Zeitdruck aussprechen, was uns gerade beschäftigt. Ganz entspannt in schöner Umgebung, die uns aufbaut. 

Da hat es aber sehr eigenartig im großen Lorbeerbusch geraschelt, immer und immer wieder. Ein Vogel? Nein, das Knacken, Knistern und leise Krachen war doch eher am Boden, wo die vertrockneten Blätter unter dem Busch liegen. Eine Katze oder vielleicht sogar eine Ratte? Nein, die sind doch nie so laut.  

Da löst sich plötzlich das Rätsel von allein auf. Ein richtig großer Igel tippelt aus dem Busch heraus auf uns zu. Hat er uns denn nicht bemerkt? Dann bleibt der Igel stehen. Wir haben beide schnell unsere Handys gezückt, wie man das so macht, um die Kinder per Whatsapp auch noch zu beglücken. Aber das Kerlchen hat sich genauso schnell wieder verzogen.  

Eigenartig, wie heilsam solche Momente sind. Die Zeit, die man sich nimmt, um nach draußen zu gehen, etwas anderes zu sehen. Und sich dann vom vielfältigen Leben und dem Schönen um einen herum einnehmen zu lassen. Vielleicht sogar eine Ahnung zu bekommen, von der Schönheit und den paradiesischen Zuständen der himmlischen Welt Gottes. Von denen singt das Sommerlied „Geh aus mein Herz…“ ja auch. 

Wenn Sie ein Gesangbuch haben: Dort finden sie das Lied unter der Nummer 503. Oder wenn Ihnen das möglich ist: Ganz einfach im Internet. Lesen Sie mal und lassen Sie sich anregen. Vielleicht mögen sie selber dann auch rausgehen. Ich bin sicher: Sie werden Freude finden.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.

 

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SWR4 Sonntagsgedanken

Blickt nach vorn. Bleibt nicht an dem hängen, was vorbei ist. Einige Menschen haben zu Jesus gesagt, wie stark sie beschäftigt sind und was sie noch alles zu tun hätten. Denen hat Jesus geraten: Schaut nicht zurück. Das bringt nichts.

Diese Menschen waren angetan von Jesus. Sie spürten, dass er ihrem Leben viel geben konnte. Sie hätten auch gerne mehr von Gott erfahren, wollten sogar mit Jesus umherziehen. Aber jeder einzelne von ihnen musste noch irgendetwas Wichtiges erledigen oder klären. Erst dann könne er sich auf den neuen Weg mit Jesus einlassen. Hindernisse über Hindernisse.

Ich erlebe, dass das immer noch so ist bei vielen – nicht nur damals, zur Zeit von Jesus. Schade eigentlich. Denn man kann nicht oft genug sagen – zu sich und zu anderen: Schau nach vorne! Denn viel zu viele beschäftigen sich mit Dingen und Ereignissen, die sie nicht weiterbringen, die sie auch nicht mehr ändern können. Sie sind im Bisherigen, im Bewährten, einige auch in der eigenen Vergangenheit so sehr verhaftet, dass sie nicht begreifen können, was Gott ihnen bietet. Was er ihnen jetzt zeigen will.

Aber nicht immer ist es nur der Alltag, der einen Menschen in Beschlag nimmt. Ich denke an eine Frau, die mir immer wieder erklärt hat, dass sie gerne glauben möchte. Sie sucht die Freiheit und den inneren Frieden bei Jesus. Aber eine Sache würde sie immer wieder zurückhalten. Darüber käme sie einfach nicht weg. Sie hatte sich vor vielen Jahren mit ihrer Schwester heillos zerstritten. Seither könne und wolle sie nicht mehr in die Kirche gehen. Von diesem Streit wüsste auch jeder am Ort, sagt sie. Und der Konflikt beschäftige sie fast jeden Tag. Wenn ihre Schwester nicht den ersten Schritt unternimmt und auf sie zukommt, könne sie nicht glauben.

Mehrfach habe ich sie schon gefragt: Warum versuchen Sie nicht den ersten Schritt zu gehen und rufen Ihrer Schwester einfach mal an?

Das ging aber irgendwie nicht. Und so hielt die Vergangenheit diese Frau weiterhin fest im Griff. Weil sie immer wieder zurück-, statt nach vorne schaute, wurde die Vergangenheit so übermächtig, dass sie das komplette Leben dieser Frau gelähmt hat.

Dabei will Jesus unseren Blick nach vorne ausrichten. Er weist uns hin auf das Leben, das Gott uns heute und bis in seine wunderbare Welt hinein bietet, auf die wir Christen hoffen.

