Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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22MRZ2024
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An diesem Schabbat beginnen wir die Lesung des 3. Mosebuches in unseren Synagogen.  Dieses Buch von den Theologen „LEVITICUS“ genannt, weil es sich vorwiegend mit den Tempelopfergaben des alten Israels und seinen Priestern befasst.  Diese Opfer dienten dazu die Verfehlungen, die schwer auf dem Gewissen des Einzelnen, wie auch der Gemeinschaft lasteten, zu sühnen.  Seit der Zerstörung des Tempels durch die römischen Eroberer des Heiligen Landes um die Zeitenwende und nach der Vertreibung der Israeliten aus ihrem Land wurden keine Tempelopfer mehr dargebracht. An ihre Stelle traten die täglichen Gebete, - die Liturgie, die von den Rabbinern des Talmuds, der nachbiblischen Literatur, zusammengestellt und eingeführt wurden. 

Die Gebete der Zeitenwende waren nur dem Inhalt nach fixiert, aber nicht niedergeschrieben. Der Wortlaut blieb dem freien Ermessen des Vorbeters überlassen.

Die älteste Grundform der Andacht waren die Benediktionen: Das sind Segenssprüche, in denen wir G-tt rühmen und für Seine Gnade danken.  Der hebräische Ausdruck für „Segen“ heißt „Bracha“.  Das Verb, das diesem hebräischen Hauptwort zugrunde liegt bedeutete ursprünglich: „auf die Knie fallen.“  Diese klassische Gebetshaltung des demütigen Beters finden wir heute öfter in der katholischen Kirche, als in einer Synagoge... Da das jüdische Gebet nur geringfügig eine individuelle Handlung darstellt, sondern viel eher das Beten in und mit der Gemeinde ist, war es mit der Zeit notwendig geworden, dass namhafte jüdische Gelehrte Gebetssammlungen verfassten und Gebetsordnungen zusammenstellten.  Der Sinn dieser Tätigkeit war, dass sich ein jeder Anwesende am Gebet seiner Gemeinde aktiv beteiligen konnte. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39611
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