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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Erst mal tief durchatmen! In China verkauft ein Multimillionär Luft in Dosen! Chen Guangbiao, der Geschäftsmann aus China bietet seinen Smog-geplagten Mitmenschen frische Luft. In Dosen! Die Stadt Peking hat ein echtes Smog-Problem. Und der Geschäftsmann Chen Guangbiao hat eine schrille Lösung dafür.
Umgerechnet 60 Cent kostet die saubere Bergluft. Der Gebrauch ist einfach: Dose öffnen, Nase drüber halten und tief einatmen.
Jeder Mensch habe drei Mütter, so sagt er: die biologische Mutter, das Heimatland und Mutter Erde. Mit den Dosen will er der Heimat und der Mutter Erde helfen.
Für Cheng Guangbiao sind die Frischluftdosen kein Geschäft. Er gibt sie zum Selbstkostenpreis weiter. Er versteht sich als Umweltschützer und will mit der Aktion auf die wachsende Umweltzerstörung in seinem Land hinweisen.
Klar, China ist weit weg für uns, denke ich. Aber es lohnt sich zu fragen: Wie schützen wir eigentlich in unserer Heimat die Mutter Erde? Wie bekommen wir in unseren Städten, die vor Autos auch immer mehr ersticken in Zukunft gute Luft zum Atmen? Etwa auch aus Dosen?
Ich glaube, es kommt letztlich auf uns alle an. Wie wir leben, was wir verbrauchen, wie wir mit der Energie umgehen.
Mir hilft da mein Glaube. Weil ich an einen gütigen Schöpfergott glaube, habe ich Vertrauen und Mut, von einer besseren Welt zu träumen. Ich glaube an seine Güte. Immerhin dürfen wir auch nach der Katastrophe der explodierten Atomkraftwerke in Fukushima hier weiter leben. Das ist für mich zugleich Geschenk und Auftrag, etwas für die Mutter Erde zu tun.
Das will ich heute mal versuchen. Dem Auto schenke ich heute mal einen Ruhetag. Und mir einen Spaziergang. Mal zu Fuß gehen oder mit dem Rad die Landschaft genießen. In Liebe zu dieser Welt. Die Welt genießen, denn sie ist schön. Sie ist die Einzige, die wir haben. Ihre Luft ist großartig und schützenswert. Ich möchte sie lieber nicht aus der Dose.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Hilfe, mein Ehering ist weg! Gestern hatte ich ihn doch noch. Er lag  gestern noch... ja wo lag er denn? Ich versuche mich zu konzentrieren. Wo ist mein Ehering? Daran hängen ja Erinnerungen. Hab ich ihn denn gestern vor dem Blumenumtopfen vom Finger genommen? Oje, steckt er jetzt vielleicht in einem der Blumentöpfe?
Meine Frau sieht meine Panik, schmunzelt und sagt: „Am Ring hängt doch die Liebe nicht." Sie lächelt mich an. „Lass ihn doch im Blumentopf. Könnte sein, dass die Blumen jetzt schöner wachsen."
Hey, der hat viel Geld gekostet.
„Aha, ich hab´s geahnt", meint meine Frau. „Du hängst am Mammon, am schnöden Besitz. Die Liebe ist doch wohl viel wichtiger als das Stück Edelmetall."
Die Gelassenheit dieser Frau möchte ich haben. Mann, da hängen doch Erinnerungen an dem Teil. Immerhin: Jahrzehnte ist es jetzt schon her, zu unserer Hochzeit haben wir uns die Ringe gegenseitig angesteckt, den Segen Gottes erbeten, die Zeit kann man doch nicht einfach vergraben.
„Nö, tun wir ja auch nicht", sagt meine Frau und schmunzelt weiter. Ich suche derweil: Auf dem Sofa hinter den Kissen ist er auch nicht. Verflixt, wo ist dieser blöde Ring?
Da stuppst mich meine Frau von der Seite an und ich rutsche aufs Sofa: Der Segen Gottes, der bleibt uns ja, auch ohne Ring. Das Kostbare, den Segen, den verliert man nicht so einfach... und - keine Bange - der vergräbt sich auch nicht im Blumentopf. Den Segen haben wir damals erbeten. Und der hat uns doch auch ganz schön begleitet bisher. Weißt du noch? „In guten und in schlechten Zeiten" haben wir damals gesagt und uns Gott anvertraut. Gemeinsam gebetet, vertraut und gehofft. Stärke und Zuversicht hat es uns gegeben.
