Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

17MAI2024
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Manche Kochbücher werben mit einer ‚Gelinggarantie‘. Die Rezepte werden in der Versuchsküche getestet, und nur, was mehrfach erprobt ist und wirklich nicht misslingen kann, wird auch gedruckt. Und wenn ich das Kochbuch kaufe, dann kann ich mich darauf verlassen, dass das Rezept funktioniert.

Beim Kochen klappt das, meistens jedenfalls. Aber läuft das auch im Leben so, wie beim Kochen? Es scheint so, denn immer öfter seh ich in Buchhandlungen Bücher mit Titeln, die klingen, wie wenn‘s um Kochbücher ginge: Gelingendes Leben, heißen gleich vier Bücher im Regal. Wie leben gelingt trotz Widerständen, so ein anderer Titel. Gelingendes Leben im Beruf. Wege in gelingendes Leben… – jede Menge Gelingen wird da versprochen. Wenn ich mich nur an die Anleitung halte, dann kann eigentlich nicht viel schiefgehen in meinem Leben.  

Aber so perfekt wie eine Sahnetorte wird mein Leben nie werden. Niemals. Zu viel ist da schon anders gelaufen, anders geworden, als es im ‚Rezept‘ vorgesehen ist. Beziehungen werden brüchig und scheitern vielleicht. Menschen, die ich liebe, entwickeln sich anders als erhofft. Die Arbeit kann überfordern und krank machen. Ganz abgesehen von größeren Schicksalsschlägen. Die können das Leben von jetzt auf gleich völlig aus der Spur werfen.  

Wenn ich auf mein Leben schaue, dann fällt mir jedenfalls nicht das Wort ‚gelingen‘ ein. Auch wenn vieles gut ist und manches, na ja, so halbgut. Aber es gibt eben auch das andere: das Ungute, das Sperrige. All das Zerbrochene, das ich nicht wieder heil machen kann. 

Ob mein Leben irgendwann einmal als ‚gelungen‘ gelten wird? Das muss ich gar nicht selbst entscheiden. Ich darf das Gott überlassen, zum Glück. Meine Aufgabe ist nur, alles vor ihm auszubreiten, was es da so gibt, die Glanzstücke meines Lebens ebenso wie die Scherben.

Ich glaube, dass das Gelingen, auf das ich hoffe, anders aussieht als bei einer perfekt dekorierten Torte. Und dass die Kratzer und Patzer, die ich mitbringe, am Ende sein dürfen, wie sie eben sind. Als Teil meines Lebens, das so sein darf, wie es eben ist. Und das geliebt ist, mitsamt allen seinen Kanten und Brüchen. 

Also doch so was wie eine Gelinggarantie? Vielleicht, aber eine andere: die Gelinggarantie Gottes.

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