Teil 2

Das biblische Motto für die kommende Woche rät deshalb: Lebe vorwärts gerichtet. Nimm Gott und seine Möglichkeiten mit in den Blick. So verstehe ich den Vergleich, wenn Jesus sagt: Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der taugt nicht für das Reich Gottes (Lukas 9,62).

Wer an dem klebt, was hinter ihm liegt, der braucht sich nicht wundern, wenn es an Zuversicht und Lebensfreude hapert und wenn manches einfach nicht gelingen will.

Das beklagen ja auch viele, dass sie so rundum mit allem Möglichen beschäftigt sind, dass tausend Dinge auf sie einstürmen, dass Wesentliches zu kurz kommt und der Blick nach vorne verloren geht. Auch der Blick dafür, was dem Leben tieferen Sinn und festen Halt gibt. Dafür bleibt oft einfach keine Zeit.

Wirklich? Oder sind wir einfach zu sehr mit den Ackerfurchen hinter uns beschäftigt, mit dem, was uns ununterbrochen von der Seite zugeraunt wird, die vielen Dinge, die uns nicht mehr klar sehen lassen?

Jesus sagt: Lasst los. Schaut nach vorn. Gott wartet auf euch. Ergreift seine Hand, die er nach euch ausgestreckt hat. Blickt voraus auf Gottes weiten Horizont. Gott ist großzügig. Er fragt nicht nach dem, was war und was einer oder eine getan hat. Er will Versöhnung möglich machen. Deshalb: Geht voran und lasst euch von dem erfüllen, was er bietet. Auch dafür ist der Sonntag da, für den Blick nach vorne, auf die Zukunft, die Gott mir und auch Ihnen schenken will.

Wer immer wieder nach hinten schaut, sich ärgert oder das Bisherige selbst richten will, der erreicht das Gegenteil. Er verkantet den Pflug, die Furchen werden ungleichmäßig tief und krumm oder man verliert sogar ganz die Richtung. Da geht viel gute Saat verloren und der Ertrag bleibt mäßig.

Dabei will Gott doch zu recht bringen und segnen, was hinter uns und vor uns liegt. Das Gelungene und das weniger Gelungene. Das hat er uns durch Jesus gesagt und anschaulich gezeigt.

Diesen vertrauensvollen Blick nach vorne, den wünsche ich Ihnen heute und einen gesegneten Sonntag.

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SWR4 Sonntagsgedanken

Das Fundament entscheidet, ob ein Gebäude etwas aushält oder in sich zusammenfällt. Jesus hat einmal gesagt: Genauso ist es mit den Lebenshäusern der Menschen. Gerade in der Krise kommt es auf das Fundament an. Und besonders wenn es einen persönlich trifft, braucht man ein tragfähiges Fundament

Eine junge Frau hat mir erzählt: Die Hochzeit war geplant, die Familie und Freunde eingeladen, das Brautkleid gekauft. Es waren nur noch vierzehn Tage bis zum großen Fest, da sagt der Bräutigam, dass er diesen Schritt doch nicht tun will. Er trennt sich von ihr. Sie hatte es weder geahnt noch etwas davon bemerkt. Aber jetzt waren alle Hoffnungen und alle Pläne wie ausgewischt. Als ich das gehört habe, habe ich mich gefragt: Was trägt in diesem Moment?

Eine ganz andere Situation: Am Telefon frage ich den alten Bekannten – den ich länger nicht gesehen habe: Wie geht es dir denn so? Ein kurze Stille, dann fragt er zurück: Willst Du es wirklich wissen? Dann sagt er ganz offen: Ich bin an einem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter weiß. Die Ärzte habe bei mir einiges festgestellt. Meine neue Stelle muss ich wieder aufgeben. Ab sofort kann ich nur noch stark eingeschränkt und mit vielen Medikamenten weiterleben. Wieder habe ich mich gefragt: Hält ein Lebenshaus einem solchen Erdbeben stand?

Nicht immer sind es die ganz großen Lebensstürme oder Beziehungserdbeben, die sich zur Krise auswachsen und ein Leben erschüttern. Als Pfarrer weiß ich: Es gibt kein Lebenshaus, an dem nicht heftig gerüttelt wird. Mein Eigenes nicht ausgenommen. Wahrscheinlich kann jeder seine ganz eigene Geschichte erzählen, vom kalten Platzregen und zerstörerischen Hagel in Beziehungen, von heftigen berufliche Sturmfronten, von lebensbedrohlichen Krankheiten, die die Lebensfundamente wegspülen können wie ein Hochwasser.

Deshalb war es Jesus so wichtig, dass Menschen das richtige Lebensfundament finden… dass sie ihr Leben nicht in den Sand setzen, sondern an einem unerschütterlichen Fels festmachen.

