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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Zweimal in der Woche besucht Christiane zu Salm Sterbende. Ehrenamtlich begleitet sie unheilbar Kranke auf ihrem letzten Weg. Ihre Freunde und Bekannte wundern sich darüber. Wie kann man sich freiwillig an das Bett von Sterbenden setzen! Das macht doch nur traurig. Das reißt einen doch nur runter! Doch die fast 50 – Jährige erlebt die Gespräche mit Sterbenden ganz anders. Nämlich ermutigend! Denn Sterbende, so hat sie erfahren, reden nicht lange drum herum. Sie sagen, was gut war in ihrem Leben. Sie sagen aber auch, was nicht gut war. Wo sie hätten mutiger sein und ihr Leben ändern müssen. Es scheint fast, als würde die Nähe des Todes helfen, sein Leben klarer zu sehen. Vor einigen Jahren hatte Christiane zu Salm selbst so ein Erlebnis. Beim Skifahren wurde sie von einer Lawine erfasst. In einer meterhohen Wolke aus Schneestaub raste sie einen Hang hinab. Immer wieder schlug ihr Körper hart auf. Es war wie im Schleudergang einer Waschmaschine. Eine innere Stimme sagte ihr: Jetzt stirbst du. Und noch einmal: Jetzt stirbst du. Das Ganze kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Dabei waren es nur zwölf Sekunden. Dann wurde sie von der Lawine wieder ausgespuckt. Sie hatte Prellungen am ganzen Körper –aber sie lebte! Dieser Tag war für sie wie eine zweite Geburt. Die Nähe des Todes hat ihr einen ganz neuen Blick auf ihr Leben geschenkt. Seitdem versucht sie, immer wieder vom Ende her auf ihr Leben zu schauen. So wie es eben Sterbende machen. Das gibt ihr in manchen Dingen eine angenehme Distanz zum Leben. Sie sieht dann manches gelassener. Ein andermal hilft ihr der Blick vom Ende her, mutige Entscheidungen zu fällen. Man lebt schließlich nur einmal. Was Sterbende ihr erzählen, ist dabei sehr hilfreich. Christiane zu Salm hat einiges davon vor kurzem in einem Buch* veröffentlicht. Sterbebegleitung, davon ist sie überzeugt, ist ein Augenöffner für das eigene Leben. Angst vor dem Tod hat sie deshalb immer noch. Aber die Angst vor dem Leben, die ist weniger geworden.

 * Christiane zu Salm: Dieser Mensch war ich. Nachrufe auf das eigene Leben.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Manchmal hat man das Bedürfnis, sich bei einem Menschen zu entschuldigen. Aber man schiebt es aus irgendwelchen Gründen immer wieder vor sich her. Dabei könnte es so einfach sein: Wenn man das Bedürfnis hat, sich zu entschuldigen, dann sollte man es einfach tun. So wie der frühere Finanzminister Theo Waigel. Vor nicht allzu langer Zeit hat er sich bei einem anderen Politiker entschuldigt – und ist darüber heute sehr froh. Die Geschichte begann Anfang der neunziger Jahre. Nach einem Wahlabend ging es in einer Fernsehdiskussion ziemlich heftig zur Sache. Waigel, damals Finanzminister unter Helmut Kohl, kanzelte den damaligen Chef der PDS, Lothar Bisky, mit den Worten ab: „Von einem alten Kommunisten muss ich mir wohl nichts gefallen lassen!“ Dieser Satz tat Waigel später leid. Der CSU Politiker erkannte, dass er Lothar Bisky mit diesem Satz Unrecht getan hatte. Waigel hatte den Wunsch, sich bei dem linken Politiker zu entschuldigen. Doch wie es der Zufall wollte, ergab sich fast zwanzig Jahre lang keine Begegnung mehr zwischen den beiden Politikern. Erst im vergangenen Sommer trafen sich die beiden wieder. Eine große Tageszeitung hatte ehemalige Spitzenpolitiker zu einem Gespräch eingeladen. Theo Waigel wollte die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Auf dem Weg zum Fototermin sprach er Lothar Bisky auf jenen Fernsehabend an und sagte: „Damals habe ich ihnen sehr unrecht getan!