SWR3 Gedanken

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12MRZ2024
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Letzten Sommer habe ich mit meinem Kumpel Danny eine Tour mit dem Zug durch Österreich und Slowenien gemacht. Kurz vor Ljubljana kommen zwei Briten in unser Abteil. Owen und Stan, beide im ersten Semester, sind gerade gemeinsam durch Europa unterwegs. Wir unterhalten uns, erst über die Premier League. Und dann über den Brexit. Denn wir wollen von den jungen Briten wissen, wie sie das sehen. Owen und Stan waren elf, als die Entscheidung fiel: „Ich weiß noch, wie wütend meine Mom war, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde“, erinnert sich Owen. „Ich konnte nichts dagegen tun, aber die Folgen des Brexits bekomme ich jetzt zu spüren. Wie kann man so einen Rückschritt machen und wieder in nationales Denken verfallen?“, ärgert sich der Geschichtsstudent.

In drei Monaten, am 9. Juni 2024, sind Europawahlen. Dann entscheiden die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union zum zehnten Mal über ihre politische Zukunft. Auch Stan und Owen würden sehr gerne ihren Stimmzettel abgeben, aber sie dürfen nicht. „Go Voting!“- „Geh wählen!“- das ist ihre Message an mich und alle europäischen Freunde da draußen, damit sich die Nationalisten nicht durchsetzen.

Vor zwei Jahren im Urlaub habe ich Cristina, eine Freundin aus Spanien, wiedergesehen. Sie hat uns damals die Schönheit ihrer Heimat Zaragoza gezeigt. Als wir vor kurzem telefonieren, sagt sie mir: „Ich werde auf jeden Fall wählen gehen! Weil ich glaube, dass wir nur zusammen etwas bewirken können – die Herausforderungen wie der Klimawandel sind enorm - auch hier in Spanien. Es ist besser, diese Probleme gemeinsam anzugehen.“

Ich finde die Gespräche mit Cristina, Owen oder Stan total wichtig - denn sie zeigen mir: Bei Europa geht es nicht um Nationen, sondern um Menschen. Und es liegt auch an mir und allen, die zur Wahl gehen können, damit auf den Brexit kein Grexit, Nexit oder Dexit folgt.

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