SWR4 Abendgedanken BW

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Waren Sie schon einmal in einem Labyrinth? Ich meine nicht so ein aufgemaltes wie in der Kathedrale von Chartres. Nein, ich meine einen Irrgarten, ein Labyrinth wie es im Moment in vielen Maisfeldern angelegt ist. Mit hohen Mauern aus Pflanzen links und rechts, mit unübersichtlichen und verwirrenden Wegläufen.

In einem solchen Labyrinth verliert man alle Orientierung. Und wenn sich gerade die Sonne versteckt, dann weiß man noch nicht mal mehr, in welche Himmelsrichtung man gerade läuft und wohin man sich wenden müsste, um hinauszukommen.

Praktisch, dass jetzt jemand herausgefunden hat, wie man aus so einem Labyrinth, wie man aus jedem Labyrinth herauskommen kann:
Sie gehen einfach in das Labyrinth hinein und entscheiden sich für eine Seite, rechts oder links, das ist ganz egal. Dann legen Sie eine Hand an die Wand dieser Seite – und laufen einfach los. Das einzige, was Sie beachten müssen, ist: Sie dürfen nie die Seite und die Hand wechseln, an der entlang Sie Ihren Weg gehen wollen – wenn Sie das beherzigen, dann kommen Sie raus aus dem Labyrinth – ohne große Verirrungen!

Wenn es im Leben nur auch so einfach wäre!
Das Gefühl, dass auch das Leben manchmal wie ein Labyrinth sein kann, das kennen Sie ja wahrscheinlich auch. Das Gefühl, dass man manchmal nicht mehr weiß: wohin soll ich gehen? Was erwartet mich hinter der nächsten Biegung? Und das bange Gefühl, wenn der Weg nicht gerade verläuft und das Ziel noch hinter tausend Ecken und Wendungen versteckt liegt.

Da wäre es schön, wenn es auch für unser Lebenslabyrinth eine Faustregel gäbe, mit der man sicher durchs Leben käme. Und Wände, an denen man sich entlang hangeln kann, bis man den Ausweg findet!

Aber vielleicht gibt es das ja doch.
Jeder von uns hat wahrscheinlich seine eigene Strategie, wie er gut durch`s Labyrinth des Lebens kommt. Und jeder hat hoffentlich auch etwas, auf das er sich stützen kann.
Für mich sind meine Familie und meine Freunde solche Halt gebenden Wände auf meinem Lebensweg. Auf sie konnte ich mich bisher immer verlassen und auf sie kann ich mich stützen, wenn mein Weg gerade besonders steinig oder unübersichtlich ist.

Und für mich ist auch Gott ein solcher Halt. „Du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat“, sagt ein Beter in einem Psalm zu Gott. Solchen Rat findet man auf ganz unterschiedlichen Wegen, glaube ich. Mal in den Worten einer Freundin. Mal buchstäblich über Nacht. Mal nach langem Suchen…
Wenn ich so einen Rat finde, dann merke ich: Gott hält mich an der Hand. Und weil ich darauf vertraue, kann ich meinen Weg sicherer gehen – denn ich weiß: egal, was hinter der nächsten Ecke ist:
Gott ist da und wird mir notfalls den richtigen Weg zeigen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6582
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