Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

07APR2024
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Obwohl ich es besser weiß, habe ich mir wieder eine weiße Hose gekauft. Ich mag weiße Klamotten – gerade im Frühling: sie sind luftig, hell, freundlich – richtig strahlend, wenn die Sonne drauf scheint. Und: Ich werde sie heute anziehen – und ein weißes T-Shirt. Weil’s mir gefällt und als kleines Zeichen für mich selbst, was heute für ein Tag ist: nämlich der erste Sonntag nach Ostern. Und den nennen Christen seit alters her den „Weißen Sonntag“.

Ein weißes Outfit ist allerdings gefährlich. Ich weiß genau, dass Weiß nicht lange Weiß bleibt – zumindest nicht bei mir. Aber genau das passt zur Symbolik des Weißen Sonntags: Eine weiße Weste haben wir Menschen nämlich auch im übertragenen Sinne nur selten. Die ersten Flecken holen wir uns schnell – durch die kleinen Unfreundlichkeiten und Mogeleinen des täglichen Lebens. Da sind aber auch die großen, hässlichen Schmutzflecke. Die hartnäckigen, die auch mit Ariel oder Persil kaum rauszukriegen sind: Untreue, Betrug und Eigennutz. Wenn zum Beispiel die einen das billig einkaufen, was andere zu einem Hungerlohn hergestellt haben. Am Weißen Sonntag geht es um die Ursachen von Krieg, Zerstörung und Ungerechtigkeit und wie jeder einzelne von uns darin verstrickt ist. Und das sind wir! Jeder einzelne von uns - davon bin ich überzeugt.

Den heutigen Sonntag nennen die Christen von alters her den „Weißen Sonntag“. In früheren Zeiten war das der Tag, an dem die Gemeinde ihre neuen Mitglieder aufgenommen hat. Im Gottesdienst haben sie die Heilige Taufe empfangen: Die Neuen haben sich ganz und gar in Wasser untertauchen lassen und waren dann – beim ersten Atemzug nach dem Auftauchen – wie neu geboren. Und wie neugeborene Kinder frei von Schuld und den hässlichen Flecken und Narben ihres bisherigen Lebens. Sie waren jetzt getauft: auf den Namen von Jesus Christus.

Heute, am ersten Sonntag nach Ostern, ist Weißer Sonntag. Und ich werde meine neue weiße Hose anziehen und dazu ein weißes T-Shirt. Auch wenn das dumm ist und ich ganz schnell wieder voller Flecken sein werde. Die Hose kann ich waschen. Und was die hässlichen Flecken auf meiner Seele und in meinem Leben angeht: Ich bin doch getauft. Das was für die Christen vor Jahrhunderten galt, gilt auch für mich: Ich bin getauft auf den Namen von Jesus Christus – und der macht mich und mein Leben rein – und gibt mir die Chance es besser zu machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39677
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