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SWR4 Abendgedanken

27MRZ2020
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„Lasst all Eure negativen Gedanken im Wald und Morast zurück, durch den wir jetzt gehen werden.“ – das hat Pater Michael, zu unserer kleinen Pilgergruppe gesagt. Und dann ging es los… Rein in den dunklen Wald irgendwo im Tal Glendalough in Irland. Es hat geregnet und vor mir hab ich nur einen extrem steilen Hang gesehen. Rutschig und matschig war es unter meinen Füßen. Anstrengend sich den Berg hochzukämpfen. 

Die einen haben immer wieder gestoppt und nach Atem gerungen. Andere sind verhältnismäßig zügig den Berg hoch gelaufen… Es war echt dunkel. Kaum Licht ist in den Wald gedrungen und wir sind durch den Matsch gestapft. 

„Lasst alle negativen Gedanken im Wald zurück“ – dieser Satz hat sich in meinem Kopf wie ein Mantra wiederholt… Loslassen. Alles im Matsch versenken über was ich mich an dem Tag geärgert hatte. Und ich habe gespürt, wie ich innerlich wirklich alles im Matsch versenkt habe. 

Und dann plötzlich wurde der Wald wie ein Tunnel und ganz oben hab ich Licht gesehen. Die Sonne hat sich aus den Wolken heraus gekämpft. Eine Holzplanke hat mich über den tiefen Morast geführt und wenige Schritte später, stand ich mitten im strahlenden und wärmenden Sonnenschein. Ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Ich hab nach Atem gerungen und die Weite über dem Tal bestaunt. Die Sonne, die die Berge in wunderschönes Licht gesetzt haben. Ein Bild, das ich unbedingt mit meiner Kamera festhalten musste. 

In der Bibel steht beim Propheten Jesaja: Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.“(Jesaja 50,10) So etwas Ähnliches hat Pater Michael oben angekommen zu uns gesagt hat: Jeder Lebensweg führt ab und zu durch ein dunkles Tal voller Morast, aber wir sind nie allein. Gott geht immer mit und gibt uns die Kraft weiterzugehen. Bleiben wir stehen, bleiben wir im Dunklen. Gehen wir weiter, dann gibt es die Chance ins Licht zu kommen. 

Für mich heißt das, dass ich unterwegs bleiben will. Mit jedem Schritt näher ich mich dem Licht. Dem Licht, das mit Jesus auf die Erde kommt, um die Welt zu erhellen. Er macht das Licht an!

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SWR4 Abendgedanken

26MRZ2020
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„Wie kann ich meinen Glauben stärken?“ Dieser Frage bin ich mit 70 Jugendlichen auf einer Freizeit nachgegangen. Wir haben über den Glauben, über Zweifel und Vertrauen gesprochen. Fragen gestellt und Antworten gesucht. Am letzten Abend dann, haben wir gemeinsam ein Musikvideo angeschaut. „Ich glaube an Gott den Vater. Den Schöpfer aller Welt.“ Mit diesen Worten erklang eine erste Liedzeile. Erst zögerlich summend sind die Jugendlichen in das Lied eingestiegen. Mit jedem weiteren Takt aber hat sich der Raum mit mehr Gesang gefüllt. Ich habe gespürt, wie ich eine Gänsehaut bekommen habe. Es war ein unglaublich bewegender Augenblick, wie diese jungen Leute auf einmal Gott anbeten, ihn loben und singend ihren Glauben bekennen. In diesem Moment ist es ihnen leicht gefallen, den Glauben zu bekennen.   