“ Der Angesprochene reagierte locker und meinte nur: „Das ist doch kein Problem, auch ich habe Sie doch damals attackiert.“ Damit war die Sache zwischen den beiden erledigt. Nur wenige Wochen nach diesem Gespräch starb Lothar Bisky an den Folgen eines Sturzes. Als Theo Waigel von seinem Tod erfuhr, sagte er: „Ich bin froh, dass ich diese alte Geschichte noch beigelegt habe.“ Manchmal ist es eben gut, die Gelegenheit für eine Entschuldigung nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ein Zuhause braucht jeder Mensch. Eine Wohnung, ein Ort, wo man sich wohl fühlt. Eine Familie, gute Freunde, Menschen, mit denen man die schönen und traurigen Momente des Lebens teilen kann. Für mich ist das selbstverständlich. Dass man so etwas verlieren kann, kann ich mir kaum vorstellen. Und doch gibt es Menschen, denen das passiert. Nimo Abdi zum Beispiel. Die 22 – jährige Frau aus Somalia hat seit zwei Jahren kein Zuhause mehr. In ihrem Heimatland gab es nur Schießereien und Kämpfe. Ihr Leben war ständig in Gefahr. Nimo Abdi sah nur noch eine Perspektive: raus aus diesem Chaos. Sie floh Richtung Europa. Auf der Flucht erlebte sie schlimme Dinge. Vor allem die Überfahrt nach Lampedusa war traumatisch. Viele Flüchtlinge starben. Doch die junge Frau schaffte es. Wenige Wochen vor Weihnachten kam sie nach Deutschland. Genauer gesagt: nach Neuhardenberg, einem Ort in Brandenburg, östlich von Berlin. Zusammen waren sie 27 Somalier, auch drei kleine Kinder waren dabei. Endlich angekommen. Doch zu welchem Preis! Ihr früheres Zuhause haben diese Menschen verloren. In Neuhardenberg hatte man sich darüber schon Gedanken gemacht. Einige Bürger des Ortes sagten sich: Wir müssen diese Menschen willkommen heißen. Sie sollen spüren, dass sie hier erwünscht sind. Deshalb organisierten sie einen Begrüßungsimbiss für die Neuankömmlinge. Als die Somalier in Neuhardenberg ankamen, wurden sie mit Brötchen, Kuchen und Getränken empfangen. Man kam miteinander ins Gespräch, soweit es die Englischkenntnisse zuließen. Nimo Abdi, die alles zurückgelassen hatte, ihre Wohnung, ihre Familie, ihre Freunde, konnte spüren: Hier bin ich willkommen. Gut, dass es überall in Deutschland Menschen gibt, die Flüchtlinge willkommen heißen. Denn ein Zuhause braucht jeder Mensch.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Es braucht überhaupt keine böse Absicht, um einen Menschen zu töten. Unachtsamkeit reicht schon aus. Ein junger Amerikaner musste das auf besonders grausame Weise erfahren. Er war mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit. Seiner Frau hatte er zuvor die SMS „Ich liebe dich“ geschickt. Nun kam die Antwort seiner Frau. Der junge Mann konnte nicht abwarten. Er griff während der Fahrt nach seinem Handy, um die SMS seiner Frau zu lesen. In diesem Moment passierte es. Er raste mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe junger Leute. Drei Menschen waren sofort tot. Ein furchtbarer Schicksalsschlag für die Angehörigen der Opfer. Doch auch der junge Mann, der den Unfall überlebte, wird seines Lebens nicht mehr froh. Alles würde er heute dafür tun, wenn er diesen schwarzen Tag rückgängig machen könnte. Aber er kann es nicht. Der Tod dreier unschuldiger Menschen wird ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen.

