Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

18MAI2024
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Eisenbahn, Auto, E-Bike… Ideen und Erfindungen prägen die Welt. Das war schon immer so. Sie haben uns weiter gebracht, kulturell und wissenschaftlich, in Technik und Wirtschaft.

Und auch heute sind es die Ideen, die die Welt am Laufen halten. Aber welche Ideen? Tragen sie noch, die alten bewährten Ideen? Passen sie noch in unsere Welt? In eine Welt, die sich so sehr verändert hat, wie wir‘s uns nicht mal in Sience Fiction-Filmen hätten ausdenken können.  

Der amerikanische Musiker John Cage hat gesagt: „Ich verstehe nicht, warum sich die Menschen vor neuen Ideen fürchten. Ich fürchte mich vor den alten.“ Es klingt wie ein Bonmot, und zugleich trifft es unsere Situation ziemlich genau. Ich jedenfalls erkenne mich darin, besser als mir lieb ist. Ich sehe, dass alte Grundsätze, Muster, Ziele unsere Welt an die Wand fahren – und zugleich habe ich Angst davor, alles tatkräftig zu verändern. Angst, dass alles so bleibt, wie es ist – und Angst, dass nichts so bleibt, wie es ist. Ich sehe mit Schrecken, dass unser Wirtschaftssystem die Welt vollends ausbeutet – und zugleich fürchte ich auch, dass Veränderungen unseren Lebensstandard senken würden. Ich bin gegen Kriege, und doch traue ich den Alternativen zu militärischer Gewalt nicht wirklich. Ich weiß, dass Flugreisen dem Klima schaden, und habe mir doch eine Ausnahme von meinem Grundsatz, nicht zu fliegen, gegönnt… 

Wir stehen an der Schwelle zu Pfingsten. Für Christen das Fest des Geistes, des heiligen Geistes. Der schöpferischen Kraft Gottes, die immer wieder neue Horizonte eröffnet und uns neue Ideen ins Herz legt. Neuen Mut, lähmende Bedenken zu überwinden. Neues Vertrauen, dass wir es schaffen können, die Welt zum Besseren zu verändern. Die ganze Schöpfung soll aufatmen, so verheißt die Bibel, wenn Gottes Geist Raum bekommt. In unserem Denken und Fühlen und dann auch in unserem Handeln.  

Noch ist nicht Pfingsten. Und so fühle ich mich auch. Noch bin ich zögerlich, das, was ich als gut und notwendig erkenne, auch beherzt zu tun. Deshalb bete ich, was ich auch unterm Jahr oft als Stoßseufzer nach oben schicke: Komm, heiliger Geist! Und nimm mir die Angst vor Veränderungen und vor neuen Ideen. Und von den alten Ideen hilf uns  bewahren, was gut an ihnen ist. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39903
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