ICH GLAUBE. Eine Geschichte aus der Bibel zeigt, dass das nicht immer so einfach ist. Sie handelt von einem Vater. Sein Sohn ist krank. Regelmäßig hat das Kind Anfälle bekommen. Der Vater stand hilflos daneben. Konnte nichts machen. Hat mitgelitten. Konnte höchstens dafür sorgen, dass sich das Kind nicht selbst verletzt. Wenn man so etwas erleben muss, dann verzweifelt man leicht. Dann fällt es einem schwer, an einen guten Gott zu glauben. Aber der Vater damals wollte alles probieren. Er geht Jesus. Da kriegt der Junge wieder einen Anfall. Der Vater ist verzweifelt. Er fleht Jesus an zu helfen, wenn er kann. Erstaunt, fast entrüstet antwortet Jesus: „Was heißt hier: ‚Wenn du kannst‘? Wer glaubt, kann alles.“ Und wirklich: der Anfall hört auf. Der Junge ist geheilt. Der Vater ist fassungslos. Kann das wirklich sein? Er bittet: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ (Mk 9,24) Der Vater hat gesehen, was Jesus kann. Er bittet darum, dass ihm diese Erfahrung bleibt und ihn stärkt. Er hofft wohl, dass er seinem Sohn dann auch weiter helfen kann. 

Ich lerne aus dieser Geschichte: das ist wichtig: Sich Gott immer wieder zu zuwenden und ihn bitten. Das stärkt den Glauben. Ich glaube, genau das haben auch die Jugendlichen auf der Freizeit erlebt, als sie gesungen haben: „Ich glaube an Gott den Vater. Den Schöpfer aller Welt.“

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SWR4 Abendgedanken

25MRZ2020
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Neulich habe ich spätabends an der S-Bahn eine schlimme Schlägerei beobachtet. Ein Mann ging ganz brutal auf einen anderen los. 

Ich hatte Angst. Erstmal habe ich deshalb die Straßenseite gewechselt. Dann bin ich doch nochmal stehen geblieben. Ich habe mich umgedreht. Und als ich gerade die Polizei per Handy informieren will, sehe ich wie sich einige weitere Passanten zusammentun. Gemeinsam schlichten sie den Streit. Ich bin froh. Da haben ein paar wirklich Zivilcourage und Mut besessen. Ich bin heimgegangen. Aber das Ganze hat mich nicht losgelassen. Hätte ich mehr Mut gebraucht? Mehr tun können? Couragiert zu handeln, ist gar nicht so einfach. Das habe ich an dem Abend gemerkt. 

Umso mehr bewundere ich zwei Frauen, von denen die Bibel erzählt. Schifra und Pua haben als Hebammen im alten Ägypten gearbeitet. Sie haben vom Pharao den Auftrag bekommen, bei der Geburt hebräischer Kinder die Söhne umzubringen.  So sollten die verhassten Ausländer weniger werden. Doch die Frauen haben sich diesem Befehl widersetzt 

Was für Frauen, denke ich heute: Mutig und taff. Und ein gutes Beispiel für zivilen Ungehorsam. Zwei Frauen, die als Hebammen eigentlich unbedeutend und ziemlich machtlos waren. Klug und mit einer schlauen Ausrede widersetzen sie sich dem unmenschlichen Befehl. So sind sie auch selber nicht in Gefahr geraten. 

Ich stelle mir vor, wie ich an Puas oder Schifras Stelle gehandelt hätte. Hätte ich mich dem Befehl widersetzt oder nicht? Ich weiß es nicht. Aber ich finde es beeindruckend, wie sich diese Frauen gegen den Befehl wehren. Ich glaube: das haben sie nicht aus eigener Kraft getan. Sie sind fromm und glauben an Gott, erzählt die Bibel. Sie vertrauen darauf, dass er ihnen beisteht. Und deshalb glaube ich, dass Gott durch diese beiden Frauen gewirkt hat. Er hat ihnen die Kraft gegeben über sich selbst hinauszuwachsen. So handeln sie ohne Angst vor Konsequenzen. 

Ich habe mir vorgenommen, mich öfter an Schifra und Pua erinnern. Die beiden ermutigen mich, Gott wirklich zu vertrauen und mein Leben in seine Hand zu legen. Und ich hoffe: Gott gibt auch mir die Kraft mich für meine Mitmenschen einzusetzen.

