Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06MAI2024
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Im Religionsunterricht geht es mit meinen Schülerinnen und Schülern auch um elementare Fragen des Lebens: „Was ist deine wichtigste Frage, wenn es um das Sterben geht, um den Tod und was danach ist?“ Meine Viertklässler, etwa 9 Jahre alt, haben die Herausforderung angenommen und nachgedacht.

Als sie ihre Fragen dann erzählt haben, habe ich schon geschluckt. Mir war vorher nicht klar, was sie alles beschäftigt.

Mit wie vielen Jahren stirbt man normalerweise? Warum sterben Menschen? Was machen die Toten, wenn sie tot sind? Wie sieht jemand aus, wenn er gestorben ist? Wie fühlt man sich, wenn man tot im Grab liegt? Wieso glauben Menschen, dass es einen Himmel gibt? Warum dürfen Kinder oft nicht mit zur Beerdigung?

25 Kinder, 25 Fragen. Wir haben jede Frage aufgeschrieben und in den nächsten Relistunden versucht, zu allem etwas herauszufinden. Wir haben einander unsre Gedanken erzählt, Fotos vom Friedhof angeschaut, in der Bibel gestöbert, und einiges über Beerdigungen gelernt.

Die Kinder fanden es ziemlich logisch, dass auch Erwachsene nicht auf jede Frage eine Antwort wissen. Aber sie fanden es gut, sich zusammen mit anderen mit ihren Fragen zu beschäftigen. Und mit dem, was andere Leute glauben und hoffen oder befürchten.

Irgendwann ist dann die Idee aufgekommen: Wir gehen auf den Friedhof. Also haben wir uns verabredet. Natürlich freiwillig: Jedes Kind konnte selbst entscheiden, ob es zur Friedhofserkundung mitkommen möchte oder nicht. Wir sind gefühlt in Zeitlupe über den Friedhof gegangen, weil sie ständig etwas entdeckt haben, was sie interessiert hat. Ein Symbol auf einem Grabstein oder eine besonders schöne Pflanze zum Beispiel. Am Grab von einem 18-Jährigen sind sie voller Mitgefühl stehen geblieben und am Grab eines alten Mannes hat ein Junge einen umgekippten kleinen Engel wieder ordentlich hingestellt, damit die Witwe sich später nicht damit abmühen muss.

Ihren Eltern haben sie später ausgiebig erzählt. Ich glaube, wir Erwachsene haben da auch was gelernt. Ganz egal, wie alt oder jung wir sind: Wir alle haben unsere eigenen Fragen, Gedanken und Erfahrungen, wenn es um das Sterben geht, und um den Tod. Gut, wenn wir die mit anderen teilen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39820
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