SWR3 Gedanken

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14MRZ2024
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Ich war echt total genervt. Gerade in Berlin losgefahren, macht unser Zug schon in Berlin-Spandau wieder Halt. Eine Oberleitung war auf der Strecke zurück ins Rheinland gerissen. Drei Stunden später sitze ich immer noch in Spandau – inzwischen hab ich mich mit drei anderen Reisenden im Abteil zusammengetan: Wir sind uns sicher - das wird heute nichts mehr mit der Heimreise. Irgendwann fordert uns dann auch die Stimme eines Bahnmitarbeiters aus dem Off auf: „Fahren Sie mit der S-Bahn zurück zum Hauptbahnhof und organisieren Sie sich eine Unterkunft.“ Mein Akku ist inzwischen leer, aber ich kann auf Peer zählen: Der Familienvater aus Köln wollte zwar eigentlich zur Kindergartenfeier des Sohnemanns am anderen Morgen wieder zu Hause sein, aber er nimmt es wie sein Kollege Thomas sportlich. Und dann ist da noch Hassan, ein junger Arzt – der hat zwei riesige Koffer dabei, weil er heute eigentlich umziehen wollte. Und übermorgen einen neuen Job in Bremen anfängt. Und dann nimmt doch noch alles sein gutes Ende: Peer organisiert auf seinem Handy für uns vier Unterkünfte …und am Ende schlafen wir in einem Hotel auf dem verschneiten Kudamm, nachdem wir zuvor zusammen Berlin bei Nacht erkundet und auf diese unverhoffte Begegnung angestoßen haben. Und Hassan genießt am nächsten Morgen sogar noch den Hotel-Pool, denn in seinen großen Koffern hat er auch seine Badehose.

Ich glaube, es war die Gelassenheit von uns vier, die dazu beigetragen hat, dass uns dieses Bahnchaos nicht als Ärgernis, sondern als ein spannendes Erlebnis in Erinnerung geblieben ist.  Peer schreibt uns später allen eine Mail, die es auf den Punkt bringt: „Unser Treffen in Berlin - ein Geschenk der Deutschen Bahn.“ Und dieses Geschenk erinnert mich an ein schönes Gebet:

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39511
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