SWR4 Abendgedanken

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08MRZ2024
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Um das Krankenhaus in unserer Stadt steht es schlecht. Wie auch bei anderen Kliniken in unserem Land heißt es, dass wohl nicht „wirtschaftlich genug“ gearbeitet wurde, und darum steht nun eine Schließung im Raum. Die Menschen unserer Region sorgen sich natürlich um den Bestand des Krankenhauses. Wo soll es hingehen, wenn ein Notfall vorliegt? Die nächsten Krankenhäuser sind eine halbe Stunde entfernt. Vor allem aber setzt die ganze Situation den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses zu. Denn sie haben nicht einfach einen Job, mit dem sie Geld verdienen, sondern sie haben einen Beruf und Arbeitsplatz gewählt, für den man, glaube ich, wirklich berufen sein muss. Und sie sind eine Gemeinschaft, die an ihrem Krankenhaus für die Menschen ihrer Region da sein wollen. Sie sind hier zu Hause. Ich bewundere die Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte, die in unserem Krankenhaus arbeiten. Wechselnde Patienten, Schichtarbeit, aufgeregte Angehörige. Da ist oft viel unausgesprochene Angst und Anspannung im Raum, die insbesondere die Schwestern und Pfleger auffangen. „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!“ (Röm 12,15) heißt es einmal in der Bibel - und Menschen mit diesen Berufen leben das meiner Erfahrung nach jeden Tag. Sie schenken den Patientinnen und Patienten Trost bei einer schweren Diagnose, geben Halt vor einer anstehenden Operation, freuen sich, wenn die Entlassung ansteht und es endlich nach Hause geht. Sie nehmen sich trotz großen Zeitdrucks Zeit für Ihr Gegenüber und müssen gleichzeitig auf sich selbst aufpassen und die nötige Distanz wahren. Und trotzdem arbeiten sie jeden Tag neu mit Geduld, Liebe und großer Fachlichkeit und stellen sich dem, was das Leben ihnen zuträgt und manchmal auch zumutet. Die größte Zumutung ist für mich aber die Diskussion über die Wirtschaftlichkeit. Sie führt zu einer enormen Anspannung unter den Mitarbeitern, die immer wieder ihr Bestes geben. Ja, ein Krankenhaus rechnet sich manchmal nicht, weil in den Strukturen etwas nicht stimmt. Aber damit ein Mensch gesund wird, braucht es Zeit, eine gute Umgebung und verlässliche Zuwendung. Das wusste auch schon der barmherzige Samariter, als er den unter die Räuber gefallenen Mann in biblischen Zeiten in einem Gasthaus zur Pflege gebracht hat und dafür dem Wirt gleich Geld hingelegt hat. Vielleicht sollten wir als Gesellschaft öfters miteinander überlegen, wo und wofür wir Geld investieren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39443
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