Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

14APR2024
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Ostern hat in den Evangelien ein Nachspiel: Immer wieder, so wird erzählt, taucht der  auferstandene Christus unvermutet im Kreis seiner Anhänger auf. Die stehen noch gewaltig unter Schock, denn in Jerusalem haben sie den hingerichtet, der ihre ganze Hoffnung war. Und nun steht er, der „Meister“, plötzlich wie aus dem Nichts in ihrer Mitte – dringt durch Wände und verschlossene Türen. Die Versammelten spüren: Er ist da, anders zwar als zu seinen Lebzeiten, aber er ist es, gibt sich selbst zu erkennen. Sie erschrecken sich zu Tode. Er aber wünscht ihnen Frieden (Lukas 24,36; Johannes 20,19; 20,21; 20,26). Daran erinnert bis heute der „Friedensgruß“ in der katholischen Messe, den die Gläubigen einander mit einer freundlichen Geste weitergeben.   

Also „Friede, Freude, Eierkuchen?“ „Friede“ ist in der Bibel mehr als eine Schleckerei. Er meint Glück, Wohlergehen, Zu-frieden-heit, wie die deutsche Sprache treffend sagt. Friede bedeutet, dass Leben gelingt und Beziehungen tragen. Er beginnt im eigenen Herzen. Wer mit sich selbst im Reinen ist, sich aushalten kann auch mit seinen Macken und Fehlern, der wird auch mit andern im Frieden leben, weil er sie achtet und respektiert. Achtung und Respekt sind auch die Basis für das friedliche Zusammenleben der Völker. Friede ist für Christen nicht zuletzt Friede mit dem „Gott des Friedens“, „der seine Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte“, wie Jesus einmal sagt (Matthäus-Evangelium 5,9).

Zwei Milliarden Getaufte würden zu einer weltweiten „Friedensbewegung“, wenn sie Frieden in ihrem Alltag leben. Da bliebe für Bosheit und Hass kaum noch Raum. Denn das ist mein Verdacht: Es ist zu viel Unfriede in der Welt. Der verdichtet sich in den Knallköpfen unfähiger Politiker immer wieder zu einem explosiven Gemisch, das sich dann in verbrecherischen Kriegen entlädt.

Friede im eigenen kleinen Leben bedeutet, einem streitsüchtigen Nachbarn doch die Hand hinzureichen. Einen lächerlichen Erbschaftsstreit zu begraben, weil wir nackt und bloß, wie wir gekommen sind, auch wieder gehen müssen. Friede heißt: sprechen, verhandeln, sich aussöhnen, für Ausgleich sorgen, mit Kompromissen leben.  

Friede ist kein Wort – Friede ist ein Programm. Daran denke ich, wenn ich heute der Gemeinde zuspreche: „Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39711
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