Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02MRZ2024
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Guten Morgen. An einem College in Oxford gehörte er zu einer recht humorlosen Gemeinschaft, die von Mitstudierenden den Spitznamen „Heiliger Club“ verpasst bekam. Später, nach seinem Theologiestudium ging jener junge anglikanische Priester namens John Wesley voll Idealismus nach Amerika. Eigentlich wollte er dort „die Indianer bekehren“. Im Lauf der Zeit jedoch stellt er verzweifelt fest: „Und wer bekehrt mich?“ Er wurde bescheidener und machte nach seiner Rückkehr nach England eine persönlich-tiefgreifende Erfahrung. Er entdeckte die machtvolle Liebe Gottes. Doch diese Erkenntnis konnte er nur schwer in den Gottesdiensten „seiner Kirche“ weitergeben. Darum begann er in England, Schottland und Irland unter freiem Himmel zu predigen. Seine Predigten unter freiem Himmel – auf Dorfplätzen und vor Fabriktoren – kamen an. Sie waren einfach, gefühlvoll, praktisch. Die neu erkannte und gewonnene Gute Nachricht macht ihn zu einem rastlosen Menschen. Dauernd war er unterwegs. 380.000  Kilometer legte er in seinem Leben zurück: zu Fuß, auf einem Pferderücken, in einer Kutsche. John Wesley förderte seine Bewegung dadurch, dass er sogar theologisch Unstudierte – unter ihnen auch Frauen – aus der Bibel vorlesen, predigen und Gemeinden leiten ließ. Seine Methodisten, auch das ein früher Spottname, sind heute eine weltweite Kirche mit knapp 50 Millionen Mitgliedern. Heute, am 2. März 1791, starb John Wesley im Alter von fast 88 Jahren.

Für Wesley war von allem Anfang an das soziale Engagement wichtig. Darum besuchte er mit den Mitgliedern seines „Heiligen Clubs“ Menschen in Krankenhäusern, Gefängnissen oder Armenvierteln. Dies soziale Tun war ihm ebenso wichtig wie dies, dass Menschen in seinen Kleingruppen miteinander beten, die Bibel lesen, über Bibeltexte sprechen oder am Abendmahl teilnehmen. Später verabschiedete die weltweite Methodistenkirche sogar ein Soziales Bekenntnis. Daraus zitiere ich nur zwei Aussagen: „Wir stehen ein für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Not. … Wir sind bereit, mit den Benachteiligten unsere Lebensmöglichkeiten zu teilen.“ Solche Sätze fordern mich heraus. Dennoch fasziniert mich bis heute dies Ineinander von sozialer Wachheit und persönlicher Frömmigkeit – und darum gehöre ich gern zu dieser Kirche.

 

... Hartmut Hilke, Evangelisch-methodistische Kirche, Leonberg

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39431
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