Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

16MAI2024
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Heute vor genau drei Monaten starb Alexej Nawalny in einer sibirischen Strafkolonie. Hier saß er in einer dunklen Einzelzelle, 2 x 3 Meter mit Holzpritsche. Die Toilette: ein Loch im Boden. Für die Mächtigen in Russland war der 47-Jährige der Staatsfeind Nr.1. Über Jahre hinweg hatte Nawalny das brutale und korrupte Kreml-Regime angeprangert. Putin fürchtete niemanden so sehr wie diesen mutigen und unbeugsamen Alexej Nawalny.

Schon im Sommer 2020 sollte Nawalny sterben. Doch er überlebte den heimtückischen Giftanschlag des russischen Geheimdienstes. Ärzte in der Berliner Charité konnten den Bürgerrechtler retten. Dort im Krankenhaus und in der anschließenden Reha im Schwarzwald vollzog sich eine Wandlung in Nawalnys Leben. Bis dahin war er Atheist, jetzt aber entdeckte er den christlichen Glauben für sich. Er las die Bibel und fühlte sich von der Botschaft Jesu bestärkt. Weil er weiter für die Freiheit seiner Heimat kämpfen wollte, kehrte er nach Russland zurück. Noch am Flughafen verhaftete ihn die Polizei. Eine Serie von Prozessen folgte. Schließlich verurteilte das Moskauer Bezirksgericht Nawalny zu langjähriger Haft im Straflager. In seinem Schlusswort zitierte er die Bergpredigt Jesu: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden“ (Mt 5,6). Und er fügte hinzu: „Das ist aktuell die bedeutendste politische Idee in Russland.“

Noch über seinen Tod hinaus inspiriert Alexej Nawalny die Menschen, die sich nach einem anderen Russland sehnen. Der Besucherstrom zu seinem Grab auf dem Friedhof einer Moskauer Vorstadt reißt nicht ab. Eine von Nawalnys letzten Botschaften ist zu seinem Vermächtnis geworden. Es gilt all jenen Menschen, die an eine bessere Zukunft ihres Landes glauben, so wie er es auch tat. Es lautet:

„Gebt nicht auf! Erinnert euch daran, dass wir eine unglaubliche Kraft haben. Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist die Untätigkeit der guten Menschen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39829
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