SWR2 Wort zum Tag

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27MRZ2024
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Jetzt auf Ostern zu wird in den Kirchen die Passionsgeschichte Jesu gelesen. Wir lassen uns mitnehmen auf die Zielgerade seines Lebens, es ist ein Drama, das sich zuspitzt. Christsein heißt, sich davon berühren lassen und Jesu Weg nachgehen. Ja, das nimmt einen mit, wortwörtlich. Passion heißt ja beides: Leiden und Leidenschaft. Wofür brenne ich? Compassion ist die Haltung, sich in Mitleidenschaft ziehen zu lassen und Mitgefühl zu zeigen. Aber warum dieses Leiden Jesu? Warum überhaupt so viel Unrecht und Not in der Welt? Und wie kommen wir in eine Leid-überwundene, ja Leid-freie Welt? Solche Jahrtausendfragen sind nicht ruhig zu stellen. Von Jesus wird überliefert, dass er mit dieser Frage sogar starb: „Mein, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Gerade in diesen Fragen blieb er auf Gott bezogen und ließ nicht locker. In seinem kurzen Leben hat er sich eingesetzt für gerechtes, gottgemäßes Zusammenleben – nein nicht nur eingesetzt, er hat dafür gekämpft und es beispielhaft auch wahrgemacht. Hat er sich nicht mit Ausgestoßenen zusammengesetzt und viele heil gemacht? Hat er nicht darauf verzichtet, zurückzuschlagen, als man ihn in die Zange nahm? Konfliktscheu jedenfalls war er nicht.

Eines seiner verrücktesten Programmworte lautet: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.“ (Lk 12,49) Jesus als Brandstifter, das ist ein ungewohntes Bild für seine Gottesleidenschaft. Gerechtigkeit und Frieden sind in seinem Munde nicht faule Worte, sondern handfeste Taten. Da geht er mitten in Jerusalem Richtung Tempel, immerhin die religiöse und politische Machtzentrale, und mit dem Tempelschatz so etwas wie die Bundesbank. Das alles wird kaputtgehen, es hat keine Zukunft! So die Prophezeiung dieses Brandstifters aus Nazareth. Die Erzählung von der Tempelreinigung malt plastisch aus, wie aggressiv Jesus da aufräumt, geballte Gottesleidenschaft und nicht ohne Folgen. Neu aufgebaut werden muss das Haus des Gebetes, als Zentrum für Gerechtigkeit und Feindesliebe. Dafür steht er ein, dafür brannte er, dafür nahm er sogar den Tod in Kauf, eben mit der Frage, die zum Gebet wird: „Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?“ Die Gewissheit, dass Gottes Gerechtigkeit das letzte Wort behält, macht ihn frei. Seine Gottesleidenschaft für eine gewalt- und leidfreie Welt wird zum Osterfeuer. Das gilt es zu entzünden.

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