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SWR4 Abendgedanken

24MRZ2020
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Mobbing hat viele Gesichter. Menschen werden schikaniert, ausgegrenzt und niedergemacht. Das kann jeder und jedem passieren. In der Schule, am Arbeitsplatz oder im Seniorenzentrum. Selbst in der Bibel findet sich eine Vielzahl an Geschichten, in denen Menschen ausgegrenzt werden. Eine dieser Geschichten beschreibt, wie Jesus eine Frau am Dorfbrunnen trifft. (Johannes 4, 4-26) 

Es entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden und nach und nach kommt die Lebensgeschichte dieser Frau zum Vorschein. Die Frau hatte viele verschiedene Männer nachdem ihr Ehemann sie sitzen gelassen hatte. Sie konnte und wollte anscheinend nicht allein sein. Doch sie findet nicht, was sie sucht. Im Dorf ist sie ins Gerede gekommen. Die Leute meiden sie. Ich kann mir gut vorstellen, wie manche Bettgeschichte der Frau besonders ausgeschmückt oder weitere Gerüchte gestreut wurden. Vielleicht hat die Frau auch Gewalt erlebt. Oder ihr wurde welche angedroht. Kein Wunder also, dass sie ihren Mitmenschen aus dem Weg geht. Deshalb kommt sie erst in der Mittagshitze zum Brunnen, wenn dort sonst niemand mehr ist. Sie grenzt sich selbst aus, um nicht weiterhin ausgegrenzt zu werden. Aber an diesem Tiefpunkt ihres Lebens begegnet ihr Jesus. 

Er spricht sie an. Nimmt sie wahr. Verurteilt sie nicht. Im Gegenteil: er bietet ihr an, ihren Durst nach Leben zu stillen. Er will ihr „lebendiges Wasser“ geben. Das heißt: Er bietet ihr an, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Sich innerlich von den gehässigen Stimmen aus dem Dorf abzugrenzen und neue Stärke zu gewinnen.  

Ich bin überzeugt: die Begegnung mit Jesus hat das Leben dieser Frau verändert. Sie wurde aufgerichtet und befreit. 

Wenn ich diese Geschichte heute lese, frage ich mich: wo nehme ich wahr, dass Menschen ausgrenzt oder gemobbt werden? Wie kann ich für diese Menschen da sein und ihnen helfen aus der Opferrolle herauszutreten? 

Diese Fragen helfen mir, mein Umfeld und mich selbst zu hinterfragen und etwas zu verändern. Diese Geschichte ermutigt mich, mir ein Beispiel an Jesus zu nehmen und wachsam und aufmerksam durch meinen Alltag zu gehen – für eine Welt ohne Mobbing.

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SWR4 Abendgedanken

23MRZ2020
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Abgewiesen werden tut weh. „Mein Freund hat mich verlassen. Und ich dachte wir würden so gut zusammenpassen…“ Das hat letztens eine Freundin zu mir gesagt. Sowas tut weh – egal, wie jung oder alt man ist. Abgewiesen werden tut weh. Am liebsten möchte man sich verkriechen. Oder alles hinschmeißen. Ich weiß, wie das ist. 

Wenn ich abgewiesen werde, hilft es mir zu beten. Ich spreche also mit Gott. Klage ihm mein Leid. Oder ich rede mit Freunden und Menschen, die mir guttun. Die mich ermutigen. Mir hilft es aber auch zu schauen, wie andere Menschen solche Situationen gelöst haben. 

In der Bibel gibt es zum Beispiel die Geschichte von einer Witwe. Jesus hat sie erzählt. Dieser Witwe ist Unrecht geschehen. Was genau ihr passiert ist, wird nicht erzählt. Aber es wird erzählt, wie die Witwe, um ihr Recht kämpft. Immer wieder geht sie zum Richter, um für ihr Recht zu streiten. Doch der Richter, interessiert sich weder für Gott noch für die Menschen. Aber unbeirrt liegt die Witwe ihm in den Ohren. Sie nervt richtig. Schließlich gibt der Richter nach und verhilft der Witwe zu ihrem Recht. Und Jesus beendet seine Geschichte, indem er sagt: Wenn schon ein ungerechter Richter sich erbarmt, dann könnt ihr euch darauf verlassen: Gott wird erst recht die Menschen annehmen, die er liebt. 

Das heißt: Jesus erzählt diese Geschichte, um zu zeigen: Wer für sein Recht oder für das Recht anderer streitet, der hat Gott auf seiner Seite.. Denn Gott weist niemanden ab, sondern nimmt jede und jeden an. 

