SWR2 Wort zum Tag

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11APR2024
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Heiliger Rock? Na ja – die Musikrichtung kenne ich zwar noch nicht. Aber wenn da eine Veranstaltung für Kindergartenkinder dazugehört, mache ich doch einfach mal mit. Eine junge Kollegin meiner Frau hat das gesagt, als die Frage im Raum stand, ob sie eine Aktion gestalten sollen, beim Kita-Tag des Bistums-Festes „Heilig Rock-Tage“. Da kommen tausende Kinder aus den Kitas im Bistum nach Trier und erleben was – rund um den Heiligen Rock eben.

Schon klar: Es geht nicht wirklich um Rockmusik – obwohl sowas schon auch auf dem Programm der Heilig Rock-Tage steht, die morgen in Trier anfangen. Heiliger Rock – das Wort haben die in Trier sich angewöhnt, wenn sie von einem Stück Stoff reden, das spätestens seit dem Mittelalter im Dom aufbewahrt wird. Sie sehen darin die Tunika des Jesus von Nazaret, sein letztes Hemd sozusagen. Laut Bibel sollen die Soldaten es ihm vom Leib gerissen haben, als sie ihn am Stadtrand von Jerusalem ans Kreuz nagelten, um ihn öffentlich hinzurichten. Unbarmherzig – Henker eben. Auch daran erinnert die Tunika: Wie leicht ein Mensch nackt dastehen kann.

Mantel und Obergewand hätten die Soldaten einfach grob in vier Teile gerissen. Das Unterhemd sei ihnen zu edel vorgekommen – darum hätten sie gewürfelt.

Bisschen abenteuerlich ist die Geschichte, wie das Hemd dann nach Trier gekommen sein soll. Aber das ist eigentlich egal – und ob da wirklich ein Stück letztes Hemd in dem kostbaren Holz- und Glas-Kasten liegt, zu dem die Leute im Trierer Dom immer wieder hinpilgern: Geschenkt.

Mir sind zwei Sachen wichtig: Seit fast tausend Jahren versuchen Christen,  mit Jesus in Berührung zu kommen, wenn sie die Tunika sehen und in ihre Nähe pilgern. Eine so lange Glaubens-Geschichte trägt auch heute noch.

Und: der alte Stoff, das unzerteilte Untergewand sagt uns, dass die Christen eigentlich zusammengehören; aufgeteilt in zig Konfessionen und Kirchen stehen sie eigentlich selbst nackt da. Ungeteilt und an einem Stück – wie die heilige Tunika sollte die Kirche sein.

Darum beten wir ab morgen wieder zehn Tage lang hier in Trier. Und daran bleibt noch zu arbeiten – hoffentlich deutlich weniger als weitere tausend Jahre.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39688
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