SWR2 Wort zum Sonntag

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Im Bistum Mainz feiern wir seit Anfang dieses Jahres und bis in den November hinein tausend Jahre Willigis-Dom. Wir wissen aus guten Quellen, dass der fertige Dom am 29./30. August 1009 – es bleibt offen ob vor oder nach der Weihe – bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Der Wiederaufbau wurde auf Geheiß von Erzbischof Willigis sofort begonnen und 1036 vollendet.
Der Dom ist ein Wahrzeichen für Mainz und die ganze Region, aber auch ein wichtiges Denkmal für die deutsche und europäische Geschichte. Hier fanden Königskrönungen, Friedensschlüsse, wichtige kirchliche Versammlungen, z.B. Synoden und vieles andere statt. Der Dom ist auch ein mächtiger Friedhof der an die 80 wertvolle Gräber bekannter Persönlichkeiten birgt, die oft auch in der Architektur- und Kunstgeschichte eine große Rolle spielen.
Der Dom ist keine Ruine, kein Museumsstück und auch nicht nur ein Denkmal verblichener Zeiten. Er ist in den zehn Jahrhunderten immer wieder auch von den Bau- und Kunststilen der jeweiligen Epoche geprägt worden. Die verschiedenen Kulturen haben ihm den Stempel aufgeprägt. So haben wir auch erst vor wenigen Jahren moderne Glasfenster von Johannes Schreiter und ein Altarbild des Malers Bernd Zimmer eingeweiht. Der Dom ist ein lebendiges Bauwerk, das viel aus den tausend Jahren bewahrt und zugleich mit den Menschen geht, wie eben die Kirche selbst schon von Anfang an als Bau bezeichnet wird.
Doch auch andere Denkmäler unserer Geschichte sind erhalten und zu einem guten Teil auch in einem guten Zustand. Man denke an Reste der Römerzeit, besonders in Trier, aber auch an Burgen und Schlösser. Christliche Kirchen sind darüber hinaus ein Hinweis auf eine lebendige Glaubensgemeinschaft durch die Zeiten hindurch. Deshalb wird die Kirche auch als ein „Bau aus lebendigen Steinen“ betrachtet oder in aller Kürze heißt es beim hl. Paulus: „Der Tempel Gottes ist heilig – und das seid ihr!“ Übrigens das Leitwort des Jubiläums.
Darum sind auch heute zuerst die konkreten Menschen wichtig, die in diesem Jahr immer wieder nach Mainz pilgerten und am meisten zu diesem Jubiläum durch ihr Zeugnis und Bekenntnis des Glaubens beigetragen haben: angefangen von den Kindergartenkindern über die Ministranten bis zu den Senioren. Sie alle zeigen, dass es der Glaube ist, der in diesem Dom wohnt und ihn auch über die vielen Schicksalsschläge hinweg bis heute getragen hat.
Er ist von Anfang an bis heute zuerst Haus des Gebetes. Gott selbst braucht zwar kein Haus, aber wir Menschen räumen ihm mitten in unserem Leben einen Platz ein. Unsere Welt ist nicht einfach mit der Befriedigung unserer Interessen vollendet. Sie ist nach oben offen und gibt uns unverrückbare Maßstäbe, wie z.B. die Menschenwürde. Dazu gehören auch tragende Grundhaltungen, wie z.B die Rücksicht auf den Anderen, das Teilen der Lebenschancen in Gerechtigkeit und Solidarität, die Achtung vor der Schöpfung und dem Leben, die Hilfe für die Kranken und Schwachen. Nicht zufällig wurden auch neben den Domen die ersten Hospitäler gebaut. Die Dome bleiben hier für jede Zeit auch mahnende Zeichen.
Deswegen haben die Dome auch eine wichtige symbolische Bedeutung für unser Leben, privat und persönlich, aber auch in öffentlichen Raum. Daran erinnert uns die Briefmarke, die im August zum Jubiläum herausgegeben wurde. Dazu gehören auch der Besuch der Ministerpräsidentenkonferenz am 30. Oktober und nicht zuletzt die Teilnahme des Bundespräsidenten an einem Gottesdienst im Dom heute. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6951
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