Für mich heißt das: wenn ich mal wieder selbst abgewiesen werde, will ich mich daran erinnern, dass es weitergeht und dass Gott mich annimmt. Er weist mich nicht ab. Zu ihm kann ich kommen. Mit ihm reden, ihm mein Leid klagen und alles ablegen. Es ist ok, wenn ich über Abweisungen und Trennung frustriert bin. Aber genauso wichtig ist es, das Ganze loszulassen und neu zu starten. Ich will die Hoffnung dann nicht aufgeben. Ich vertraue darauf, dass Gott mich durch dieses Leid durchträgt und mein Leben in seinen Händen hält.

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SWR4 Abendgedanken

Ich habe einen Engel gesehen! Eine Frau stand vor mir und fragte: „Findet hier das Jugendcamp statt? Ich wollte meinen Sohn abgeben.“ Ich war irritiert. Wer war diese Frau, warum wollte sie ihren Sohn abgeben? Ja, hier fand ein Jugendcamp statt, aber alle Teilnehmer sollten doch gemeinsam in einem Bus anreisen?!

Niemand hatte mir gesagt, dass ein Kind direkt kommt. Eine Sache mehr, die in der Organisation des Camps schiefgelaufen war. Missverständnisse hatten dazu geführt, dass ich als einzige vom Team rechtzeitig auf dem Camp ankam. Ich war deshalb ziemlich sauer, wütend und auch ratlos…

Alles allein vorzubereiten, würde bedeutend länger dauern als ich geplant hatte. Und da stand plötzlich diese Mutter mit ihrem Kind vor mir. In diesem Moment waren diese Mutter und ihr Sohn wie zwei Engel für mich. Engel, die mir von Gott gesandt worden sind, denn der Sohn war sofort bereit mit zu helfen!

Ich kam mir wie in der Bibel vor. Da gibt es so viele Geschichten über Menschen, die Engel begegnen. Oft habe ich mich gefragt, wie es wäre mal so einem Engel zu begegnen.

Heute kann ich sagen, ich habe einen Engel gesehen. Einen Engel, der mir half alle Zimmer für die Teilnehmer vorzubereiten. Aber dieser Engel war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Keine leuchtenden weißen Gewänder, sondern ein ganz normaler Mensch, wie du und ich.

In der Bibel steht: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten, wohin du auch gehst.“ Bisher habe ich diesen Satz immer so gehört, dass Gott seine Engel aussendet. Engel aus fernen Sphären. Aber was, wenn Engel so einfache Menschen sind wie diese Mutter und der Sohn? Was wenn ich selbst zu einem Engel Gottes werden kann? Ein Engel, der anderen Menschen beisteht, sie begleitet und unterstützt? Ich mag diesen Gedanken.

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SWR4 Abendgedanken

Ein Garten macht unglaublich viel Arbeit. Das weiß ich, seit ich mich um den Pfarrgarten kümmern darf. Ein Garten braucht viel Pflege. Der Rasen muss gemäht, kaputte Zweige abgeschnitten werden. Manchmal werden neue Blumen oder Bäume gepflanzt. Und dann gibt es da das geliebte Unkraut.

In meinem Garten wächst sehr viel Löwenzahn. An sich mag ich diese gelben Blumen ja irgendwie, aber meine Wiese gleicht dadurch eher einem Acker. Also versuche ich hin und wieder den Löwenzahn loszuwerden. Doch diese kleine Blume hat unglaublich kräftige Wurzeln. Wurzeln, die sich nur mit sehr viel Kraft herausreißen lassen. Es ist echt erstaunlich wie fest eine solch kleine Wurzel sich in die Erde schlagen kann. Unvorstellbar wie stark die Wurzeln großer Bäume in der Erde verankert sein müssen…

Ich glaube, dass der Apostel Paulus in der Bibel sich so eine Pflanze vorgestellt hat, als er geschrieben hat: „Seid in Christus verwurzelt und gegründet und fest im Glauben.“ (Kol 2,7)

Paulus zeigt der Gemeinde mit diesem Bild, dass auch der Glaube gute Wurzeln braucht. Glaube geschieht nicht im luftleeren Raum. Glauben braucht einen Ankerpunkt. Für den christlichen Glauben liegt dieser Ankerpunkt in Jesus Christus.