„Wie wär´s mit zwei neuen Ringen?" fragt sie dann. „Wenn schon der eine futsch ist?" „Sozusagen: Runderneuerung nach vielen Jahren? Ich kenn da einen netten Juwelier in der Stadt..."
Gott sei Dank, meinen Ring haben wir dann noch gefunden. Aber was sie da gesagt hat, ich meine das mit dem Segen, der uns Menschen begleitet, in guten wie in schlechten Zeiten, das ist mir noch länger durch den Kopf gegangen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Genug ist nicht genug. Genug kann nie genügen...", singt der Liedermacher Konstantin Wecker.  Und er meint damit: Seid verschwenderisch! Mit der Liebe zum Beispiel. Sie wächst, wenn man sie schenkt.
Mit meiner Zeit kann ich verschwenderisch sein. Und mit meinem Geld. Verschwendung ist etwas Schönes, wenn sie anderen gilt. „Wer da hat, der soll verschwenderisch geben, denen, die es brauchen", sagt die Bibel.
„Genug ist nicht genug. Genug kann nie genügen." Mit diesem Lied hat Konstantin Wecker in den 80er Jahren heftig provozieren wollen. Er hat die kritisiert, die an ihrem Besitz kleben. Wieso haltet ihr euch fest an eurem vermeintlich eigenen Reichtum? Schenkt euch einander, verändert die Wirklichkeit, verbraucht eure Zeit füreinander und sucht Nähe zu denen, die nicht so komfortabel leben. Und wenn ihr gebt, dann gilt: Genug ist nie genug.
Die Kritik an denen, die ängstlich festhalten was sie haben, teilt er mit Jesus. Der sagt das noch radikaler: Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich kommt. Was sammelt ihr Hab und Gut in den Häusern und eure Klamotten in den Schränken, wo doch einst die Motten kommen und alles anfressen. Sammelt euren Reichtum im Himmel, da gibt es keine Motten.
Reichtum im Himmel sammeln, das kann man schon jetzt. Es fängt damit an, dass man verschwenderisch ist mit sich, mit seiner Zeit und seinem Besitz, für das, was wirklich zählt und man mit keinem Geld der Welt kaufen kann: Für Freunde und Verlässlichkeit, die Freundlichkeit auf der Straße, für ein gutes Miteinander im Betrieb, dass man miteinander was zu lachen hat, einander zuhört und einander nah ist und mitbekommt, wie es dem Anderen geht.
Wie geht es meinem Nachbarn eigentlich? Was ist mit meiner Arbeitskollegin heute? Wie geht es der Bäckersfrau, die mir morgens die Brötchen über die Theke reicht?
Ich frag die alle gleich mal. Mit Absicht verschwende ich gleich ein bisschen von meiner Zeit. Für ein Gespräch, einen Moment der Stille und der Zweisamkeit. Und vielleicht kommt der Himmel ja ein wenig auf die Erde. Das kann heute spannend werden...
Genug ist mir heute nicht genug. Ich bin gleich mal verschwenderisch! Ich versuche es mal. Mit der Liebe zum Beispiel."

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Der Mensch ist zu unerhört Gutem fähig. Das hört man nicht so oft. Stimmt aber! Der bekannte Geigenbauer Martin Schleske sagt das in seinem  Buch „Der Klang" so: „Ich bin zu unerhört Gutem fähig. „Mein Leben und alles, was es heilig und wertvoll macht, ist aber deshalb kein Aufsteigen in höhere Sphären, sondern die Begegnung mit dem Heruntergekommenen. Es ist der Glaube an Jesus, der vor mir niederkniet und mir die Füße wäscht."
Die Beziehung zu Jesus ist es, die mich zum Guten fähig macht. Weil Jesus das Gute in mir sieht. Weil er sich zum Menschen herunterbeugt und ihm die Füße wäscht, weil er jeden mit Anerkennung beschenkt.
Damit will er meine Gemeinschaftstreue, das Miteinander, den Zusammenhalt unter uns stärken. Er provoziert meine Gemeinschaftssuche mit meinen Kolleginnen und Kollegen, mit denen, die mir die Nächsten sind. Und er fordert mein Vertrauen heraus für meinen Glauben.
