Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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23MRZ2024
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Morgen feiern die christlichen Kirchen Palmsonntag und erinnern an den umjubelten Einzug Jesu in Jerusalem. Auf einer Eselin ist er damals in die Stadt eingeritten, viele Menschen sind vor und hinter ihm hergegangen, haben ihre Kleider und Palmzweige auf dem Weg ausgebreitet und ihm „Hosanna – gesegnet sei er, der kommt im Namen Gottes“ zugerufen. Wie einen Helden haben sie ihn empfangen mit allem drumherum.

Dass die Stimmung damals innerhalb von wenigen Tagen gekippt ist und am Ende dieser Woche derselbe Jesus verurteilt am Kreuz stirbt, ist schwer zu begreifen und doch eine historische Tatsache, an der nicht zu rütteln ist.

Was ist passiert, dass die Passion im Sinne von Leidenschaft Jesu zu der Passion – seinem Leiden am Kreuz wurde?

Vielleicht geht es zunächst einmal darum zu schauen, was denn eigentlich die Leidenschaft Jesu war, wofür hat er gelebt und gebrannt?

Sehr verkürzt und vereinfacht: Für einen Gott, der die Menschen liebt, der barmherzig ist und niemanden aufgibt. Für einen Gott, der sich auf die Seite der Armen und Schwachen in der Gesellschaft stellt und betont, dass das Gesetz für den Menschen da ist und nicht andersherum.

Der Priester und Schriftsteller Lothar Zenetti beschreibt Jesus so:

„Wo er war begannen Menschen freier zu atmen

Blinden gingen die Augen auf

Gedemütigte wagten es zum Himmel aufzuschauen

und Gott ihren Vater zu nennen…

…Er stand dafür ein

dass keiner umsonst gelebt

keiner vergebens gerufen hat

dass keiner verschwindet namenlos

im Nirgends und Nie

dass der Letzte noch

heimkehren kann als Sohn …“

 

Dass Jesus dabei im Namen seines Gottes spricht und handelt - davon war er überzeugt und nicht bereit auch nur ein Jota davon abzuweichen.

Dass das wiederum den gesetzestreuen Machthabern nicht passte, verwundert nicht weiter. Dass er Widerstand provoziert hat, auch nicht. Das hat ihn nicht weiter erschüttert. Er ging dem Konflikt nicht aus dem Weg und ist sich und seinem Gott treu geblieben. Hat den aufrechten Gang gewagt – das hat er letztlich mit seinem Leben bezahlt.

Dass er sich so treu geblieben ist, dieser Jesus von Nazareth, ist das, was mich mit am meisten an ihm fasziniert.

Und ich hoffe, dass auch ich nicht müde werde, das, was ich von seiner frohen Botschaft verstanden habe, weiter zu erzählen und zu leben.

 

Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur, Grünewald, S.134

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