Für mich heißt das, dass ich jeden Tag aufs Neue versuche meinen Glauben mehr zu verwurzeln. Ganz verschiedene Dinge helfen mir dabei. Es sind Ankerpunkte für meinen Glauben: Manchmal ist es der Fußweg zum Büro. Wenn ich an den Gärten der Nachbarn vorbeilaufe und sehe wie vielfältig Gott die Welt geschaffen hat. Ein anderes Mal ist es ein Gebet. Wenn ich mit Gott rede, dann kann ich alles sortieren, was mich beschäftigt… Und wieder ein anderes Mal ist es ein Gottesdienst oder eine Begegnung mit anderen Menschen, die mich stärkt.

Diese Ankerpunkte sind mal ganz kleine Wurzeln, die leicht ausgerissen werden können. Andere sind kräftig und halten fest. Doch egal, wie gut sie gerade halten: sie helfen mir dabei meinen Glauben zu verwurzeln. Und das tut mir gut.

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SWR4 Abendgedanken

Die Kohlen wollten einfach nicht brennen… – diese Erfahrung haben meine Freunde und ich letztens gemacht als wir gemeinsam gegrillt haben. Trotz Anzündkamin haben wir ziemlich lange rumprobiert, um das Feuer zu entfachen. Alle hatten eine Idee und alle haben versucht, das Feuer ohne Grillanzünder oder Spiritus zu entfachen.

Unsere Versuche die Kohle zu entfachen, haben mich irgendwie an meinen Glauben erinnert. Wenn ich jemand von meinem Glauben erzähle, dann muss dabei auch erstmal der Funke überspringen. Aber wenn die andere Person nichts vom Glauben oder Gott wissen will, dann wird es sehr schwer das Feuer zu entzünden.

Vielleicht wird Gott gerade deshalb in der Bibel oft mit Feuer oder als Flamme verglichen? Im 2. Buch Mose wird erzählt wie Mose das erste Mal auf Gott stößt. Mose ist Hirte. Er hütet die Schafe seines Schwiegervaters als er plötzlich vor einem brennenden Dornbusch steht. Doch als Mose genauer hinsieht, erkennt er: der Busch steht zwar in Flammen, aber er brennt nicht nieder.

Diese Spektakel macht Mose neugierig. Der Funke schlägt also über. Er geht näher zu dem Busch, um sich das Ganze genauer anzuschauen…. und hört eine Stimme: „Mose, komm nicht näher! Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligen Boden. Ich bin der Gott, den deine Vorfahren verehrt haben und ich habe das Leid deines Volkes gesehen.“

Mose ist total verwirrt. Was soll das sein? Ein sprechender Dornbusch? Das klingt wirklich nach einer komischen Geschichte und nach viel Fantasie. Doch so perplex Mose auch ist: das ist kein Traum. Er zieht sofort seine Schuhe aus. Er erkennt: ja, dieser Ort ist heilig und ja, da spricht gerade wirklich Gott zu mir.

Gott trifft ihn mitten ins Herz. Gott beruft Mose nicht mit vielen Argumenten. Er erscheint Mose in einem brennenden Dornbusch. Gott wird selbst zur Flamme, um Moses Glauben anzuzünden und ihn für die Sache Gottes zu entbrennen.

Mir zeigt diese Geschichte, dass Gott meine Nummer eins sein will. Er versucht alles, um mich anzufeuern und mir zu zeigen, dass es sich lohnt ihm zu vertrauen. Er brennt für mich und spricht mir dabei zu: „Ich bin, der ich bin da.“ Das heißt er lässt mich nie allein. Sein Feuer verglüht niemals und das finde ich echt genial.

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SWR4 Abendgedanken

„Man kann niemanden zwingen zu lieben.“ habe ich letztens als Bild an einer Wand gesehen. Das Bild hängt im Speisesaal eines Tagungszentrums, in dem ich zu Gast war. Als ich diesen Spruch das erste Mal gelesen habe, hat er mich sofort angesprochen.