Auch wenn dieser Unfall besonders dramatisch war: Er ist kein Einzelfall. 100.000 Unfälle sollen allein in den USA jedes Jahr dadurch verursacht werden, weil Menschen am Steuer eine SMS schreiben oder lesen. Für Deutschland fehlen solche Unfallzahlen. Man schätzt aber, dass 30% der Handybesitzer während der Fahrt eine SMS lesen. 20% sollen sogar Kurznachrichten in ihr Handy tippen. Diese Zahlen können einem richtig Angst machen. Es muss doch jedem Autofahrer klar sein, wie gefährlich das Schreiben oder Lesen einer SMS während der Fahrt sein kann. Ist es aber nicht. In den USA hat man jetzt deshalb einen beeindruckenden Film gemacht. Er erzählt von Unfällen, die passiert sind, weil jemand eine SMS schrieb oder las. Angehörige der Opfer berichten über ihr Leid. Polizisten erzählen vom Grauen am Unfallort. Und auch die Unfallverursacher kommen zu Wort. So auch der junge Amerikaner, der das Lesen der SMS seiner Frau nicht abwarten konnte. Seine dringliche Bitte an die Zuschauer: „Bitte lest und schreibt keine SMS während des Autofahrens!“ Eine SMS ist es schließlich nicht wert, Menschenleben zu gefährden.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die anderen sind auch Menschen. Eigentlich ist das klar. Aber manchmal braucht es seine Zeit, bis man es richtig kapiert. So erging es Rami Elhanan. Der Israeli kämpfte jahrzehntelang als Soldat. Mit einem klaren Weltbild: Die Palästinenser als Feinde, die man militärisch bekämpfen muss. Zweifel daran kamen Rami nicht. Vielleicht auch deshalb nicht, weil er nie einem Palästinenser persönlich begegnet war. Doch im Alter von 47 Jahre änderte sich das. Der Auslöser dafür war ein sehr dramatischer. Es war im Jahr 1997, als seine Tochter Smadar bei einem palästinensischen Sprengstoffanschlag in Jerusalem getötet wurde. Sie war gerade mal 14 Jahre alt. Rami kam über diesen Verlust nicht hinweg. Gemeinsam mit seiner Frau suchte er Trost in einer Gesprächsgruppe. Und in dieser Gruppe geschah es. Der Israeli Rami Elhanan begegnete zum ersten Mal in seinem Leben Palästinensern. Es waren Väter und Mütter, die wie er selbst ein Kind durch den Krieg oder durch einen Terroranschlag verloren hatten. Zum ersten Mal gab er Palästinensern die Hand. Sie sprachen miteinander über ihren Schmerz. Gemeinsam weinten Israelis und Palästinenser über den Verlust ihrer Kinder. Die palästinensischen Eltern trauerten genauso wie die israelischen. Das geteilte Leid brachte die früheren Gegner einander näher. Und Rami Elhanan hatte eine Erkenntnis, die sein Leben verändern sollte: „Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass auch Palästinenser Menschen sind!“ Seitdem hat er guten Kontakt zu ihnen. Einer von ihnen, Bassam Aramin, ist jetzt sogar einer seiner besten Freunde. Die beiden treibt nur noch ein Gedanke um: „Nicht die Gewalt bringt uns Frieden. Wir, Israelis und Palästinenser, müssen miteinander reden.“ Zusammen gehen die beiden Freunde mit dieser Botschaft an die Öffentlichkeit. Die Hoffnung auf Frieden und Versöhnung verbindet sie. Und die Erkenntnis: Die anderen sind auch Menschen. Wenn wir miteinander reden, kann das unser Leben verändern.

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„Der sieht ja gar nicht aus wie ein Bischof!“ Das sagen Menschen, die Erwin Kräutler noch nie gesehen haben. Die Menschen im Bistum Xingu im Nordosten Brasiliens sagen das nicht. Er ist ihr Bischof auch dann, wenn er – wie meistens - im T – Shirt und mit Jeans zu ihnen kommt. Wichtig ist für sie nicht seine Kleidung, sondern dass er ihre Sorgen und Nöte ernst nimmt. Zum Beispiel, wenn Kleinbauern von ihrem Land vertrieben werden. Oder Indios wegen eines Staudammprojekts ihre Heimat verlieren. Wenn es brennt, ist Bischof Kräutler zur Stelle und setzt sich mit der ganzen Autorität seines Amtes für sie ein. Wenn es sein muss, geht der gebürtige Österreicher dafür auch mal auf die Straße. Einmal blockierte er mit Zuckerrohrbauern die wichtigste Fernstraße. Militärpolizei knüppelte ihn nieder und sperrte ihn ins Gefängnis. „Damals“, so sagt er, „haben die Menschen gesagt: ‚Das ist unser Bischof. Lasst ihn frei!’“ Für Kräutler war das wie eine Art zweiter Bischofsweihe. Die Menschen erkannten ihn als Bischof nicht an seiner Kleidung, sondern durch sein Handeln.

Das muss beim Heiligen Martin nicht viel anders gewesen sein. Als er Bischof wurde, weigerte er sich, die damals bei Bischöfen übliche prunkvolle Kleidung zu tragen. Er trug als Bischof seine ärmliche Mönchskutte, die er schon als Ordensmann getragen hatte. Bei seinen Bischofskollegen machte er sich damit nicht gerade beliebt. Doch die Menschen mochten ihn, weil er immer bereit war, zu teilen. Vor allem erzählten sie immer wieder diese wunderbare Geschichte mit dem Mantel. Als Martin noch römischer Soldat war, teilte er mit seinem Schwert seinen Umhang. Eine Hälfte schenkte er einem frierenden Bettler am Straßenrand. Als ein Mann, der das Leben der Menschen teilte, verstand Martin dann auch seinen Bischofsdienst. Heute, am Martinstag, wird an vielen Orten mit Martinsumzügen an ihn erinnert. An einen Bischof, den man nicht an seiner Kleidung, wohl aber am Teilen erkennen konnte.

