SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

05MAI2024
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Beten Sie manchmal? Ich schon – und wenn es nur ein Stoßseufzer ist oder ein stilles Gebet für jemanden, der mir gerade besonders am Herzen liegt. Oder das „Vater unser“, das berühmte Gebet aus der Bibel, das Jesus seinen Jüngern beigebracht hat. „Vater unser im Himmel…“ Das bete ich gern zusammen mit anderen im Gottesdienst.

Das Vaterunser ist für mich das Gebet der Gemeinschaft. Es verbindet mich mit vielen andern Menschen. Zuerst mit denen, die es im Gottesdienst gleichzeitig mit mir beten: die ältere Frau, die um ihren verstorbenen Mann trauert, der 13-jährige Konfirmand, der gerade ins Leben durchstartet, der Familienvater, der im Gottesdienst zur Ruhe kommt. So unterschiedlich wie wir sind, wir sind alle Kinder Gottes. Darum können wir gemeinsam beten: „Vater unser…“.

Auf einem internationalen Treffen habe ich erlebt, wie Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen Gottesdienst gefeiert haben. Auch da haben wir zusammen das Vaterunser gebetet. Alle in ihrer Muttersprache. Das war ein ganz schönes Stimmengewirr: spanisch, deutsch, polnisch und andere Sprachen. Es haben auch nicht alle, die da gebetet haben, der gleichen Kirche angehört. Da waren Evangelische dabei, Orthodoxe, Katholiken und Menschen aus verschiedenen Freikirchen. Das Gebet hat uns verbunden – über alles hinweg, was uns trennen könnte. „Vater unser“.

Es ist oft gebetet worden in den letzten 2000 Jahren. Darum verbindet es mich auch mit denen, die vor mir waren – zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten. Und mit denen, die nach mir kommen werden, auch.

Nachher im Gottesdienst werde ich mich wieder über die unterschiedlichen Stimmen um mich herum freuen. Und ich werde mich verbunden fühlen mit allen, die sich Gott anvertrauen und beten: „Vater unser im Himmel…“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39819
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