Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

13APR2024
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Jetzt – nach fast zwei Wochen – habe ich mich so langsam an die Zeitumstellung gewöhnt. Mich nervt die Umstellung von Normal- auf Sommerzeit zwar jedes Mal – aber ich liebe es auch, wenn es abends lange hell ist.

Es hat Zeiten in meinem Leben gegeben, da konnte die Abenddämmerung für mich gar nicht spät genug anbrechen. Denn wenn es dunkel geworden ist, dann ist auch meine Seele immer wieder mal in die Dunkelheit abgetaucht. Und ich bin sicher, das geht vielen Menschen ähnlich: Anstatt zur Ruhe zu kommen, fangen die Gedanken an, zu kreisen: Was ist liegen geblieben? Was ist morgen zu tun? Wo weiß ich nicht weiter? Abends stapeln sich ihre Sorgen im Kopf und manche begleitet das sogar bis unter die Bettdecke. Wer nachts nicht schlafen kann, weil die Gedanken kreisen, der hat wirklich eine finstere Nacht.

Am nächsten Morgen ist das Gefühl meistens wieder verflogen. Es wird hell, und bei eine Tasse Kaffee oder Tee sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Ich bin immer froh, wenn mir ein neuer Tag auch neuen Schwung gibt. Bei Licht betrachtet sind meine Probleme auch nicht größer als die, anderer Leute, und ich fürchte, ich nehme sie manchmal einfach zu wichtig. Und trotzdem: Abends sitze ich wieder da und grüble.

Ich ärgere mich darüber, denn eigentlich weiß ich es ja besser. Anstatt auf das zu starren, was liegen geblieben ist, sollte ich lieber an das denken, was mir gelungen ist. Vielleicht ist das gar nicht viel. Vielleicht habe ich nur den Müll rausgebracht oder ein bisschen aufgeräumt - aber immerhin. Und warum sollte morgen nicht etwas Gutes auf mich warten? Morgen ist ein neuer Tag. Und ganz sicher geht die Sonne wieder auf.

Es gibt ein Lied im evangelischen Gesangbuch, das nimmt den Abend und den Morgen zusammen in den Blick: „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ und darin heißt es:

„Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben den Menschen überm Meer das Licht: und immer wird ein Mund sich üben, der Dank für Gottes Taten spricht.“

Das ist doch ein schöner Gedanke: Wenn es hier langsam auf den Abend zugeht, dann geht irgendwo anders auf der Welt gerade die Sonne auf. Ich stelle mir vor, wie die Menschen aus ihren Betten kommen und sich erst einmal recken und strecken. Bestimmt kocht gerade irgendjemand Kaffee - oder was auch immer dort zu einem Frühstück gehören mag. Irgendwo auf der Welt fängt gerade jemand neu an. Und hier bei mir? - Hier kommt nach einer langen Nacht auch wieder der nächste Morgen. Und ich bin gespannt, was der neue Tag bringen wird.

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