Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Was ist wichtiger: Dinge oder Menschen? Ganz klar „Menschen“ werden die meisten wohl sagen, und ich finde das auch. Aber zeigt sich das in meinem Alltag? Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass die Dinge in meinem Leben oft einen viel größeren Raum einnehmen als die Menschen. Da gibt es so viele Sachen, um die ich mich kümmern muss: Wohnung, Garten, Auto – das alles bringt sich ja nicht selbst in Ordnung, sondern will gepflegt werden.

Und dann gibt es noch Dinge um die ich mich zwar nicht kümmern muss, um die ich mich aber freiwillig und sehr gerne kümmere. Denn auch die meisten Hobbys haben ja was mit Sachen zu tun. Der eine schraubt gerne an Oldtimern herum, der andere sammelt Briefmarken, und ich bin von elektrischen Gitarren fasziniert, wechsle gern die Saiten, löte neue Tonabnehmer ein … ganz zu schweigen von den Dingen, die auf meiner inneren Wunschliste stehen. Mit den Sachen, die ich noch gar nicht habe, mir aber nach reiflicher Überlegung demnächst anschaffen möchte, beschäftige ich mich sogar am liebsten.

Nichts gegen ein schönes Hobby und nichts gegen Rasenmähen, das muss ja sein; aber ich finde, dass die Sachen und Dinge, um die ich mich kümmern will und muss, leicht zu wichtig werden können. Denn es ist ja schon so, wie es in der Bibel steht: „Wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.“ (1 Timotheus 6,7) All die Sachen, die mich so viel Zeit kosten, haben keinen bleibenden Wert. Und sie sind auch ziemlich schnell vergessen, Nebensächlichkeiten eigentlich, denen ich dafür aber eine Menge meiner Lebenszeit zugestehe.

Was wirklich bleibt, ist mir wieder ganz neu bewusst geworden als ich die Trauerfeier für Michael Jackson im Fernsehen gesehen habe. Michael Jackson hatte ja eine Menge Sachen und viel Geld um sich immer wieder neue zu kaufen. Aber nichts davon kam in den Nachrufen der Verwandten und Freunde vor, die dort gesprochen haben. Die haben vor allem von ihrer Beziehung zu Michael Jackson gesprochen, von Begegnungen, die sie mit ihm hatten. Das wirklich wichtige, das sind die Beziehungen zu anderen Menschen in unserem Leben. Und was bleibt, sind Erinnerungen an solche Begegnungen.

Ich finde, wenn das stimmt, dann sollte ich den Beziehungen und Begegnungen auch viel mehr Zeit einräumen. Ganz konkret: Statt mich abends zwei Stunden im Internet über eine neue Gitarre zu informieren, könnte ich eine davon mit meinem Kindern Fußball spielen. Das eine ist bereits am nächsten Morgen wieder vergessen, das andere bleibt - in meiner Erinnerung aber erst recht in der Erinnerung meiner Kinder.

Was ist wirklich wichtig? Die Bibel antwortet auf diese Frage: Die Liebe. Denn die Liebe bleibt. Ein gutes Kriterium, finde ich, um wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6410
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