Was bedeutet das? Wie sieht ein solches Lebensfundament denn aus? Ich glaube, es genügt nicht, mich selbst zu finden. Wer kann sich schon immer selbst ertragen oder selbst helfen? Und andere? Sogar das Fundament der Freunde und der eigenen Familie kann erschüttert werden.

Deshalb sagt Jesus: Schaut auf Gott, der sich wie ein Vater, wie eine Mutter um euch kümmert. Er begleitet euch, auch wenn Unwetter über euch hereinbrechen. Natürlich ist nicht immer gutes Wetter und Sonnenschein. Aber Gottes Liebe und Barmherzigkeit hören nie auf. Wendet euch an ihn zum Beispiel im Gebet. Er hilft aushalten und durchhalten und wieder aufstehen.

 

Das hat die Frau erlebt, die kurz vor der Hochzeit von ihrem Bräutigam verlassen worden war. Sie hat ihre Lebenskrise als Chance erkannt. Sie hat ganz neu die Nähe und Hilfe Gottes gesucht. Im Nachhinein war sie sogar ein bisschen erleichtert, dass die harte Trennung vor und nicht nach der Hochzeit erfolgt  ist. Aber das ist immer leichter im Nachhinein festzustellen als mitten in der Krise.

Kennen Sie den Sänger Leonhard Cohen? Cohen war praktizierender Jude und hat sich zeitlebens in vielen seiner Lieder mit der Frage nach Gott auseinandergesetzt. Seinen Glauben bezeichnet er als einen Glauben in der Krise. Aber er hält trotzdem unbeirrt am Lob Gottes fest. Der Refrain eines seiner letzten Lieder [You want it darker] klingt wie ein Gebet angesichts seines damals schon absehbaren Todes: „Gepriesen und geheiligt sei dein heiliger Name… Ich bin bereit, o Herr.“

Ich glaube, dass in der Person von Jesus Christus uns Gott auch sein menschenfreundliches Gesicht gezeigt hat. Interessanterweise gerade dann, wenn Jesus seinen Mitmenschen in ihren Lebenskrisen begegnet. Zum Beispiel einer Frau, die wegen Ehebruchs gesteinigt werden sollte. Er nimmt die Ankläger aufs Korn und rettet die Frau. Jesus scheut sich nicht vor den Kranken, sondern heilt sie. Er spricht eine Frau an, die sich nur noch in der stechenden Mittagssonne zum Wasserholen an den Brunnen traut. Jesus zeigt damit: Gott grenzt niemanden aus.

An Jesus erkenne ich auch, dass sich Gott vor ernsthaften Krisen nicht drückt, dass er Leid und Elend nicht meidet, sondern dass er mich und Sie und jeden einzelnen Menschen sieht und sucht. Und dass er hilft.

Jesus sagt: „Wer meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baut[e].“ Klug ist so gesehen, jemand, der Gott sich auf Gott verlässt – auch wenn es dunkel aussieht im Leben und trübe. Platzregen und heftige Winde werden nicht ausbleiben, in keinem Leben. Aber der Glaube an Jesus ist ein Fundament, das meinem und Ihrem Lebenshaus Festigkeit und Hoffnung verleihen kann.

Ich wünsche Ihnen dieses Lebensfundament und einen gesegneten Sonntag.

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SWR4 Sonntagsgedanken

Gerade einmal acht Tage alt ist das neue Jahr. Und schon räumt der Alltag wieder all die guten Absichten und Vorsätze vom Jahreswechsel ab.

An Weihnachten, da lässt man sich von der gefühlvollen Feststimmung irgendwann einfangen – egal, was alles war. An Sylvester versucht man die Probleme abzulegen und denkt an den Neuanfang mit dem neuen Jahr. Mit etwas Ruhe und Abstand sieht man auch klarer, was wichtig und nötig ist. Aber dann wird man ganz schnell wieder eingefangen, vom Alltag.

In dieser Stimmung höre ich, was Jesus einmal gesagt hat: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Heute wird das in den Gottesdiensten gelesen. Ich verstehe das so:  „Gott ist euch viel näher als ihr denkt. Deshalb: Schlagt eine neue Lebensrichtung ein. Macht anders weiter als bisher“. Das bedeutet Buße nämlich in der Bibel. Buße ist für Jesus nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil: Jesus will uns befreien. Sie und mich. Wir sollen hinter uns lassen, was uns belastet und bedrückt.

Aber eine neue Richtung einschlagen fällt ja oft so schwer!  Die Umstände lassen sich nicht so leicht verändern und auch ich bleibe der Alte.

