Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18MRZ2024
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Heute feiert meine Freundin Doro ihren 60. Geburtstag. Kennengelernt haben wir uns vor über 40 Jahren bei einer Tagung. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch, haben viel miteinander geredet und sind nach diesem Wochenende über Briefe und Telefonanrufe in Verbindung geblieben auch wenn wir damals mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt gewohnt haben. Seit dieser Zeit sind wir befreundet und haben sozusagen zwei Drittel unseres Lebens miteinander geteilt. Die unbeschwerten, wenn auch manchmal anstrengenden Studienzeiten, den einen oder anderen Liebeskummer, herrliche Urlaubstage am Meer und die Trauer um unsere Väter, die fast zeitgleich gestorben sind.

Ich bin sehr dankbar für diese Freundschaft. Mit all ihren Höhen und Tiefen, die es auch gegeben hat. Doch was immer auch war: wir wussten, wir können uns aufeinander verlassen.

Ich glaube, das ist etwas Wesentliches für alle Freundschaften, dass man sich aufeinander verlassen kann. Und noch etwas, das ich für generell wichtig halte ist, dass ich mich wirklich für den anderen interessiere, im Gespräch bin und bleibe. Das mag ich besonders an Doro. Sie hat sich all die Jahre dafür interessiert, was mich umtreibt. Ist neugierig geblieben, im positiven Sinne. Sie sortiert mit mir, wenn Entscheidungen anstehen und ich unsicher bin, wohin die Reise gehen soll. Sie hinterfragt meine Argumente kritisch, wägt mit mir ab und redet weder mir noch sonst jemand nach dem Mund. Das schätze ich sehr.

Vielleicht besteht genau darin das Wesen von echter Freundschaft. Dass man ehrlich miteinander ist, das Beste für den anderen möchte und miteinander ringt, auch wenn es dabei unbequem wird.

Echte Freundinnen und Freunde sind für mich mit das Kostbarste im Leben. Ohne sie wäre mein Leben arm. Freundschaften kann man nicht erzwingen, sowenig wie Liebe. Aber man kann sie pflegen. Je älter ich werde, umso wichtiger ist mir das. Mit den Menschen, mit denen ich mich tief verbunden fühle, möchte ich Zeit verbringen, ich möchte sie spüren lassen, was sie mir bedeuten. Sie sind ein Schatz – ganz wie es vor mehr als 2000 Jahren ein Weisheitslehrer in der Bibel schon trefflich auf den Punkt gebracht hat: „Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt wer ihn findet, hat einen Schatz gefunden.“ (Sir 6,14)

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