Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25MRZ2024
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Gestern hat die Karwoche begonnen. Sie wird auch „stille Woche“ oder „Trauerwoche“ genannt. Weil Christen in dieser Woche an das Leiden und Sterben Jesu erinnern.

Die Karwoche ist auch die Woche der Trauernden; denn es geht auch um ihren Abschied und ihren Schmerz. Da kann die Karwoche wie eine kleine, schützende Pause wirken, vor dem Alltagstrubel.

Denn wer in Trauer ist, fühlt sich oft wie abgeschnitten von der Welt.

Für manche ist es kaum mehr möglich, unter Menschen zu gehen. Weil sie die Normalität nicht ertragen: Wie kann sich die Welt einfach so weiterdrehen, als ob nichts wäre? Wo ich doch das Liebste verloren habe...

Das ist schwer zu begreifen. Und tut weh.

Allein schon der Anblick eines Paares, das einander noch hat....

Oder der Anblick einer Familie, die komplett ist, kann mitten ins Herz treffen.

Ob man nun will oder nicht.

Eine Freundin, die ihren Mann verloren hat, beschreibt dieses Gefühl der Fremdheit so: „Es ist, als wenn ich in zwei Zügen unterwegs wäre, die nebeneinanderher fahren:

In dem einen Zug sitzt das ganz normale Leben. Da geht es unbeschwert zu:

Es wird gelacht, geschimpft und über das Wetter geredet.

Und in dem anderen Zug, da sitzt die Trauer. Das ist eine völlig andere Welt.

Da ist es still und leise. Traurig ist es da. Und düster...“

 

Meine Freundin erzählt, dass sie zwischen beiden Zügen hin und her wechselt.  Wenn sie mit Freunden unterwegs ist, und sich wohlfühlt, dann fährt sie mit im unbeschwerten Zug. Aber kaum endet eine schöne Situation, wird sie direkt wieder in den anderen Zug zurückkatapultiert. Da kann sie gar nichts gegen machen, und fühlt sich wehrlos und ausgeliefert.

Sie sagt:

"Das einzig gute ist: Wenn ich so zurückblicke, ist die Zeit in meinem unbeschwerten Zug immer länger geworden. Und die im düsteren Zug kürzer. Es dauert lange. Aber es wird besser."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39590
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