SWR1 3vor8

28APR2024
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Woher Menschen ihre Kraft bekommen können – davon ist heute in katholischen Gottesdiensten zu hören. Nämlich dann, wenn Jesus das Bild vom Weinstock verwendet und sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ (Joh 15,5)

 

Das Bild vom Weinstock hat Kraft. Besonders, wenn ich an den Weinstock denke, der bei meinen Eltern im Garten steht. Schon als Kind hat es mich fasziniert, wie viel Trieb- und Lebenskraft in dieser Pflanze steckt: die Zweige wachsen jedes Jahr meterweit und im Herbst hängen jede Menge Trauben dran.

 

Von dieser schier unerschöpflichen Kraft kann ich gut etwas brauchen. Denn die Zeiten kenne ich, in denen mir die Kraft auszugehen droht, und in denen ich gut mit meiner Energie haushalten muss, um durch die nächste Woche zu kommen. Dann hilft es mir, mich daran zu erinnern, woher meine Lebenskraft kommt.

Der Sonntag ist da für mich ganz wichtig – ein Tag, um durchzuschnaufen, und an dem sich nicht alles darum dreht, ein Ergebnis vorweisen zu können. Aber es gehören auch gutes Essen und Trinken für mich dazu. Genügend Schlaf, um abzuschalten und aufzutanken.

Andere Menschen, die frischen Wind in meine Gedanken bringen. Ein liebevolles Wort, das mich strahlen lässt. Wertschätzung, die mich innerlich aufbaut und stärkt.

Ganz entscheidend dazu gehört für mich auch mein Glaube. Der Zuspruch, dass ich von Gott geliebt bin. Dass ich wertvoll bin – unabhängig davon, was ich leiste. Und wenn Jesus mir so nahe ist wie der Weinstock den Reben, dann versteht er auch alles, was in meinem Leben so los ist. Und ich vertraue darauf, dass er mir nahe bleibt – egal in welcher Situation.

 

Der Weinstock bei meinen Eltern muss immer wieder zurückgeschnitten werden. Nur dann, kommt Saft in die Trauben. Ich glaube, auch das gehört dazu, damit mir nicht die Kraft ausgeht. Ich darf mich nicht verzetteln, tausend Baustellen aufmachen, sondern muss die Kräfte konzentrieren, die ich habe. Und vielleicht ist es gut, auch mal „Nein“ zu sagen – auch wenn es mir schwer fällt.

 

Ich glaube, Jesus kommt es nicht auf Leistung an. Sonst hätte er vermutlich gesagt: „Strengt euch an und gebt alles, um erfolgreich zu sein.“ Sondern für ihn ist entscheidend, mit ihm als Kraftquelle verbunden zu bleiben. Deshalb sagt er: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“

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