 

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Auf diese Idee kommt kein moderner Mensch: die Erde in einem Gebet um Verzeihung bitten. Aber genau das machen viele Mayavölker heute noch, und zwar, wenn sie die Erde aufgraben, um die Saat in sie hinein zu legen. Was auf den ersten Blick übertrieben und merkwürdig anmutet, ist in Wirklichkeit ein Zeichen der ganz tiefen Verbundenheit der Mayas zur Erde und zur Natur. Sie sagen: Die Erde gibt uns das Leben. Die Erde nimmt es wieder zurück, wenn wir unsere Gebeine in die Erde legen. Die Erde ist unsere Mutter, die wir lieben und achten. Daher darf die Erde nicht verletzt werden, sondern muss schonend behandelt werden. So etwas klingt in den Ohren moderner Menschen doch sehr romantisch. Ihr Verhältnis zur Erde ist eher nüchtern und pragmatisch. Erde ist Eigentum, man kann sie kaufen. Dann darf man damit machen, was man will. Zum Beispiel Profite erzielen. Nicht immer geht das gut. Regenwälder werden zerstört. Böden sind ausgelaugt oder überdüngt. Das ganze Klimasystem gerät aus den Fugen. Tragisch, dass ausgerechnet diejenigen, die wie die Mayavölker ganz besonders im Einklang mit der Natur leben, besonders unter dem Klimawandel leiden. Extreme Wetterlagen, Dürren und Überschwemmungen, der Anstieg des Meeresspiegels, all das trifft sie ganz besonders. In Vallendar bei Koblenz ist das heute Thema. Dort findet den ganzen Tag über ein Partnerschaftsfest in der Pallottikirche statt, in enger Verbundenheit mit Partnern in Ruanda, auf den Philippinen und in Bolivien. Erst wird Gottesdienst gefeiert. Am Nachmittag wird über Ursachen und wird Aktionsmöglichkeiten des Klimawandels diskutiert, und am frühen Abend ein Theaterstück aufgeführt. Die eigene Verantwortung für die Erde und die Natur soll dabei neu entdeckt werden. Vielleicht ist die Überzeugung der Mayas ja doch nicht ganz so verkehrt für uns moderne Menschen. Die Erde ist unsere Mutter, wie müssen sie schonend behandeln.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Er ist jetzt Mitte 70. Aber es gibt Themen, da kann er richtig wütend werden. Landgrabbing" ist so ein Thema. Gemeint ist damit, dass reiche Länder und Unternehmen in großem Stil Ackerland in Afrika aufkaufen. Pater Wolfgang Schonecke ärgert sich gewaltig, wenn er davon hört. Denn der Ordensmann weiß aus eigener Erfahrung, dass dieses Aufkaufen von Ackerland die Zukunft der Menschen in Afrika zerstört. Dreißig Jahre lang war er in unterschiedlichen Entwicklungshilfeprojekten aktiv. Mit Kleinbauern hat er Brunnen gebohrt. Beim Aufbau von Schulen und Krankenhäusern war er beteiligt. Sehr sinnvolle Projekte waren das. Sie haben Menschen in Not wirklich geholfen. Doch was nützt das alles, wenn den Menschen in Afrika durch Landgrabbing ihre Zukunft genommen wird! Saudi Arabien oder China zum Beispiel kaufen Ackerboden in Afrika, um die Ernährung ihrer Bevölkerung zu sichern. Unternehmen kaufen Land, weil wegen der Energiekrise der Anbau von Biospritpflanzen ein gutes Geschäft ist. Und auch Banken mischen noch mit, weil sie mit dem Ackerland spekulieren und auf fette Profite hoffen. Diejenigen, die ohnehin schon im Geld schwimmen, machen mit diesem Ackerland noch mehr Geld. Aber denjenigen, die auf das Ackerland dringend angewiesen sind, nimmt man die Lebensgrundlage. Da helfen auch die besten Entwicklungsprojekte nichts mehr. Pater Schonecke spricht daher von einer Form von legalisiertem Raub. Für ihn ist klar: Widerstand ist angesagt. Trotz seines hohen Alters, und obwohl er soviel erlebt hat, dass er von seinen Erinnerungen leben könnte: er kann jetzt nicht die Hände in den Schoß legen. Der Ordensmann engagiert er sich im „Netzwerk Afrika Deutschland". Er mobilisiert Widerstand - gegen Landgrabbing. Und er kämpft - für das Recht afrikanischer Bauern auf Ackerland.