„Der Mensch ist zu unerhört Gutem fähig." Ich finde, das wird viel zu selten gesagt. Ich glaube: Jeder von uns trägt in sich diese von Gott geschenkte gute Kraft, die uns zusammenführt. Und wenn wir die einfach zulassen, dann ist Jesu Geist mitten unter uns.
Ich finde, das ist auch ein gutes Medikament gegen Kraftlosigkeit, gegen Furcht, Frustration und Angst. Oder nicht?
Warum sollten wir alles madig reden? Oder gar kraftlos werden und aufgeben? Die Menschen um uns herum, im Betrieb, in der Schule und in der Familie, die brauchen uns doch! Und mit Gottes Hilfe werden wir es schaffen.
Ich kann zu unerhört Gutem fähig sein. Weil ich auf einen Gott vertraue, der sich zum Menschen herunterbeugt und für mich da ist, wenn ich Hilfe brauche. Und deshalb kann ich tapfer und mutig sein und mich auch herunterbeugen und gegen den Trend anderen die Füße waschen und nicht wie üblich den Kopf.
Du bist zu unerhört Gutem fähig. Gott begleitet dich heute und verhilft dir dazu.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ich hab´s geahnt! Die Welt ist doch nicht untergegangen. Erinnern Sie sich? Am 21.12.2012 sollte die Welt untergehen. Für mich war das seit meiner Geburt der 40. Weltuntergang, den ich überlebt habe. Ich hab da mal nachgeforscht. Aber Spaß beiseite, denn manche Menschen fanden das gar nicht komisch, die hatten echt Angst.
Die Bibel gibt uns zu dem Thema klare Botschaften. Diese Welt ist nicht ewig. Es wartet eine Welt auf uns, in der wir eine Gerechtigkeit erwarten dürfen, die unsere menschliche Vorstellung bei weitem übertrifft: Da wird kein Geschrei mehr sein, kein Weinen und kein Schmerz. Da wird alles in allem sein, die Toten werden auferstehen und wir werden uns alle wieder sehen.
Niemand geht verloren. Das bedeutet Gerechtigkeit. Die Sterbenden und die Gequälten dieser Welt, die Geschundenen in Kriegen und in Armut, sie werden Gerechtigkeit erfahren. Gerechtigkeit Gottes meint eben nicht Rache und auch nicht Zorn, sondern Anteil bekommen am Großen und Ganzen. Gott wird alle Tränen abwischen und es wird kein Geschrei mehr sein.
Was kommt am Ende? Was dürfen wir erwarten? Die Bibel meint: Einen neuen Himmel und eine neue Erde erwarten wir. Wir werden eine Gerechtigkeit Gottes erfahren, die unsere alten Vorstellungen von menschlicher Gerechtigkeit überstrahlt.
Mich fragte vor einigen Wochen eine Frau: „Meinen Sie jetzt wirklich, dass wir unsre Lieben alle im Himmel wieder sehen?" Ich antwortete: „Ja, sicher, aber die anderen auch."
Im neuen Himmel, der auf uns wartet, werden wir uns sprichwörtlich versöhnen. Unsere Feinde werden wir verstehen und annehmen können. Jesus hat uns gezeigt, wie das geht: Versöhnen ist sein Spezialgebiet. Dazu war er hier auf der Erde.
Auf diesen Jesus lohnt sich zu schauen. Und auch auf die vielen Versuche, Versöhnung jetzt schon zu leben. Es lohnt sich, Versöhnung zu probieren und auf den „Himmel auf Erden" zu schauen, der schon jetzt oft im Kleinen aufbricht. Wo Menschen zueinander rücken, wo alte Gräben überwunden werden, wo schon jetzt ein wenig neuer Himmel auf Erden aufleuchtet, da möchte ich dabei sein. Da wärmt sich meine Seele.
Ich brauche nicht, dass man mir sagt, wann und wie die Welt untergeht. Solche Botschaften langweilen mich. Ich vertraue lieber auf Gott. Der wird's schon machen. Auf ihn ist Verlass.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wir Deutsche haben ein Problem mit Ausländern, mit der Integration, meinen viele. Ich glaube, das stimmt nicht, es ist kein wirklich deutsches Problem. Mir scheint das universal zu sein, viele Länder sind davon betroffen: In Bulgarien werden Sinti und Roma menschenunwürdig behandelt, Kurden werden in der Türkei bedrückt, koptische Christen in Ägypten bedrängt. Schade!
