SWR3 Gedanken

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26MRZ2024
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Finnland macht vieles richtig, aber diese eine Sache macht Finnland richtig gut. Und deshalb wollen sich sechs Städte aus dem Südwesten daran ein Beispiel nehmen: Ravensburg und Reutlingen, Esslingen und Herrenberg, Freiburg und Heidelberg. Die Idee aus Finnland heißt „Housing first“, auf Deutsch „erstmal wohnen!“. Es geht darum, dass Menschen nicht mehr auf der Straße leben müssen.

„Housing first“ funktioniert so: Wer auf der Straße lebt und eine Wohnung möchte, bekommt eine, ohne Vorbedingungen. Obdachlose müssen nicht zuerst clean sein oder eine Arbeit vorweisen, oder sonst etwas erfüllen. So ist das bisher üblich. Sie werden nur vor die Entscheidung gestellt: „Willst du wieder wohnen oder nicht?“ Natürlich gehört auch eine Menge Glück dazu, denn Wohnraum ist knapp und Vermieterinnen und Vermieter, die mitmachen, sind rar. Dabei ist die Finanzierung gesichert, es sind immer Ansprechpersonen da, und die Obdachlosen werden von Sozialarbeitern unterstützt.

Wenn jemand wieder ein Dach über dem Kopf hat, hat er oder sie damit wieder einen Schutzraum und Privatsphäre. Und damit ganz neue Möglichkeiten, seine Probleme anzugehen. Wer dagegen auf der Straße lebt, ist vor allem mit Überleben beschäftigt. Damit, einen sicheren Schlafplatz zu finden und den vielen Gefahren zu trotzen.

Die Erfolge aus Finnland machen Mut. Dort gibt es nur noch wenige tausend Menschen, die auf der Straße leben. Bei uns in Deutschland steigen die Zahlen immer weiter.

Die Idee von „Housing first“ könnte übrigens eins zu eins von Jesus stammen. Der hatte auch immer den Ansatz erstmal zu fragen, was jemand braucht. Seine typische Frage war: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“

Und wenn jemand geantwortet hätte „Hol mich doch bitte von der Straße!“, dann wäre bestimmt auch er froh gewesen über „Housing first“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39559
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