„Man kann niemanden zwingen zu lieben“, und der Spruch geht sogar noch weiter: „Alles, was man tun kann, ist sich lieben zu lassen.“ Das ist eine starke Aussage, tiefgründig und mehrdeutig. Mich hat dieser Spruch so beeindruckt, dass ich ein Foto davon gemacht, und es in den sozialen Medien hochgeladen habe. Eine Freundin hat mich darauf angeschrieben und gefragt: „Ist bei dir privat grad alles ok? Der Spruch ist so traurig.“

Ich war erstaunt, denn für mich war dieser Satz ein super schöner Zuspruch. Für mich heißt dieser Vers: Liebe muss ich mir nicht verdienen. Liebe kommt von ganz allein.

Zum Glück wie ich finde. Wenn ich liebe, dann tu ich das freiwillig. Und wenn ich geliebt werde, dann darf ich das genießen. Ich darf es einfach geschehen lassen und annehmen. Wahre und echte Liebe fordert keine Gegenleistung.

So wie es Paulus in der Bibel schreibt: „Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Die Liebe ereifert sich nicht. Sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Sie ist nicht taktlos. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar. Sie trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht. Aber sie freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Sie erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles. Sie hält allem stand.“ (1. Kor 13,4-7, Basisbibel)

Mit einer solchen Liebe geliebt zu werden, ist das Größte. Eine solche Liebe ist für mich geradezu göttlich. Gott ist diese Liebe. Er liebt mich. Ohne Gegenleistung. So wie ich bin. Mit all meinen Ecken und Kanten.

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SWR4 Abendgedanken

Ich schwimme leidenschaftlich gerne. Wenn ich ins Wasser eintauche, bin ich in meinem Element. Zug um Zug sortieren sich meine Gedanken und ich lasse los, was mich beschäftigt oder bedrückt.

Mit jedem Zug komme ich mehr in den Rhythmus und irgendwann läuft es ganz von allein. Ich schwimme Bahn für Bahn. Doch wenn ich längere Zeit mal nicht trainiert habe, merke ich jedes Mal aufs Neue, wie ich mich erst wieder dem Element anvertrauen muss. Oft ist der Beginn dann mühsam. Die Kondition ist nicht mehr die Alte. Jede Bewegung erfordert Kraft – in solchen Momenten erinnere ich mich daran, wie es war schwimmen zu lernen.

Vorsichtig und ängstlich habe ich mich nur langsam dem Element Wasser anvertraut. Meine Mama hat mir geholfen, mich gehalten, mir jede Bewegung gezeigt. Sie hat mich gehalten und mir gelernt, was ich zu tun habe. Nach langem und ausgiebigem Üben habe ich dann endlich die ersten Meter allein zurückgelegt. Das war ein tolles Gefühl: das Wasser trägt mich. Befreiend und unglaublich schön.

Der Theologe Hans Küng überträgt dieses Bild vom Schwimmen auf den Glauben. Er sagt: „Der Glaube an Gott ist wie das Wagnis des Schwimmens. Man muss sich dem Element anvertrauen und sehen, ob es trägt.“

Mich berührt dieser Satz. An Gott zu glauben ist wirklich ein Wagnis. Niemand garantiert mir, dass der Glaube mich trägt. Ich sehe Gott nicht und kann ihn nicht beweisen. Ich kann es nur selbst versuchen und ausprobieren. Meine eigenen Erfahrungen mit ihm machen. Schauen, ob es mich trägt. Schauen, wie ich mich in diesem Element zurechtfinde…

Mir hilft es dann, wenn ich mit anderen Menschen gemeinsam unterwegs bin. Gegenseitig können wir voneinander lernen. Gemeinsam über Zweifel reden und ich bekomme Tipps, wie ich meinen Glauben an Gott gestalten kann. So lerne ich wie beim Schwimmen Zug um Zug, mich dem Element anzuvertrauen und zu sehen, ob es trägt.

Auch wenn ich hin und wieder zweifle oder unsicher bin, bin ich dennoch überzeugt: Der Glaube an Gott trägt mich – und ich kann mich diesem Element immer wieder neu anvertrauen.

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