Was ist da in uns Menschen, dass wir Fremden mit Argwohn begegnen? Gott, hast Du vergessen, in uns etwas zu installieren? Haben wir ein warmes Herz etwa nur für uns selbst, aber einen Stein in der Brust, wenn wir Fremden begegnen? Wieso gehen wir nicht freundlich und neugierig auf Menschen zu, die zu uns kommen? Klar sind die anders als wir. Aber das ist doch gerade der besondere Reiz, wenn wir dorthin in den Urlaub fahren. Das suchen wir doch: Die Fremdartigkeit und Buntheit der Welt, das Exotische in fernen Ländern, die Lockerheit der Italiener, die Impulsivität der Spanier.
Ich saß vor kurzem im Zugabteil, da meckert die Frau neben mir zu ihrer Freundin: „Die Griechen, die sind jetzt pleite, da kannste jetzt auch nicht mehr hinfahren. Man weiß ja nicht, ob´s da noch sicher ist." Ich spüre bei den beiden Frauen Angst. Sie fühlen sich unsicher.
Schade, denn Integration funktioniert ja genau anders herum:
Wenn ich mich sicher fühle und mich ohne Furcht auf denjenigen freue, der mir Neues entgegen bringt. Integration von Fremden heißt: Offen sein für neue Begegnungen ohne Angst und ohne Furcht.
Dazu braucht es zweierlei: Erstens muss ich wirklich offen sein wollen für solche Kontakte, auf der Straße, im Zug, im Einkaufscenter an der Kasse. Mal ein kurzes Gespräch wagen, ein freundlicher Blick, ein Lächeln öffnet mich für fremde Menschen neben mir.
Und es braucht hier ein Zweites: Bitte, liebe integrationswillige Menschen in unserem Land, nehmt solches Lächeln auch an, ihr dürft darauf vertrauen, wir meinen es ehrlich und heißen euch willkommen in unserem Land.
Mein Kölner Lieblings-Kabarettist Jürgen Becker sagt das so:  Geht doch heute mal raus unter die vielen bunten Leute auf die Straße. Integriert heute mal jemanden. Und lasst euch heute mal integrieren. Denn sich gemeinsam zu integrieren macht am meisten Spaß.
Danke Jürgen, ich glaube, die Bibel könnte das nicht schöner sagen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Manchmal frage ich mich: Wie ist das beim letzten Gericht am Ende meines Lebens? Wenn meine letzten Tage gekommen sind und ich, wie die Bayern es sagen, vor meinen Herrgott treten muss?
Ich weiß, das ist eine schwere Frage, so früh am Morgen. Niemand lässt sich gerne kontrollieren. Und am Ende meines Lebens, da weiß ich jetzt schon: vieles werde ich nicht bereinigt und gelöst haben. Ich werde manchen manches schuldig geblieben sein.
Wie stelle ich mir meinen Gott eigentlich vor, der mich am Ende der Tage fragen wird: „Na, wie wars denn? Wie bist Du durchs Leben gekommen? Zeig mal deine Fahrkarte.
Mir ging das vor kurzem so. da fragt mich letzten Freitag auf der Rückfahrt von München der Schaffner nach meiner Fahrkarte: „Guten Morgen. Noch jemand zugestiegen? Die Fahrkarten bitte!"
Ein groß gewachsener Mann, blonde Haare, bayerischer Akzent. Ich schaue ihn freundlich an, das mache ich immer so. Kontrollen sind meist irgendwie unangenehm. Da bin ich betont brav, zurückhaltend, übermäßig freundlich und ein bisschen auch kleines Kind.
Ich schaue an dem Bundesbahnschaffner hoch. Groß ist er, einen freundlichen Blick und Humor hat er und wie die Bayern wohl sagen würden, alles in allem eine stattliche Figur. Er schaut sich alles genau an, lächelt, schnipst mit der Zange meine Fahrkarte durch und sagt mit tiefer Stimme: „Bei Ihnen sieht alles insgesamt sehr gut aus. Das passt."
Ich schaue hoch an ihm und bin entlastet, als würde mir gerade ein Chefarzt meine Gesundheit erklären.
„Bei Ihnen sieht alles insgesamt sehr gut aus. Das passt."  Dieser Satz am Ende meiner Tage! Das wäre mein Wunsch, meine Erwartung, ja das wäre meine Hoffnung. Wenn Gott so vor mir stünde, später mal. Mich anschaute, lächelt und sagt: „Das passt". Schnips.
