Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

10MAI2024
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Ist Ihnen das auch schon passiert, dass Sie eine wichtige Entscheidung treffen mussten? Womöglich unvorbereitet und unter Zeitdruck? Plötzlich ist sie da, die Chance auf einen neuen Job – oder man kann sagenhaft günstig sein Traumauto kaufen. Dann muss man sich schnell entscheiden: Mach ich’s? Mach ich’s nicht? Ich habe die Wahl und kann und muss abwägen, was jetzt dran ist, worauf es mir ankommt.

In der Bibel wird von zwei Frauen im alten Israel erzählt, die vor einer wichtigen Entscheidung standen. Die eine war die Mutter des Königs. Eigentlich hätte sie ja lieber selbst geherrscht. Als ihr Sohn gestorben ist, hat sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt und hat sich entschieden, Königin zu werden. Dafür ist sie allerdings über Leichen gegangen. Noch so eine Entscheidung. Sie hat ihre Enkelkinder umbringen lassen, damit die ihr den Thron nicht streitig machen. So ist sie Königin geworden.

Es wäre alles nach Plan gelaufen, wenn da nicht noch eine andere Frau gewesen wäre. Joscheba. Sie hat auch zur Königsfamilie gehört, hatte aber eh keine Aussicht, Königin zu werden. Darum war sie nicht in Gefahr und hätte sich einfach raushalten können. Aber auch sie hat eine Entscheidung getroffen. Jetzt nur rumstehen und zugucken geht nicht, fand sie. Sie wollte versuchen, wenigstens eines der Königskinder zu retten. Dafür hat sie viel riskiert, auch ihr eigenes Leben. Aber es ist ihr tatsächlich gelungen, einem kleinen Prinzen das Leben zu retten. Zusammen mit ihrem Mann hat sie das Kleinkind versteckt. Es konnte unbehelligt aufwachsen und ist Jahre später König geworden.

Nur eine alte Geschichte aus ferner Zeit könnte man sagen. Aber ich finde, es ist auch eine Geschichte darüber, dass wir die Wahl haben. Wir können und sollen verantwortungsvolle Entscheidungen treffen.

Bei Joscheba, die das Kind rettet, fällt mir auf: sie trifft keine einsame Entscheidung. Sie hatte in ihrem Mann einen Menschen, mit dem sie sich beraten konnte und dem sie vertrauen konnte. Sie hat entschieden, sich Unterstützung zu suchen. Und dann hat sie entschieden, sich nicht rauszuhalten, sondern dieses Kind zu retten. Beides eine gute Wahl.

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