SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

05MRZ2024
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Vor kurzem hat mir jemand halb im Spaß zugerufen: „Hallo, was ist denn los mit dir? Du guckst so mürrisch!“ Nichts war im Grunde los, ich war einfach in Gedanken gewesen. Aber anscheinend hatte ich „mürrisch“ geguckt – also etwas finster und brummig.   „Mürrisch“ – das Wort hört man heute selten. Schon sein Klang verrät, worum es geht. Wer murrt, drückt mehr oder weniger laut brummend seine Unzufriedenheit aus, und das mal nicht eben so, sondern immer wieder. So wie das Volk Israel, von dem in der Bibel im Alten Testament berichtet wird, dass es 40 Jahre lang in der Wüste auf der Suche nach einer neuen Heimat unterwegs gewesen ist. Mürrisch, brummend und unzufrieden mit sich und der Welt - und unzufrieden mit Gott. Nichts war ihm recht, an allem hatte es etwas auszusetzen. Der Weg war zu lang und zu beschwerlich, seine Führer planlos und auch das ewige Mannaessen hatte es satt. Anfangs waren die Israeliten noch begeistert gewesen und haben sich zu gerne aufgemacht – raus aus der Sklaverei in Ägypten. Aber diese Begeisterung war längst vergangen und vergessen. Sie waren im Hier und Jetzt angekommen, und das hat ihnen nicht gefallen. Warum und wieso? Keine Ahnung, es passte einfach alles nicht. Also wurde gemurrt und gemeckert. Gott hat sich dann immer wieder etwas ausgedacht, um das Volk bei Laune zu halten, aber in den allermeisten Fällen war der Erfolg von kurzer Dauer. Dann ist das Murren einfach wieder von vorne losgegangen.

Und nun hatte ich selbst anscheinend „mürrisch“ geguckt, was mir ganz und gar nicht gefällt. Denn selbst, wenn ich wirklich mal mit einer Sache unzufrieden bin oder mir irgendwas nicht passt, dann möchte ich eigentlich nicht in meinem Meckern und Murren verharren. Das bringt mir nicht wirklich etwas, außer schlechter Laune. Viel mehr möchte ich die Gründe finden und für mich verstehen, warum ich unzufrieden bin. Bin ich nur unausgeschlafen? Fühle ich mich nicht wahrgenommen? Was steckt dahinter? Und wie könnte ich aus diesem Hamster-Murr-und Meckerrad kommen? Denn eine Meckerrunde nach der anderen kostet mich nur unnötig Kraft und Zeit.

Was hilft mir raus? Ein Gespräch mit einer Freundin, um eine neue Perspektive einzunehmen? Manchmal reicht es zum Glück, wenn mir jemand zuruft: „Warum guckst Du denn so mürrisch?“ Und mich damit so zum Lachen bringt, dass ich von ganz von allein aus meinem Gedanken-Hamsterrad herausfalle.

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