Ich wünsche mir einen freundlichen Gott. Einen der mir mit einem Lächeln begegnet. Am Ende meiner Zeit. Er müsste nicht blond sein, auch nicht so groß und er müsste keine drei Streifen an seiner Jacke tragen wie der Kontrolleur eben. Aber freundlich, das sollte er schon sein. Und ich glaube fest daran, so darf ich ihn mir wünschen: Meinen Gott.
Als einen guten Reisebegleiter durch mein Leben, der mich wenn´s soweit ist fragt und kontrolliert, ausgestattet mit einer ruhigen und tiefen Stimme, lächelnd und vielleicht sogar auch mit einer Portion stattlichem Humor. Das passt. Schnips.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Gestern habe ich einen Engel gesehen. Auf dem Bahnhof. Er ging zehn Schritte vor mir und stieg mit mir in den Zug nach Mainz. Ein Engel, kein Quatsch! Große Flügel, weiß silbrig schimmerndes Gewand, männlich, südländischer Typ, etwa 30 Jahre alt.
Wir haben Oktober, also mit Fasching hat das nichts zu tun. Was macht der Engel im Zug?
Ich setze mich mal in Blickrichtung Engel. Ich bin nämlich eher ein neugieriger Typ. Möchte wissen, wie Engel so sind. Engel, wann sieht man die schon mal?
Der Engel isst einen Apfel. Er guckt aus dem Fenster. Seine Flügel hat er leicht in den Sitz gedrückt. Die Landschaft fliegt hinter ihm an seinem Fenster vorbei.
Er ist wohl Student aus Mainz, denke ich, irgend so ein Projekt, oder vielleicht eine Werbeveranstaltung einer Versicherung? Ich will ihn damit keinesfalls disqualifizieren, sie wissen wie ich meine. Immerhin, er ist ein Engel.
Nächste Haltestelle muss ich raus. Ich gehe an ihm vorbei, stoppe kurz und spreche ihn schmunzelnd an: „Guten Morgen lieber Engel, das ist ja ein tolles Kostüm, schön von einem Engel früh morgens begleitet zu werden."
Eigentlich wollte ich ja fragen: „Wer sind Sie? Was machen Sie hier? Was soll das?" Hab ich mich aber nicht getraut. Irgendwie hab ich vor Engeln doch erheblichen Respekt.
Der Engel schaut mich an, mustert sein Gewand, sortiert seine Flügel und sagt dann: „Sie wollen bestimmt wissen, was ich hier mache? „Stimmt", antworte ich. Der Engel guckt mich an und spricht: „Sag ich aber nicht. Engel verlieren nämlich ihre Wirkung, wenn sie zu viel reden. Kommen Sie gut durch diese Woche. Alles wird gut. Ihnen einen schönen Tag und: Fürchte Dich nicht!" Ich steige aus, der Zug fährt weiter.
Ich hab was gelernt, gestern im Zug, über Engel: Nicht fragen, sondern genießen! Man darf sie beobachten wenn man sie sieht, aber nicht nach ihren Aufgaben fragen! Sie sind wohl oft dicht dabei in meinem Alltag. Manchmal ganz deutlich, mitunter sehe ich sie auch nicht direkt.
Woran man Engel immer erkennen kann? Sie schenken eine angenehme Atmosphäre, begleiten uns still durch Gutes und Schweres. Sie sind gute Wegbegleiter, ganz nahe dabei , vielleicht heute in Ihrem Betrieb, in der Schule, nachher in meiner Freizeit. Engel reden wenig und wenn sie etwas sagen, meinen sie meist dieses: „Fürchte Dich nicht, Gott ist heute ganz nah bei Dir!"

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid." Jesus sagt das zu den Überlasteten. Sie brauchen Unterstützung und Hilfe. Beladen und Mühselig sein, das kennt ja jeder irgendwie. Jeder hat hier wohl seine eigenen Baustellen.
Ist Ihr Leben auch mühselig? Hat man Ihnen wieder zu viel aufgeladen, haben Sie Schweres zu tragen? Schwere Gedanken, die Erkrankung, Finanznot, den Todesfall in der Familie?
Jesus sagt: „Kommt her zu mir, wenn ihr mühselig und beladen seid." Das ist ein gutes Angebot, denn in dem Wort „mühselig" steckt eigentlich etwas ganz Schönes:
„Müh - Selig", das heißt wohl: Auf meine Mühe folgt das Selige, nach meiner Mühsal wird es mir gut gehen im Herzen und in der Seele.
