SWR1 3vor8

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Ich bin Peter Kottlorz von der Katholischen Kirche. Einen schönen guten Morgen!
In einem Stuttgarter Kino vor 3 Wochen: als der Film vorbei ist kommen der Regisseur und der Hauptdarsteller in den Raum und stellen sich vor die Leinwand. Nach und nach erheben sich alle Zuschauer, klatschen stehend Beifall, nicht wenige mit Tränen in den Augen. Sie klatschen für den Dokumentarfilm das Herz von Jenin.
Der Film beschreibt die wahre Geschichte von Ismael Khatip. Einem Palästinenser, der im Flüchtlingslager Jenin lebt. Seinem 12jährigen Sohn Achmed wird von einem israelischen Soldaten in den Kopf geschossen – aus Versehen, weil er mit einem Plastikgewehr gespielt hat. Achmed ist hirntot. Sein Vater Ismael wird im Krankenhaus gefragt ob er sich vorstellen könne seinen Sohn zur Organspende freizugeben. Nach langem Nachdenken und nachdem er mit seiner Frau, politischen Führern und religiösen Autoritäten der Palästinenser gesprochen hat, sagt er ja. Die Organe seines toten Sohnes sollen anderen Kindern das Leben ermöglichen. Egal welchen Glaubens, also auch jüdischen.
6 Kinder erhalten lebenswichtige Organe. Nach 2 Jahren begibt sich Achmeds Vater auf eine Reise durch Israel und besucht 3 drei der 6 Kinder. Dabei macht er so schöne wie schmerzliche Erfahrungen in einem von Unfrieden gezeichneten Land.
Heute ist Pfingsten, das Fest an dem Christen den Geist Gottes feiern. Den Geist der weht wo er will, der Mauern durchbricht und Grenzen überschreitet. Grenzen von Nationen und Religionen. Die Geschichte von Ismael Khatip ist für mich ein Zeichen dafür, dass es diesen lebensspendenden Geist Gottes gibt und dass er wirksam ist. Überall.
Der Palästinenser Ismael Khatip hatte jahrelang gegen die Israelis gekämpft, war mehrfach im Gefängnis. Im Angesicht seines toten Sohnes hätte er die Schraube des Hasses und der Gewalt bis zum Anschlag weiter drehen können.
Aber was auch immer ihn im tiefsten Grunde seines Herzens bewogen hat genau das nicht zu tun, es war so unerwartet, so groß und so außergewöhnlich, dass es das Leben Anderer im Innersten bewegt. Ganz konkret das Leben der Kinder die durch die Organspende leben können. Bewegung hat er auch in die furchtbar schwierigen Friedensbemühungen in Palästina gebracht. Dort leitet er jetzt ein Kulturzentrum für junge Menschen. Und bewegt hat er 400 Menschen in einem Stuttgarter Kino. Die ihm, dem ernsten, stillen und bescheidenen Mann stehend Beifall klatschen. Tief berührt von einem Geist der sie spüren lässt, dass scheinbar Unmögliches möglich ist.
Ein schönes Pfingstfest wünsch ich Ihnen! https://www.kirche-im-swr.de/?m=6121
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