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Was wissen Sie schon davon, was ein gerechter Krieg ist! Denken Sie viel lieber an ihren Hof! Denken Sie an ihre Frau und ihre drei Kinder!" Mit allen Mitteln redet im Jahr 1943 in Österreich ein katholischer Bischof auf einen einfachen Bauern ein. Der Mann heißt Franz Jägerstätter, ist 36 Jahre alt und hat die Absicht, den Wehrdienst zu verweigern. So etwas ist sehr gefährlich in Hitlerdeutschland. Wehrdienstverweigerung ist streng verboten, darauf steht die Todesstrafe. Der Bischof will Jägerstätter unter allen Umständen von seinem folgenschweren Entschluss abbringen. Doch der bleibt standhaft. Jägerstätter beruft sich auf sein Gewissen und seinen christlichen Glauben. Er will einfach nicht an einem Krieg teilnehmen, der in seinen Augen ein Verbrechen ist. Wenn er in diesen Krieg zieht, dann ist er ebenfalls verantwortlich für diesen Krieg - selbst, wenn er nur ein einfacher Soldat ist. Das Ende ist absehbar. Der Familienvater wird wegen Wehrkraftzersetzung verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet - also heute auf den Tag genau vor 70 Jahren. In den Jahren nach dem Krieg denkt erst mal niemand an den Mann, der so mutig seinem Gewissen folgte. Aber in den 60er Jahren wird man in den USA auf Jägerstätter aufmerksam. Als der Vietnamkrieg immer brutalere Formen annimmt, macht sein Widerstand vielen Menschen Mut, diesem Krieg die Zustimmung zu verweigern. Im Jahr 2007 bekommt Jägerstätter endlich auch die kirchliche Anerkennung. Der Mann, den viele zu Lebzeiten für einen verantwortungslosen Spinner hielten, wird selig gesprochen. Zu Recht, wie ich finde. Denn es ist immer leicht, Verantwortung abzuschieben oder bei anderen zu suchen. Es ist sehr viel mühsamer, die eigene Verantwortung zu erkennen. Jägerstätter, ein einfacher Mann, hat jedenfalls für das Unrecht, das zu seiner Zeit geschah, seinen Teil der Verantwortung auf sich genommen. Und das hat er sich von niemand ausreden lassen, auch nicht von seinem Bischof.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die Ehe ist unauflöslich. Da ist die katholische Kirche ganz schön stur. Auch unter Papst Franziskus wird sich daran nichts ändern. Dabei sprechen die Scheidungsstatistiken in unserem Land schon lange eine andere Sprache. Wenn ich mit jungen Menschen über dieses Thema rede, kann ich mir sicher sein, dass sie mir von einer gescheiterten Ehe aus ihrem Freundes - oder Bekanntenkreis erzählen. Manche sagen es ganz offen, dass sie die Unauflöslichkeit der Ehe für nicht mehr zeitgemäß halten. Aber meistens erzählen sie mir im gleichen Atemzug, dass ihre Sehnsucht nach einer lebenslangen Partnerschaft riesengroß ist. Sie wollen mit dem Menschen, den sie lieben, auch alt werden. Nur trauen viele der Kraft der Liebe einfach nicht mehr. Sie sind verunsichert, die Statistiken und Negativbeispiele sind alles andere als ermutigend. Einige rechnen damit, dass auch ihre eigene Beziehung einmal Schiffbruch erleidet. Sie haben den Bund fürs Leben noch gar nicht geschlossen, und denken schon an die Möglichkeit des Scheiterns. Sehr zuversichtlich klingt das nicht. Schade eigentlich. Natürlich ist es gut, nicht blauäugig zu sein. Beziehungen können scheitern, das ist klar. Aber wenn man jung ist, und wenn man heiraten will, dann sollte nicht schon das mögliche Scheitern im Hinterkopf sein. Man sollte von einem positiven Zutrauen getragen sein. Etwa so: Es wird Schwierigkeiten geben, aber wir werden sie überwinden. Wir werden uns gegenseitig enttäuschen, aber wir werden nicht bei jeder Enttäuschung unsere Beziehung in Frage stellen. Es wird Ärger geben, aber der Ärger wird uns nicht auseinander bringen. Katholisch formuliert: Unsere Ehe ist und bleibt unauflöslich, und wir sind bereit, dafür auch etwas zu tun. Natürlich ist ein solch positives Zutrauen noch keine Garantie dafür, dass eine Ehe lebenslang hält. Aber vielleicht doch keine schlechte Voraussetzung dafür.

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