Hey, soll das etwa heißen, dass ich mich trotz und gerade wegen auferlegter Last mühen soll? Woher soll dazu bitte die Kraft kommen? Das klingt ja nach totaler Überforderung!
Jesus bietet hier an: Der Weg muss nicht alleine gegangen werden, die Mühsal und Überforderung kann ich teilen.
„Komm, wenn du mühselig und beladen bist; ich will dich erquicken", sagt Jesus und bietet dem Überforderten an, dass er ihm auf dem Weg die nötige Kraft schenkt. Er will uns helfen, uns... „erquicken". Ein seltsames Wort. Es meint so viel wie:
„Quicklebendig" will Gott uns ausstatten, wenn gleich der Tag beginnt. Quirlig, rege und leidenschaftlich darf ich in meinen Tag gehen. Darf mich von den schönen Dingen im Leben leiten lassen und auch das Schöne sehen, nicht allein die Mühsal. Quicklebendig will Gott mich machen, damit Mühsal und Last besser getragen werden können.
Ein göttliches Angebot: Gott hat uns nicht in dieser Welt ausgesetzt, er begleitet uns, hält zu uns, in guten und besonders auch in den schweren Stunden. Heute und in den nächsten Tagen, wenn eine Prüfung ansteht, oder beim Arztbesuch oder nachher, in dem schon längst überfälligen Gespräch mit einem, der mir Mühe macht.
Gott, sei bitte gleich neben mir, ich kann dich heute wahrlich brauchen. Es ist ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Schenke mir ein Stück deiner Klarheit, damit die Mühsal realistisch und nicht übermächtig wird. Gott sei heute mit mir, halte mich, damit ich nicht stürze und sei über mir und schütze mich. Erquicke mich heute! Das heißt, mach mich leicht und kräftig, denn schwer und beladen bin ich sowieso. Geleite mich durch den Tag und durch die Mühsal, die vor mir liegt, mach mich quicklebendig und belohne mein Tun später mit einer seligen Ruhe im Herzen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar stärkste Misstrauensvotum gegen den lieben Gott", schrieb vor etwa 100 Jahren Karl Kraus, ein österreichischer Schriftsteller (1874-1936).
Traue ich Gott eigentlich etwas zu in meinem Leben? Oder bin ich auch eher misstrauisch, ängstlich und sichere mich lieber gut ab. Das ist ja eine heikle Frage.
Vor kurzem sagt mir ein Freund: „Ich verlasse mich nur auf mich selbst." Klingt zunächst gut und stark. Klingt aber auch ein bisschen nach: Ich traue keinem, außer mir selbst.
Die Bibel wirbt immer mit diesem Vertrauen: „Ein feste Burg ist unser Gott." Steht im evangelischen Gesangbuch. Gottvertrauen ist etwas, was einen schützen kann, wenn man belagert ist von äußeren Feinden oder von Ängsten.
Ich glaube, wir dürfen Gott vertrauen: Die Welt wird nicht untergehen, die Finanzkrise werden wir überwinden und die Kirchen werden weiter bestehen, auch wenn uns manche Blitze treffen: Denn wir werden immer kleiner, immer ärmer und immer älter. Das sagt eine Studie der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die alten Menschen werden zahlreicher, aber das Geld nicht mehr so reichlich vorhanden sein. Auch werden wir weniger Menschen in den Kirchen sein. Das ändert aber nichts an dem Vertrauen, das die Menschen in ihren Glauben setzen.
Auch die Erwartungen an uns Christen werden eher zunehmen. Zum Beispiel von der Wissenschaft, von der Medizin, die immer mehr nach der christlichen Ethik fragt, ob wir all das tun dürfen, was wir medizinisch können.
Eine feste Burg ist unser Gott. Ich glaube, wir Menschen dürfen Gott viel mehr zutrauen.  Ich muss heute nicht alles alleine machen. Gott begleitet und behütet mich, ist neben mir, über mir, bei mir.
Mir haben Worte geholfen, die ich vor kurzem in einem Gottesdienst hörte: Quäle dich heute nicht, sondern lebe, sei gelassen und lass mal Gott machen. Traue deinem Gott was zu. Habe keine Angst, sondern schöpfe aus dem, der um dich herum ist, der dich heute umrandet, dich behütet und durch den Tag leitet. Lass Dich von Gott begleiten und vertraue auf ihn, er wird's schon machen.

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