SWR1 Begegnungen

SWR1 Begegnungen

07APR2024
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Dr. Peter Kottlorz Copyrigt: Privatfoto

Ein runder Geburtstag: 100 Jahre Kirche im Radio. An Karfreitag 1924 lief die allererste kirchliche Radiosendung. Grund genug mit einem zu sprechen, der fast ein Drittel dieser Zeit selbst Verkündigung im Radio, im SWR gemacht hat. Dr. Peter Kottlorz war bis zu seinem Ruhestand Leiter der Katholischen Rundfunkarbeit am SWR. Die Rundfunkarbeit macht die religiösen Sendungen, wie hier auf SWR1 die Anstöße oder 3vor8 oder diese Begegnungen. Das gibt es natürlich auch auf allen anderen SWR-Wellen.
Peter Kottlorz ist seit zwei Jahren im Ruhestand und seitdem nicht mehr auf Sendung. Umso größer ist die Freude, dass wir beide jetzt diese Begegnung zusammen gestalten, wir haben nämlich auch mal zusammengearbeitet. Jetzt sitzt er wieder in seinem „Heimatstudio“ beim SWR in Tübingen und ich will gerne von ihm wissen, worum es Radioverkündigung grundsätzlich geht.

 

Den Menschen gut zu tun. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das kann man, indem man mit diesen täglichen Sendungen, die auch eine Alltagsstabilisierung für Menschen bieten, Trost, Hoffnung und Lebensorientierung vermittelt.
Wenn ich merke, dass ein Mensch über etwas spricht, das er selbst erlebt hat und jetzt natürlich aus dem Glaubensbereich, aber nicht nur. Es ist gut, wenn die Menschen, die aus der Religion heraus sprechen auch immer aus dem Leben heraus und nicht eben aus einer anderen Dimension sprechen. Also, dass Sie das selbst erlebt haben, mindestens gefühlt oder mitgefühlt haben, das spürt man, das hört man. Und dann geht die Botschaft bestenfalls wirklich von Herz zu Herz.

Dabei ist ihm das Thema Augenhöhe zwischen Sprechenden und Hörenden ganz wichtig.

Und deswegen war mir war mir Glaubwürdigkeit wichtig und ich wollte auf gar keinen Fall irgendwie über irgendwelche Köpfe hinweg predigen. Ich war auch Zeit meines Berufslebens nie auf einer Kanzel. Allein die Position ist für mich ein No Go, weil ich da über den Menschen stehe und das ist nicht mein Ort.

Mehr als 30 Jahre lang hat Peter Kottlorz Menschen über das Radio seinen Glauben, seine Erfahrungen und sein Leben angeboten. Er wird dann auch ganz persönlich, wenn er erzählt, was für ihn religiöse Sendungen im Radio bedeuten:

Hörbares und damit spürbares Wohlwollen für die Menschen. Also, es ist für mich eine Form, meine Liebe zu den Menschen auszudrücken und zwar auf Augenhöhe. Das ist auch das einzige, was mir bisher in den zwei Jahren, seit ich das nicht mehr mache, fehlt. Das habe ich so gern gemacht und da muss ich jetzt eben andere Formen finden, meine Liebe zu den Menschen auszudrücken.

Worum es in Peter Kottlorz allererstem Radiobeitrag ging und wie viel Gott so eine religiöse Sendung braucht, das hören Sie nach der Musik.

… und mit Peter Kottlorz. Er ist Doktor der Theologie und mehr als 30 Jahre lang hat er christliche Verkündigung im Radio gemacht. Und war Leiter der Kath. Rundfunkarbeit am SWR. Seit zwei Jahren ist er im Ruhestand. Kann er sich noch an seinen allerersten Beitrag erinnern?

Ja, das war auch mein Letzter. Und zwar hieß der „This day is the first day of the rest of your life“. Das ist ein Kalenderspruch. Ein klassischer geradezu, der mir aber damals wie auch vor zwei Jahren, als ich meinen letzten Beitrag gemacht hab, sehr gut gefallen hat. Und weil ich das auch lebe. Und zwar geht es darum, dass man das Leben als Geschenk sieht. Und dass man es nicht nur deshalb auch bewusst lebt, so bewusst wie eben möglich. Und das habe ich also in meiner ersten SWF 3 Randnotiz als Beitrag gehabt und in meinem letzten SWR 3 Gedanken auch.

Für Peter Kottlorz und für mich war und ist es nicht immer leicht für die katholische Kirche zu arbeiten. Mit der Institution hadern wir immer wieder. Aber wir haben eine großartige Botschaft. Für mich ist die: Du bist grundsätzlich gut und von Gott geliebt. Und für die lohnt es sich, jeden Tag zu arbeiten und sie auch über das Radio zu erzählen. Dabei ist für uns alle in der Verkündigung das Wort Angebot wichtig:

Ja, ich teile Leben mit. Ich lege es auf ein Silbertablett wie einen blank geputzten, appetitlichen Apfel, und die Menschen können den sehen, vielleicht sogar schon riechen, oder er gefällt ihnen und sie können ihn nehmen oder auch liegen lassen.

Was würde fehlen, wenn es solche christlichen Sendungen wie diese hier nicht gäbe?


Es geht darum, dass in dem Konzert der gesellschaftlichen Meinungen auch diese eine Meinung möglich ist. Eine Meinung aus christlicher Perspektive und das würde fehlen, wenn es das nicht gäbe.
Es geht bei unseren Beiträgen um die Horizontale und um die Vertikale. Horizontale heißt um Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit. Und die Konflikte, die damit verbunden sind. Und es geht um die Vertikale. Und es geht um Spiritualität, es geht um die Frage nach Gott und es geht immer um die Knotenpunkte des Lebens: Geburt
, Krankheit, Tod, Sterben, Freude, Heirat, Liebe.

Peter Kottlorz spricht von unserem Job als wunderbare Brücke zwischen Gesellschaft und Kirche. Das hat er immer wieder erlebt, wenn ihn z.B. Menschen angesprochen haben, weil sie ihn an seiner Stimme erkannt haben.

Wie ist das denn mit Gott in der Radioverkündigung? Um den geht es ja. Wie viel Gott verträgt ein Beitrag? Für Peter Kottlorz muss Gott nicht direkt genannt sein. Er benutzt ein Bild und spricht von…

Einer Jalousie. An einem strahlenden Sommertag kann man, wenn es richtig grell ist, die Sonne durch ein großes Fenster scheinen lassen. Das ist dann aber fast zu grell oder man kann die Jalousie auf so halb klappen und wo das Licht dann ganz sanft durchstrahlt. Das ist für mich das schönste Licht und es ist für mich auch so ein Bild, wie man vielleicht dieses unbeschreibliche Wesen, Gott durchscheinen lassen könnte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39607
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