Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

21APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Kurz nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft, noch auf dem Spielfeld, steht ein Reporter plötzlich vor Frank Ribery, der mit der Meisterschale grinsend über den Rasen läuft. „Kannst du mal in die Kamera jubeln“, fragt er den Links-Außen-Spieler, der ursprünglich aus Frankreich stammt.  Und der hebt aus tiefster Überzeugung die Meisterschale in die Kamera und schreit „Jubeln“. Die Szene ist inzwischen legendär unter Fussballfans. Und der arme Frank Ribery hat inzwischen vermutlich das Wort Jubeln fest in seinem Wortschatz.

Klar, das Missverständnis ist zum Schmunzeln – aber wie hätte Ribéry denn sonst kameratauglich jubeln sollen? Winken vielleicht, oder Hüpfen? Jubeln ist ja mehr, als „sich freuen“. Wer macht das schon? So richtig aus sich herausgehen und laut – jubeln…Zu meinen alltäglichen Gefühlsausbrüchen gehört Jubeln jedenfalls nicht. 

Der heutige Sonntag ist in der evangelischen Kirche dem Jubeln gewidmet. Ein Sonntag, der daran erinnert, dass wir Grund zum Jubeln haben.

In der Bibel jubeln nicht nur die Menschen, sondern die ganze Erde: „Jauchzet, ihr Himmel, denn der HERR hat’s getan! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darin!“, heißt es zum Beispiel im Jesajabuch. Die ganze Welt jubelt, weil Gott sein Volk Israel und die Erde erlöst. Die Menschen der Bibel fühlen sich hier leicht und befreit. Die ganze Schöpfung atmet auf, weil Gott auf ihrer Seite steht.  Ich finde die Vorstellung von singenden Tiefen, tanzenden Bergen und jubelnden Meeren großartig. Und in einem bisschen kleineren Maßstab jubelt die Natur ja jetzt wirklich, wo es Frühling ist. Zwitschernde Vögel, rausgeputzte Blumen, und wuselige Insekten.

Bejubelt wird in der Bibel aber nicht nur die Welt wie sie ist, sondern vor allem darüber, wie die Welt sein wird. Die Welt ist so schön und kann gleichzeitig so schrecklich sein. Wir leben in Freiheit und müssen doch Angst haben vor Krieg und Gewalt. Aber Gott verspricht, dass diese Schrecken einmal ein Ende haben werden. 

Wäre es nicht besser mit dem Jubeln so lang zu warten, bis es soweit ist? Bis Gerechtigkeit herrscht und keiner mehr leiden muss? Ich glaube, es ist gut schon jetzt darüber zu jubeln, wo wir Bruchstücke von Gott neuer Welt erahnen – eben in der Schönheit der Natur, beim bezaubernden Konzert am Abend oder dem duftenden Kaffee am Morgen. In der wiedergewonnenen Freundschaft im neugeborenen Kind. Ein bisschen neue Welt und Grund zum Jubeln.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39753
weiterlesen...