Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn der eigene Vater nicht da ist -entweder weil er nicht mehr lebt, oder weil er noch nie wirklich da war-
dann tut es gut, wenn man einen Vater im Himmel hat. Ich jedenfalls finde es gut, dass ich an einen Vater im Himmel glauben kann. Zu dem ich reden kann. Zu dem ich irgendwie auch aufschauen kann. Manchmal brauche ich das, dass ich zu jemand vertrauensvoll aufschauen kann. Wenn ich selber nicht so stark bin, wie ich gern wäre.

Ich weiß, viele Menschen tun sich schwer, Gott „Vater“ zu nennen. Das Wort ist für viele beschädigt. Weil reale Väter sich nicht so benommen haben, wie man es von einem guten Vater erwarten kann. Viele streichen darum „Vater“ aus ihrem Wortschatz. Wollen auch Gott nicht mehr so nennen. Aber ich finde das schade. Denn, können wir Menschen wirklich ganz „vaterlos“ leben? In jeder Situation unseres Lebens? Ich kenne jedenfalls Situationen,
da bin ich sehr froh, dass es für Gott auch das Wort „Vater“ gibt. Genauso wie ich ein andermal eher „Mutter“
sage und wieder andermal „Licht“ oder „Kraft“.
In der Bibel fällt auf, dass Gott nicht von Anfang an Vater genannt wird. Solange man sich zwischen den Generationen auf die realen Väter verlassen konnte, wird Gott nicht Vater genannt. Aber als die Väter versagen oder nicht mehr da sind, als Traditionen abbrechen, da wagen es Menschen, Gott als Vater anzureden.
„Ja, Du bist unser Vater,“ heißt es im Alten Testament bei Jesaja, „denn unsere Vorväter kennen uns nicht mehr“.
Und bei Jesus ist das ähnlich.
Er hat Gott in seiner Sprache ja sogar „Abba“ genannt. Das klingt so vertraut wie „Papa“ für uns. Für Jesus hatten die Väter seiner Zeit ziemlich abgewirtschaftet. Aber er verzichtet nicht darauf, Gott Vater zu nennen. Jesus hat
uns gelehrt „Vater“ zu sagen und „Vater unser“ zu beten.
Ich glaube, wenn man heute Kinder hat und versucht ein guter Vater zu sein, tut man gut daran, wenn man seinen Kindern ein tiefes Vertrauen fürs Leben mit. ZB. auch, indem man mit ihnen betet. Man kann Kindern die Ängste
vor dunklen Seiten des Lebens und der Zukunft nicht ersparen. Ich kann ihnen auch nicht versprechen, dass ich immer für sie da sein werde, wenn sie mich brauchen. Manchmal sind wir realen Väter ja sogar abwesend, obwohl wir es nicht wollen ??. Ich glaube darum, wir Väter sollten unseren Kindern das Vertrauen nahe bringen, dass sie auch einen Vater im Himmel haben. Der auch dann zu ihnen steht, wenn wir nicht da sind. Oder nicht mehr. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6224
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