Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29FEB2024
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Guten Morgen. Vertrauen ist zu einem kostbaren Gut geworden. Gegenwärtig scheint eher das Misstrauen zu einer gesellschaftlichen Grundhaltung geworden zu sein. Manche misstrauen den gegenwärtigen politischen Kräften. Andere misstrauen den Sachverständigen in der Wirtschaft. Sogar das Vertrauen in die sogenannten öffentlich-rechtlichen Medien ist angeschlagen. Stattdessen tauchen etliche in ihre eigenen Informations-Blasen ab. Dort finden sie ihr eigenes Denken bestätigt, denn hinterfragen und diskutieren scheint „out“ zu sein. Seriöse Tageszeitungen oder mit Steuermitteln finanzierte Medien werden sogenannter „fake news“ bezichtigt. Sie bilden angeblich die Wirklichkeit falsch oder verzerrt ab. Ich finde dies Misstrauen gegenüber nachdenklichen, gewachsenen, kritischen und selbst-kritischen Institutionen bedenklich. Es macht mich traurig, dass jenen Medien, die differenziert informieren, nicht mehr vertraut wird.

Auch andere Institutionen erleben einen Vertrauensschwund. Parteien gehören dazu – und seit einigen Jahren verstärkt auch die Kirchen. Ich erlebe, dass immer weniger Menschen bewusst zur Kirche gehören wollen. Menschen treten aus, weil ihnen das Personal nicht gefällt; weil die Botschaft veraltet rüberkommt; weil manche Aussagen wie aus der Zeit gefallen erscheinen; weil Skandale publik werden. Dennoch spüren viele Menschen, dass sie etwas Religiöses oder Spirituelles brauchen. Und so stehen kirchliche Angebote eher nicht oben auf der Liste der interessanten ‚Anbieter‘.

Dabei geht es beim Vertrauen in erster Linie gar nicht um die Kirche. Es geht vielmehr um Gott! Diesen Gott bekenne ich als glaubender Mensch als Schöpfer und Erhalter meines Lebens. Ein solches Gottvertrauen jedoch lerne ich nur durch meinen persönlichen Einsatz und mein Vertrauen-Wollen. Und dies Lernen dauert ein ganzes, langes Leben. So bekennt ein Mensch der Bibel: „In der Nähe des Herrn bin ich geborgen“. Ich muss also nicht andere Orte der Geborgenheit suchen. Denn, so endet der Text: „Der Herr ist treu. Er liebt es, wenn Menschen treu sind“. Das heißt im Klartext: Bin ich Gott treu, vertraue ich zugleich diesem schöpferischen Gott. Und dies Vertrauen lerne ich nur im lebenslangen Selbstversuch. Doch dieser Selbstversuch lohnt sich.

 

... Hartmut Hilke, Evangelisch-methodistische Kirche, Leonberg

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39429
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