Eine biblische Geschichte zeigt mir, wie es doch gehen kann. Ich denke an die weisen Männer aus dem Osten, die oft auch als die heiligen drei Könige bezeichnet werden. Eigentlich waren sie unabkömmlich in ihrem Alltag. Aber eines Tages haben sie erkannt, dass etwas sehr Wichtiges im Anbrechen war. Der König aller Welt sollte bald geboren werden. Anders konnten sie den Sternenhimmel und den neuen großen Stern nicht deuten. Deshalb ließen sie alles stehen und liegen und zogen los, um dieses Kind aufzusuchen und zu beschenken. Sie schlugen eine neue Richtung ein. Und sie wurden auf dieser Reise mehrfach überrascht.

Im Königspalast wusste man nichts von einem Kind und auch kaum etwas von Gott. Die nötige Auskunft, wo sie weitersuchen sollen, kam sehr zögerlich und halbherzig. Aber sie haben diese Spur weiter verfolgt, denn Stück um Stück ging ihnen auf, dass Gott selbst sie auf diesen Weg geschickt hatte. Dann fanden sie das Kind im Stall. Sie erkannten, dass Gott mit diesem Kind seinen ganz eigenen Weg zu den Menschen sucht.

Mit dem Jesuskind war ihnen Gott begegnet. Sie ließen sich von nun an nicht mehr von den Sternen leiten. Sie gehorchten Gottes Stimme und suchten einen neuen Weg nach Hause, aber jetzt voller Glück über das, was sie gesehen und erkannt hatten. Ihr Alltag würde nun anders werden.

Ich glaube, genau das meint Jesus, wenn er sagt: Macht anders weiter als bisher, denn Gott ist euch ganz nahe. Er erinnert uns damit an den Sinn und an das Ziel unseres Lebens, Aber auch, dass Gott uns leiten und den Weg zeigen will.

Ich meine, ganz ähnlich ist es auch mit anderen Dingen, die man sich lange nicht zugetraut hat und dann irgendwann doch wagt.

Ich staune gerade über meine Eltern und Schwiegereltern. Sie sind über 80. Ihnen liegt viel an ihren Enkeln. Deshalb haben sie sich technisch aufrüsten lassen. Mit Smartphone und iPad. Sie wollen nicht abgehängt werden, sondern dran bleiben an der jüngeren Generation.

Und wenn die Jungen viel unterwegs sind, aber nicht mehr so viel telefonieren und schon gar keine Briefe und Postkarten mehr schreiben, dann wollen die Großeltern doch mitbekommen, wo die Enkel sich aufhalten, im Urlaub, beim Studium, auch was sie gerade so machen und was sie bewegt.

So haben sie die Enkel gleich um Hilfe und Einweisung in die Geräte gebeten. Und jetzt haben sie Whatsapp und Skype eingerichtet und bleiben auf dem Laufenden. Das war ein mutiger Schritt, ein Richtungswechsel, der zunächst sicher einiges an Überwindung und Mühe gekostet hat.

Wahrscheinlich haben sich die alten Leute  zunächst gefragt: Lohnt sich das überhaupt noch für mich? Ist doch irgendwie komisch, sich so zu informieren und zu unterhalten.

Aber sie haben es gewagt und jetzt sind sie wieder dran an den Enkeln und auch an uns. Der Kontakt ist viel einfacher und regelmäßiger. Sie bekommen wieder viel mehr mit. Sie verstehen jetzt auch besser, wie die Jungen sich verabreden, worüber sie sich austauschen, was sie beschwert und was sie freut.

Vielleicht ist es gar nicht so viel anders, wenn es um den Kontakt zu Gott geht. Sicher kostet es zuerst auch ein bisschen Überwindung und Mühe, sich wieder neu mit dem Glauben zu beschäftigen oder mit anderen darüber zu sprechen. Aber man kann entdecken, wie nahe Gott ist. Wer neu versucht, zu beten, kann Kraft und Hilfe finden. Beten entlastet. Es tut gut, sich von der Seele zu reden, was einen bedrückt. Und man spürt erst richtig, wie dankbar man sein kann, wenn man es ausspricht: „Wie schön, dass die Enkel so mutig ihr Leben angehen. Wie froh kann ich sein, dass sie sich so entwickelt haben!“ Wenn man das in Ruhe bedenkt, dann kommt einem ein Danke in den Sinn: „Danke, Gott, dass Du es so gut mit mir meinst.“

Gott ist euch ganz nahe, sagt Jesus, deshalb ändert euer Leben.

Dass Sie Ihrem Leben 2017 eine neue Richtung geben und es neu wagen zu auf Gott zu vertrauen, das wünsche ich Ihnen von Herzen! Und einen gesegneten Sonntag.

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