SWR2 Wort zum Tag

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24FEB2024
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Wie oft höre ich den Satz: „Und denken Sie nur – so ´was passiert mir in der eigenen Familie!“ Das sind Geschichten von Streit, Neid und Missgunst. Ältere gegen Jüngere. Bruder gegen Bruder, Schwestern gegen Schwestern. Familie kann - aber muss nicht ein Ort des Friedens sein.
So steht es schon in der Bibel: Es beginnt mit dem ersten Brüderpaar, mit Kain und Abel, und hört nicht mehr auf. Die Söhne Noahs stellen ihren Vater bloß; im Kampf um den alten Abraham kracht es zwischen Sarah und Hagar ganz gehörig, die Zwillinge Esau und Jakob streiten um ihr Vorrecht der Erstgeburt. Und auch unter den Jüngern um Jesus gibt es Zoff: Eifersucht und Rangstreitigkeiten. Es kommt sogar zum Verrat. Keine heile, heilige Familie in Sicht. Auch nicht unter Menschen, die mit dem Friedensbringer Jesus unterwegs sind.

Für mich heißt das: Es gibt nicht von selbst eine heile Community. In der Familie nicht und auch nicht außerhalb davon. Das ist für den eigenen Familienkrach entlastend: Es ist nicht nur bei mir so.

Andererseits wirft das doch die Frage auf: Wenn denn Blutsverwandtschaft keine Garantie für ein friedliches Miteinander ist, wie kann das denn anders werden? Dafür braucht es offenbar klare Regeln. Für eine Kultur, die Streit und Kriege dämpfen kann.

Für mich sind dafür richtungsweisend die 10 Gebote, die Mose auf dem Berg Sinai empfangen hat. Und die Weisungen, die von Jesus überliefert sind.

Sie immunisieren nicht gegen Streit und Gewalt. Aber sie orientieren, geben mir einen Bezugsrahmen für eine andauernde erzieherische Arbeit an mir selber. Auch wenn ich in mancher Hinsicht nur schwer erziehbar bin, kann ich noch lernen:
Ich muss nicht andere beneiden, schlecht von ihnen sprechen, mir Vorteile und Gut aneignen, das mir nicht gehört. Auf dem Weg zum Frieden kann ich auch einmal nachgeben. Ich muss nicht der Erste sein, sondern kann mich auch einmal hinten anstellen und der Letzte sein.

Und wenn es nicht gelingt? Dann soll ich für meine Fehler Verantwortung übernehmen. Dazu stehen. Nicht wie Kain: Der schlägt seinen Bruder tot und als ihn Gott zur Rede stellt, reagiert er so, als hätte es mit ihm nichts zu tun: „Bin ich denn meines Bruders Hüter?“
Verantwortung abweisen und Schuld nicht anerkennen, verlängert die Kette von Untaten und Unfrieden. Wo ich aber Fehler eingestehe, kann ich neue Wege beschreiten.

Unterwegs zu jener verlockenden Vorstellung aus Psalm 133:
„Siehe. Wie schön und wie lieblich ist es, wenn Brüder in Eintracht beieinander wohnen.“ Ein friedvolles Wochenende, mit wem immer Sie unterwegs sind.

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