SWR3 Gedanken
Als sich vor kurzem jemand an der Kasse ziemlich dreist vor mich gedrängelt hat, da hab ich ihn runtergeschluckt, den Ärger… Und als mich mal die Rückmeldung einer Freundin verletzt hat, da hab ich zunächst so getan, als würde es mich gar nicht so sehr berühren. Als meine Großmutter gestorben ist, da hab ich sie richtig zugelassen, meine Gefühle. Bei der Trauerfeier, da war es für mich vollkommen in Ordnung, zu zeigen, dass ich ganz offen traurig bin. In vielen anderen Momenten im Alltag haben wir jedoch eher gelernt, dass es sich gehört, die Gefühle zurückzuhalten. Dabei besteht die Gefahr, dass wir so verlernen, Gefühle wirklich zu fühlen und zuzulassen – das, was sich in uns regt, zu erkennen. Und diesem Gefühl, was auch immer es ist, Raum zu geben und es wirklich zu spüren.
Dabei ist das doch so wichtig. Denn unsere innere Welt nehmen wir überallhin mit… und können buchstäblich nicht aus unserer Haut. Und nicht aus unseren Gefühlen raus. Zumindest nicht auf gute Weise.— In einem Gebet zu Gott aus der Bibel kommt zum Ausdruck, dass diese innere Welt auch bei Gott ihren Platz hat. Und damit auch jedes Gefühl. – Da heißt es: Gott, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. … Du weißt, was ich sagen will, bevor ich anfange zu reden. … Und wünschte ich mir Dunkelheit um mich herum, aus Kummer und Angst, um mich zu verstecken, dann wärest Du trotzdem immer bei mir. … Und siehst mich. Und hast mich mit allem wunderbar gemacht. – Ich finde: Das kann den Rücken stärken, wenn man mal wieder versucht ist, die eigenen Gefühle zu verstecken und zu unterdrücken. Denn siehe, du bist wunderbar gemacht. Du - und auch Deine Gefühle!
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