SWR3 Gedanken

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02APR2024
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Weil ich Pfarrer bin, vertrauen mir viele Menschen an, was ihnen auf der Seele liegt. Das ist etwas ganz Besonders, finde ich. Zum Beispiel, wenn jemand verstorben ist. Bevor wir diesen Menschen im Trauergottesdienst verabschieden, spreche ich mit den Angehörigen. Und fast immer ist es so, dass etwas im Leben offengeblieben ist. Und manche belastet das.

Manche Angehörige sind zum Beispiel an der Seele verletzt, weil der verstorbene Mensch sie enttäuscht oder anders verletzt hat. Anderen ist es nicht gelungen, selbst um Vergebung zu bitten. Denn auch sie haben die Verstorbenen vielleicht enttäuscht oder sie anders verletzt. Und es kann auch belasten, wenn Dankbarkeit nicht immer genügend Raum bekommen hat. „Ich habe viel zu selten Danke für das alles gesagt.“ Das höre ich immer wieder.

Ich spreche deswegen in fast jedem Trauergottesdienst dasselbe Gebet. Bevor wir zum Grab aufbrechen. Es nimmt all das auf, was durch den Tod eines verstorbenen Menschen offenbleiben musste. Mich berührt dieses Gebet jedes Mal aufs Neue. Weil es deutlich macht, dass das Offengebliebene nicht länger belasten muss. Bei Gott ist es gut aufgehoben. Es geht so:

„Wir begleiten diesen verstorbenen Menschen nun auf seinem letzten Weg.
Wer durch ihn Gutes erlebt hat, wen er lieb hatte, danke Gott dafür.
Wer von ihm enttäuscht oder verletzt wurde, dem schenke Gott, ihm vergeben zu können.
Wer ihm Unrecht getan, wer ihm Liebe schuldig geblieben ist, darf Gott um Vergebung bitten.
Gott sei mit uns und nehme unseren Dank und unsere Bitte an.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39619
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