SWR4 Abendgedanken

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15APR2024
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Woran sparen Sie, wenn es finanziell eng wird? Worauf verzichten Sie, wenn Sie nicht mehr genug Geld haben, um sich alles wie gewohnt leisten zu können? Sicher machen es viele wie ich. Die Entscheidung fällt zwischen dem, was sein muss und dem Luxus. Dann geht es im Urlaub doch nicht in ein Hotel oder eine Ferienwohnung, sondern wir zelten.  Wir gehen doch nicht ins Restaurant, sondern kaufen ein und kochen selbst. Die geplante Anschaffung von neuen Möbeln wird noch einmal um ein paar Monate aufgeschoben.

Als das Bundesverfassungsgericht kürzlich eine Finanzplanung der Regierung ablehnte, musste plötzlich gespart werden. Nicht alles, was geplant war, durfte nun umgesetzt werden.

Mich persönlich hat es sehr verunsichert, als Vorschläge kamen, im sozialen Bereich zu sparen, also bei den Zuwendungen für die Ärmsten in der Gesellschaft.

Warum eigentlich? Ist es Luxus, sich um sie zu kümmern? Macht eine Gesellschaft das nur, wenn sie es sich leisten kann?

Der heutige 15. April ist der Gedenktag von Karoline Fliedner. Ich freue mich, dass an sie erinnert wird. Sie stammte aus einer wohlhabenden Hamburger Bürgerfamilie und gehörte zur Oberschicht der Stadt. Aber ich beruflicher Weg führte sie in die Diakonie. Ihr Leben wurde vor allem ein Dienst für kranke und benachteiligte Menschen. Sie war Oberaufseherin im Hamburger Krankenhaus St. Georg. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Theodor Fliedner kennen.

Später wirkte sie für insgesamt 40 Jahre verantwortlich in der Diakonissenanstalt Kaiserswerth bei Düsseldorf.

Wenn ich heute an sie erinnere, dann bedeutet es für mich, auch daran zu denken, was für eine Gesellschaft wichtig ist. Nicht nur das Wirtschaftswachstum für wichtig zu halten oder steigende Börsenkurse. Sondern dass an die gedacht wird, die benachteiligt sind, die immer zu wenig Geld haben und verzichten müssen, die krank sind und am Leben nur sehr eingeschränkt teilnehmen können.

Wer weiß, vielleicht gerate ich ja selbst einmal in die Lage, dass andere an mich denken und mir helfen, wen ich es selbst nicht mehr kann.

Es ist gut zu wissen, dass es Menschen wie Karoline Fliedner gab. Und dass es auch heute Menschen gibt, die an andere denken und für sie da sind. Ich meine, dass das einer Gesellschaft guttut und dass an solchen Investitionen nicht zuerst gespart werden sollte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39734
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