SWR2 Wort zum Sonntag

SWR2 Wort zum Sonntag

In der ganzen katholischen Kirche wird der „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" begangen. Es ist keine neue Erfindung, sondern wir haben jetzt bereits das 44. Jahr seiner Wiederkehr. Der Papst veröffentlicht immer zu diesem Tag eine Botschaft zu einem bestimmten Thema, so z.B. eine Ermutigung der Verantwortlichen für die Kommunikationsprozesse, eine Kultur des Respektes vor der Würde und dem Wert der menschlichen Person zu fördern. In diesem Jahr lautet das Thema „Der Priester und die Seelsorge in der digitalen Welt - die neuen Medien im Dienst des Wortes". Die Priester werden damit eingeladen, mit Weisheit die außergewöhnlichen Gelegenheiten zu ergreifen, die sich durch die moderne Kommunikation bieten. Doch wird man auch bekennen müssen, dass dieser Tag der sozialen Kommunikationsmittel noch nicht so recht eine nachhaltige Verankerung gefunden hat, die eigentlich notwendig ist. Am meisten fällt vielleicht die Kollekte in den Gottesdiensten auf, die der Kirchlichen Medienarbeit zugute kommt.

Deshalb mag es gut sein, an die Bedeutung der sozialen Kommunikationsmittel für den Menschen und an die Aufgabe der Kirche in diesem Kontext wenigstens kurz zu erinnern. Der Mensch ist kein Einsiedler am Rand der Welt, er ist auch kein Robinson auf einer einsamen Insel. Zu ihm gehört von seinem Wesen her die Kommunikation, ganz wörtlich übersetzt: die Mitteilung an andere und dadurch auch die Herstellung von Gemeinschaft mit ihnen. Ob es jetzt um die Übermittlung dringender Nachrichten geht oder ob es Erzählungen oder Unterhaltung ist, ist eigentlich zweitrangig. Die Menschen waren immer erfinderisch, um vor allem Entfernungen zu überwinden. Ob es ein Lautsprecher ist, ein Alphorn in den Schweizer Bergtälern oder Telefon- und Funkverkehr. Dies hat sich in unserer modernen Welt im Bereich der Medien, der Nachrichtenübermittlung und des Internet ungeheuer erweitert. Diese Kommunikation nimmt uns oft den ganzen Tag in Anspruch. Manche leben fast nur mit Hilfe dieser Kommunikation und blenden viele Formen der Gemeinschaft, vor allem der unmittelbaren Begegnung aus. Sie werden gerade wegen eines Übermaßes an Kommunikation auf neue Weise einsam. Deswegen gibt es den guten Rat, in einer neuen Form des Fastens auch einmal für einige Zeit Abstand zu nehmen z.B. vom Fernsehen oder auch vom Internet. Gerade die moderne Kommunikation darf keine Sucht werden, durch die dann das normale und natürliche Gespräch mit der Umwelt, mit der Familie und mit Freunden ungebührlich zurückgedrängt oder gar verdrängt wird.

Wir sind in unserer Kommunikation keine reinen Geister wie die Engel. Wir sind Menschen aus Leib und Seele, Fleisch und Blut. Deshalb fließen in die menschliche Kommunikation auch Interessen, Machttendenzen, Leidenschaften und Geldgier ein, ja wir wissen heute, dass gerade in Diktaturen die Menschen mit den Kommunikationsmitteln beherrscht werden. Um so wichtiger ist die Meinungsfreiheit in einer Gesellschaft. Man muss dann viele Stimmen, das Für und das Wider sagen und vernehmen können. Durch diesen ungeheuren Strom wird unsere Welt freilich manchmal so vielfältig, widersprüchlich, wirr und undurchdringlich, dass die Selbstständigkeit im Denken gefährdet und eben auch verletzt wird. Die Medienpädagogik, die vor Jahrzehnten immer wieder in ihrer Wichtigkeit betont worden ist, zieht dabei den kürzeren.

Eine solche kurze Erinnerung zeigt uns, wie sehr wir die Kommunikation immer wieder fördern, aber auch schützen und reinigen müssen. Denken wir nur an die Rolle der Pornografie. Darum tut zur grundsätzlichen Besinnung ein solcher Tag der sozialen Kommunikationsmittel gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9052
weiterlesen...