SWR1 3vor8

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31MRZ2024
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Kennen Sie das? Sie stehen irgendwo – am Bahnhof, in der Supermarktschlange… - und plötzlich ruft jemand ihren Namen? Mir ist das neulich wieder passiert beim Warten auf den Zug. Von irgendwo her habe ich gehört: „Barbara“ und bin unwillkürlich zusammengezuckt. Ich habe dann schnell gesehen, dass eine andere Barbara gemeint gewesen ist. Aber ganz kurz war es wie so ein kleiner Schreck: „Kennt mich da einer? Kann hier am Bahnhof in einer fremden Stadt doch eigentlich gar nicht sein…“

Ich bin erleichtert gewesen – doch niemand, der was von mir will – aber gleichzeitig war ich auch ein klitzekleines bisschen enttäuscht. Keiner da, der etwas von mir will und mich stört – aber eben auch keiner da, den ich unerwartet wiedertreffe, über den ich mich freue – und der mich bei MEINEM Namen ruft.

Maria von Magdala ist sicher auch zusammengefahren, als sie – völlig unerwartet - ihren Namen gehört hat. Die Bibel erzählt von ihr heute, an Ostern. Maria steht einsam und verlassen auf dem Friedhof, am Grab von Jesus. Vor drei Tagen hat sie ihn am Kreuz sterben sehen müssen. Seit drei Tagen fühlt sie sich so verlassen und einsam wie niemals zuvor. Und hört plötzlich die vertraute Stimme von Jesus ihren Namen sagen: Maria. Das kann doch aber hier, auf dem Friedhof, nach seinem Tod unmöglich sein.

Jesus ist an Ostern von den Toten auferstanden – so erzählt es die Bibel. So feiern wir es heute in den Gottesdiensten, und so hat es Maria von Magdala erlebt – einfach, weil sie ihren Namen gehört hat – ausgesprochen von dem einen Menschen, der sie wirklich kennt und der wirklich sieht, wer sie ist. Maria hat Jesus nicht verloren. Er ist stärker als der Tod - aber nicht, weil er auf unerklärliche Weise wieder quicklebendig rumläuft. Sondern weil ihre besondere und innige Beziehung noch da ist. Weil der Tod sie von Jesus – und von Gott – nicht trennen kann.

Am Bahnhof neulich, da war ich kurz enttäuscht – dass es eben doch nicht mein Name war, den ich gehört habe, und ich doch nicht gemeint gewesen bin. Ich vermisse es manchmal, ihn zu hören: Von jemand, den ich lange nicht gesehen habe. Und noch viel mehr, ihn von meinem Vater zu hören, der nun schon vor über einem Jahr gestorben ist. Oder von einer Freundin, die wir erst vor kurzem haben zu Grabe tragen müssen. Ich sehne mich, nach ihrer Stimme, nach der Vertrautheit darin. Und nach der Gewissheit, dass uns nichts voneinander trennen kann – nicht einmal der Tod.

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